Nun wollte ich doch mal mit einem eigenen Video starten und jetzt sagt mir youtube nach drei Tagen Hochladedauer, dass das Video nicht komprimiert werden kann und daher der Versuch fehlgeschlagen ist. Nun ja, dafür gibt's Bilder bei Picasa. Wer es dann live, in echt und Farbe sehen möchte, muss mich eben besuchen kommen :-)
Eine Woche Alexandria liegen also hinter mir, eine Woche mit Lärm, Dreck, ganz vielen Eindrücken und Informationen sowie ner Menge neuen Bekanntschaften. Und auch wenn Marianne (bei der ich übernachten durfte) mich damit aufzog, ich hatte tatsächlich einen Block dabei, in dem ich stichpunktartig alles mögliche notiert habe, weil ich sonst die Hälfte wieder vergessen hätte. Und nun weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll...
Vielleicht gleich mit dem ganz praktischen Tipp für diejenigen, die mich tatsächlich einmal besuchen kommen: Fliegt nur bis Kairo! Die Wartezeit von knapp drei Stunden bis zum Weiterflug nach Alex ist unendlich lange, weil Abends halb neun auf dem Flughafen Kairo nichts mehr los ist. Aber auch gar nichts. Ich weiß gar nicht, was man die ganze Zeit macht, wenn man Nichtraucher ist. Todsterbenslangweilig! Aber vorher sollte man unbedingt im Landeanflug die Aussicht beachten. Kairo bei Nacht ist wirklich total schön! Und riesengroß. Ich hatte den Eindruck, die letzte Flugstunde sind wir nur über Kairo geflogen ;-) Leider habe ich entweder auf der falschen Seite gesessen, oder man sieht sie generell nicht, ich hatte gehofft, die Pyramiden bei Nacht zu sehen. War leider nix. Muss ich doch noch mal hin.
Am Flughafen in Alex haben mich dann zwei Jungs abgeholt, die mir von einer Bekannten bzw. deren ägyptischen Ehemann organisiert wurden. Anstrengend. Ägyptische Männer sind anstrengend. Natürlich sieht man in echt viel besser aus, als auf dem Foto. Man möchte dieses und jenes die nächsten Tage machen, eigentlich ununterbrochen zusammen sein und tendenziell könnte man sich doch gegenseitig die Sprachen beibringen. Na ja, ich glaube, dafür suche ich mir doch wen anders. Trotzdem waren die wirklich hilfsbereit. Wir sind zunächst zu einer Bar gefahren, in der es frische Säfte aller Art gibt, was sehr lustig war, denn hierfür musste man noch nicht mal aus dem Auto steigen. Man fährt dorthin, parkt planlos auf der Straße (wie alle anderen auch), es kommt jemand, nimmt die Bestellung auf und erhält nach 5 Minuten ein großes Glas frischen Saft für wenig Geld. Die Erfrischung brauchte man auch, denn die nächsten - gefühlten - 5 Stunden haben wir damit zugebracht, das Hostel zu suchen, in dem ich ein Zimmer reserviert hatte. Ein Mysterium, dem ich die nächsten Tage noch ganz oft begegnen konnte: man hat eine Adresse und trotzdem weiß keiner, wo das ist. Da müssen zig Leute befragt werden, bevor man tatsächlich dort ist, wo man hinwollte. Ich erinnere an das Kapitel des "nach dem Weg fragen" aus dem Fettnäpfchenführer. Der Ägypter gibt nicht zu, den Weg nicht zu kennen und erklärt zur Not auch einen falschen, was ganz ungünstig ist, wenn es in einer Millionenstadt kaum Straßenschilder gibt und man wirklich auf fremde Hilfe angewiesen ist, wenn man den Weg selbst nicht kennt.
Nun ja, irgendwann haben wir's tatsächlich geschafft und waren in dem von mir gebuchten Hostel. Ich würde niemanden empfehlen in einem Hostel in Ägypten zu nächtigen, aber ich ärgere mich nicht und verbuche es als erste Erfahrung in meiner neuen Heimat. Am nächsten Tag ging's dann zur Schule (von der auch niemand wusste, wo sie ist) und ich konnte hier meine ersten Eindrücke sammeln und die neuen Kolleginnen kennenlernen. Ich muss sagen, ich bin wirklich sehr nett aufgenommen worden. Die ägyptische Verwaltungschefin kümmerte sich um Tee für mich, nahm sich Zeit für einen Rundgang und stellte mir wirklich jeden Mitarbeiter vor. Ich muss gestehen, ich kann mich kaum noch daran erinnern und muss im August wohl noch einmal von vorne anfangen ;-) Der Schulträger (also oberster Chef über die deutsche, amerikanische und britische Abteilung der Schule) drückte mir direkt zwei Schlüssel für seine Villa in Agami in die Hand, was jeden irritierte, der davon erfuhr. Ägyptische Gastfreundschaft? Keine Ahnung. Ich wusste leider nicht, wo die Villa ist und habe sie dementsprechend auch nicht in Anspruch nehmen können.
Dafür hat mich Marianne ganz herzlich aufgenommen und so konnte ich schon mal vorfühlen, wie es sein wird, dort zu leben. So richtig. Mit allen Pros und Contras. Strand, aber wirklich sehr langem Schulweg. Schöne Wohnung (für ägyptische Verhältnisse), mit Maus, die alles anknabbert. Günstige Einkaufsmöglichkeiten, aber ständigem Angequatsche am Straßenrand: Hello, where are you from? Welcome to egypt. Ich kann Marianne verstehen, wenn sie genervt ist, nach zwei Jahren immer noch willkommengeheißen zu werden. Und wehe man reagiert nicht drauf, dann kann das schon mal eingeschnappte Reaktionen hervorrufen. So bei einem Strandspaziergang, bei dem ein ägyptischer junger Mann uns eben oben genannte Sätze zurief, wir nicht reagierten und dafür ein deftiges "F*** you!" ernteten. Aber ich muss sagen, dass ich ganz froh war, schon einmal in Hurghada gewesen zu sein. Mit dem Angequatsche rechnete ich schon und hoffe einfach, eine gewisse Resistenz zu entwickeln. Berlin hat mich ja schon im Ansatz gelehrt, gewisse Sachen zu ignorieren, da schaffe ich das in Alex auch noch.
Aber trotz dieser negativen Seite von Ägypten, freue ich mich sehr auf diese Erfahrung. Auch wenn ich nach dieser Woche nicht mehr behaupten würde, sechs Jahre dort bleiben zu wollen. Aber das kann sich ja noch ändern. Jedenfalls gibt's noch so viel mehr Eindrücke und Erzählenswertes, was ich jetzt hier gar nicht alles auf einmal aufschreiben kann. Ich denke, ich werde das splitten und immer mal wieder etwas berichten. Ich muss ja auch die nächsten Wochen der Arbeitslosigkeit irgendwie sinnvoll nutzen ;-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen