Donnerstag, 30. August 2012

Ordnung - eine deutsche Tugend?

Man glaubt es nicht! Jetzt warte ich seit Monaten darauf, dass mir Vertretungsstunden aus dem Monat April gezahlt werden und kam schon langsam ins Grübeln, warum so etwas so lange dauert. Ablauf dieser Mehrarbeit ist folgender:

1. Ich vertrete einen kranken bzw. abwesenden Lehrer
2. Zwei bis drei Monate später liegt ein Zettel in meinem Postfach, auf dem diese Stunden vermerkt sind, was ich schriftlich bestätigen muss
3. Dieser Zettel wird mitsamt eines schicken Formulars vom Schulsekretariat an die Besoldungsstelle geschickt
4. Irgendwann bekommt man die Mehrarbeit dann mit dem regulären Gehalt ausgezahlt.

Nun kam bis dato aber noch nichts. Immerhin müsste es sich um ca. 140 Euro handeln - das wäre selbst mir aufgefallen, die ich den Blick auf den Kontoauszug meistens vermeide.

Letzte Woche habe ich mir von unseren zuständigen Sachbearbeiterin dieses Formular in Kopie aushändigen lassen, damit ich mal beim Besoldungsamt nachfragen kann, wann denn mit dem Geld zu rechnen sei. Da wir heute erneut bei Punkt 2. waren (diesmal für die Monate Mai und Juni), dachte ich, ich bringe das mal hinter mich (ich hasse nämlich Anrufe bei Behörden) und habe nach 10 Minuten Warteschleife sogar jemanden erreicht.

Fazit?

Auf diesem Formular (welches die zuständige Sachbearbeiterin ausfüllt) seht nicht meine Personalnummer, sondern die unserer stellvertretenen Schuldirektorin. Und so ist es kein Wunder, dass ich die Stunden nicht ausbezahlt bekommen habe, sondern eben jene. Und die verdient wahrscheinlich so viel, dass ihr 140 Euro mehr oder weniger nicht auffallen. Es ist unglaublich! Da wird ja wirklich an mehreren Ecken gepennt: die Sachbearbeiterin unserer Schule, die vergisst die Personalnummer zu ändern; die stellv. Direktorin, der nicht auffällt, dass sie mehr bekommen hat aber auch bei der Besoldungsstelle, die sich nicht wundert, wenn Personalnummer und Name nicht auf diesselbe Person verweisen.

Man man man... Nu bin ich mal gespannt, wie lange es jetzt dauert, diesen Irrtum auszumerzen und mein Konto ein Stück weit glücklicher zu machen...

Mittwoch, 29. August 2012

Pilgern III


Nun hatte ich vor einiger Zeit hier Dialoge gepostet, die das Pilgern früher und heute zum Thema hatte und die ich extra für meine neue 7. Klasse geschrieben habe. Und heute war's dann so weit, die Idee praktisch umzusetzen.

Zunächst muss man sagen, dass die Klasse echt süß ist! Ob es so bleibt wird sich zeigen, aber heute waren alle sehr lieb und haben für eine 7. Klasse wirklich ruhig gearbeitet. In der Vorstellungsrunde durfte jeder seinen Namen sagen und außerdem, was er sich im Geschichtsunterricht wünscht: Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Gespräche und Rollenspiele - da lacht das Referendarinnenherz :-) Vor allem, weil ich ja zufällig ein Rollenspiel für die erste Stunde geplant hatte und außerdem noch ein weiteres in meiner Lehrprobe mit ihnen machen möchte. Und von dem Rollenspiel an sich abgesehen, konnte ich heute gleich für die Lehrprobe testen, ob sie in der Lage sind, sich außerhalb des Klassenzimmers angemessen vorzubereiten. Denn immerhin sind es 27 Schüler, die schlecht alle in einem kleinen Klassenzimmer üben können. Aber auch da war jede Sorge unbegründet, denn sie haben sich selbstständig im Haus verteilt, waren ruhig und kamen pünktlich zurück. Großartig! Eventuell mache ich ja doch mein Examen mit der 7. Nachteil: ich merke mir doch im Leben keine 27 Namen! Zwei Namen sind doppelt und dann gibt's neben einem Simon noch einen Timon. Okay, die beiden werde ich mir wohl als Erstes merken :-)

Sonst gibt's eigentlich nichts aufregendes zu berichten, so lang ist die Woche auch gar nicht mehr. Morgen 10., übermorgen 5. Früh zuhause bin ich dann auch - perfekt, so kann's weiter gehen!

Achso, man glaubt's kaum, aber in Aachen hat seit meiner Rückkehr - bis auf einen Tag - jeden Tag die Sonne geschienen. Hält der Klimawandel etwa doch noch Einzug?

Dienstag, 28. August 2012

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz


Nachdem mein Verhältnis zu/mit Franz in den ersten Schultagen des neuen Jahres ja so hervorragend angelaufen ist, dachte ich gestern, nu geht's wieder bergab. Hintergrund dazu: wir haben letzte Woche beschlossen (auf meine Anregung hin), eine Textsammlung für die 12er und 10er-Kurse zusammenzustellen. Da wir in Philo kaum mit Büchern arbeiten und sowieso in nahezu jeder Stunde einen Text behandeln, den die Schüler als Kopie bekommen, wäre es doch ganz sinnvoll, diese Texte zu bündeln und den Schülern bereits relativ zu Beginn des Jahres auszuhändigen. So können ganz fleißige vorlesen, kranke Schüler den Text zuhause lesen und man hat im Laufe des Jahres weniger Stress, wenn man in der Pause am Kopiergerät Schlange stehen muss. Und da ich die Fleißarbeit dabei übernehme, kann ich mir das außerdem als "außerunterrichtliches Engagement" anrechnen lassen. Gesagt, getan! 

Gestern saß ich dann mal wieder am Laptop und tippe irgendwelche Texte für die 10er. Thema: Anthropologie - Was ist der Mensch? Natürlich führt da kein Weg an Freud vorbei, der der Meinung ist, dass der Mensch Triebe hat, die ihm durch die Kultur verwehrt werden. In Wirklichkeit ist der Mensch nämlich ein aggressives und sexuelles Wesen. Gäbe es keine Kultur, würde die Menschheit wohl in einer Welt voller sex and crime leben. Nun weiß ich, dass Franz Freud ganz lustig findet und habe ihm einen Textauszug gemailt, mit dem Zusatz, ich würde mich jetzt schon drauf freuen, den mit den Schülern zu behandeln. Mehr habe ich mir gar nicht dabei gedacht.

Nun bekomme ich gegen halb Acht einen Anruf, von einem aufgelösten Franz, der mich allen Ernstes fragt, ob er irgendwas gemacht hätte, was nicht richtig war. O-Ton: "sexuell belästigt, unsittlich berührt oder sonstwie unpassend angemacht?" Da ich vor lauter Sprachlosigkeit ob solcher Schlussfolgerungen gar nicht wusste, wie ich darauf reagieren soll, habe ich mich für lautes Lachen entschieden. Ja, er dachte, da sei irgendeine Anspielung drin versteckt, er wüsste ja manchmal nicht, wie ich ticke etc. Vielleicht wurde das ganze noch geputscht, weil ich ihm gestern in der Schule noch erzählt habe, dass es einen ledigen Ausbildungslehrer gibt, der scheinbar Interesse an einer Mit-Referendarin hat. Nun saß ich nach dem Gespräch natürlich da und hab Panik geschoben, dass durch solche Ängste unser Umgang jetzt wieder verkrampft wird, weil er Angst hat, irgendwas falsch zu machen.

Also haben wir heute noch einmal kurz darüber gesprochen und so kam raus, dass Franz gestern Besuch von einem Freund mit Liebeskummer hatte und man zu dem Zeitpunkt der Mailankunft bereits ne Flasche Wein geleert hatte. Die war dann vielleicht nicht ganz unschuldig an solch wirren Gedankenwegen. Ich meinte dann nur zu ihm, dass er seinem Freund hätte sagen sollen, dass sein Liebeskummer extrem langweilig ist, er würde immerhin gerade der sexuellen Belästigung angeklagt. Ab da war das Eis auch wieder gebrochen und wir konnten beide drüber lachen. 

Was muss man nicht alles beachten, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Meine Güte!

Im Übrigen gibt's keine Anhaltspunkte, die so einer Anklage Nahrung geben würden, denn ich kann mich noch nicht mal an ein Händeschütteln erinnern, geschweige denn, an eine sexuelle Annäherung :-)

So weit die kollegialen Verhältnisse. 

Dann war ich heute ja ein bisschen aufgeregt, weil ich meinen 10er Kurs in Philo das erste Mal gesehen habe. Süß! In der ersten Stunde sind ja noch alle ziemlich lieb und zurückhaltend, wobei ich bei dem ein oder anderen schon Potenzial sehe, dass es nicht so lieb bleibt. Ganz zauberhaft die Frage einer Schülerin, ob wir denn trotzdem eine Klausur schreiben, obwohl es nur zwei Schüler im Kurs betrifft. Nee Schätzchen, das ist mir für zwei Schüler zu viel Arbeit! *lach*

Morgen lerne ich dann endlich meine 7. Klasse in Geschichte kennen und am Freitag auch die 5. Klasse in Praktische Philosophie. Und spätestens dann ist man wieder in der Schule angekommen.

Donnerstag, 23. August 2012

Hausaufgaben nicht erledigt


So, nu hätten wir ihn also hinter uns - den ersten Schultag im Schuljahr 2012/13! Und schö war's! Auch wenn meine ehem. 8, jetzt zur 9 aufgestiegen, ihre Hausaufgaben über die Sommerferien nicht erledigt haben - sie sind leider immer noch in der Pubertät... Aber ich bin sehr stolz auf mich, denn es gab kein großes Rumgerede und Gelaber, sondern direkt den Einstieg ins neue Thema. Zugegeben haben sie versucht über die Ferien zu reden, aber ich war standhaft *miraufdieschulterklopf* Schöner Dialog:

S: Frau W., ich war in den Ferien in Berlin und hab sogar die Quadriga gesehen!
W: Sehr schön, haste auch die Kanonenrohre gesehen?
S: Ja. Wo waren Sie?
W: Ich war auch in Berlin?
S: Waren Sie auch auf der Quadriga?
W: Nein
S: Beim Brandenburger Tor?
W: Nein
S: Beim Reichstag?
W: Nein
S: Was wollten Sie denn dann in Berlin, wenn Sie sich gar nichts angeschaut haben?!

Tja, das wird wohl mein ewiges Geheimnis bleiben :-)

Danach hab ich schön im Lehrerzimmer abgehangen und auf meine Hospitationsstunde bei Franz gewartet. Der überraschend sehr nett war. Also Franz. Aber auch der Unterricht. Liegt aber vermutlich am Kurs, in dem es wirklich nur liebe Schüler gibt und die Atmosphäre fast immer locker und lustig ist. Und weil es aufgrund Stundenkollissionen nicht möglich ist den kompletten Unterricht in dem Kurs zu übernehmen und Franz und ich Teamteaching betreiben müssen, haben wir das heute direkt begonnen. Nicht offiziell, aber schon mal gemeinsam unterrichtet - auch wenn ich keinen Plan hatte, worum es im Text ging. Sehr professionell. Muss ich heute noch aufarbeiten. Aber auch hier eine lustige Anekdote:

Franz erklärt den Schülern ihren Arbeitsauftrag. Und wie er halt manchmal ist, ein wenig komplizierter als nötig. Den Schülern steht ein Fragezeichen auf der Stirn, also erkläre ich den Auftrag noch mal in zwei kurzen Sätzen. 

Franz: Also wenn Frau W. ihn verstanden hat, dann sollte er euch doch auch klar sein, oder?
W: Das war jetzt aber schon ein bisschen gemein, Herr H.!
alles lacht

Aber man darf sich ja gerne über mich lustig machen, wenn ich merke, es ist nicht ernst gemeint. Kurz darauf hat er sich sogar bei mir dafür entschuldigt und erklärt, es wäre nur Spaß gewesen. Na wenn's nur bei solchen Sprüchen bleibt, kann ich mit leben.

Wir haben dem Kurs dann auch erläutert, was sie bis zum Abi und speziell, was sie durch meine Anwesenheit erwartet: Teamteaching, Lehrprobe und voraussichtlich das Examen. Da strahlten sie alle. Auch wenn ich natürlich aufgeregt sein werde, aber mit so einem Kurs geht man, glaube ich, gleich viel entspannter in die Prüfung. Fast könnte ich sagen, ich freu mich drauf :-)

Und morgen dann: Friday I'm in love

Dienstag, 21. August 2012

Zweite Halbzeit


Ich musste gerade echt schmunzeln, als ich die Post-Titel-Liste gesehen habe, in der es einen Post mit Titel "noch 41 Tage Ferien" gibt. Dann müsste der heutige Post "noch 9 Stunden Ferien" heißen. Aber das war mir dann doch nix.

Nu sind die ersten Sommerferien aus der Sicht der (Fast-)Lehrerin also auch vorbei. Und trotz fehlendem Südsee-Urlaub stell ich mir das in Zukunft genauso vor. Zwei Wochen Unterricht vorbereiten, Aufräumen, Saubermachen - Vier Wochen chillen. So sitze ich nämlich heute, dem letzten offiziellen Ferientag, hochmotiviert am Schreibtisch, kläre noch ein paar organisatorische Sachen und freu mich richtig, dass es bald wieder los geht. 

Zu den Ferien gibt's eigentlich nichts weiter zu erzählen. Außer dass sie mir 4 Kilo Winterspeck beschert haben - für meinen Geschmack ein wenig zu früh und dass mir die Zeit in Thüringen und Berlin echt gutgetan haben (auch wenn nicht der ganze Plan abgearbeitet wurde ;-)).

Und weil ich so ein kleiner Streber bin, stehen jetzt auch die letzten Termine für die beiden offenen Lehrproben: 18.9. in Geschichte, 4.10. dann das große Finale in Philo. Dass mein Papa an diesem Tag Geburtstag hat, werte ich einfach mal als gutes Omen.

Franz und ich haben bei der gestrigen - übrigens sterbenslangweiligen - Lehrerkonferenz festgestellt, dass wir beide hochmotiviert sind den Rest meiner Ref-Zeit ruhig und entspannt zu vollbringen und gehen sogar so weit, dass wir es mit Team-Teaching versuchen - sprich, in einer Woche unterrichtet er den Kurs in einer Stunde, in der anderen Woche ich denselben Kurs in zwei Stunden. Jut, die Idee wuchs nicht auf unserem Mist, sondern ist dem neuen Stundenplan und darausfolgender Kollisionen geschuldet. Aber ich glaube ja noch ganz fest an das Gute im Menschen und daran, dass wir es irgendwie hinbekommen - ohne körperliche und geistige Schäden davonzutragen.

Und nu warte ich gespannt auf Donnerstag, wenn ich dann wieder loslegen darf.