Freitag, 5. Oktober 2012

10/11 - war okay


Nun hätte ich in der ganzen Grauzone zwischen Unterrichtsvorbereitung und Ferieneuphorie doch beinahe vergessen, meinen letzten UB in Philo zu kommentieren. Das geht ja mal gar nicht :-) Gestern war's also so weit - wenn mein Fachseminarleiter für Philo das nächste Mal eine Stunde von mir sieht, handelt es sich um die Examensstunde. Unglaublich!

Das Wort, welches in der Nachbesprechung am häufigsten fiel war "okay". "Nö, Frau W., die Stunde war schon okay", "Im Examen wäre die Stunde okay gewesen" oder "Der Planungsentwurf ist okay so". Blöd, dass ich bei okay keine wirklich positiven Gefühle entwickel. Von wegen, okay ist die kleine Schwester von sch... War aber wohl meine eigene Schuld, denn das erste Wort, welches die Stunde beschrieb, war "solide". Aber auch solide finde ich nicht so prickelnd. Hört sich nach bodenständig an und wer will schon bodenständigen Unterricht machen? Funken sollen sprühen, die Emotionen überkochen, die Vögel singen - oder so ähnlich... Ganz so sch... war's aber wohl wirklich nicht, denn er gibt der Stunde eine 2. Im Examen hätte es auch eine 3 sein können, ganz davon abhängig, wer in der Prüfungskommission sitzt. 

Das war auch das abgefahrenste in der Nachbesprechung. Eigentlich wurde fast ausschließlich mit Blick aufs Examen gesprochen. Im Examen dürfen Sie keine Suggestivfragen stellen, im Examensentwurf müssen Sie hier weiter in die Tiefe gehen, formulieren Sie mal eine Stellungnahme zur Stunde, wie Sie es im Examen machen müssen etc. Examen, Examen, Examen - ab dem 22.10. hängt die Liste der Examenstermine aus. Und ich bin soooo gespannt, wann's mich erwischt! Mit Franz ist jetzt auch ausgemacht, dass wir, sobald wir den Termin kennen, rückswärts planen. Es hat sich mittlerweile herauskristallisiert, dass meine Philo-Examensstunde wohl Sir Karl Popper behandeln wird. Nun müssen wir dann gemeinsam schauen, wie wir die Themen vorher abhandeln, dass mein Wunschthema (von dem ich momentan noch keine Ahnung habe) dann auch wirklich an der Reihe ist. Meine 10. liest auch gerade einen Ausschnitt von Popper, der sich "Kübeltheorie des Geistes" nennt. Vielleicht sollte ich das im Examen machen und in die Mitte der Klasse eine gelbe Tonne stellen? Stell ich mir witzig vor :-)

Mein Fachseminarleiter ist jedenfalls der Hammer! Da hat er uns im Seminar mal eine Stunde von sich gezeigt, die er für irgendeine Prüfung konzipiert hat. Nun beinhaltet das klassische Stundenschema sechs Phasen: Hinführung, Problemstellung, intuitive Problemlösung, kontrollierte Problemlösung, Sicherung und Transfer. Ob man jetzt unbedingt eine intuitive Problemlösungsphase braucht, sei dahingestellt (heißt auch nur, dass die Schüler erst mal eigene Antworten formulieren, bevor sie einen Text lesen), aber einen Einstieg, eine Erarbeitungs- und Sicherungsphase braucht dann doch jeder Unterricht. Dachte ich zumindest. Seine Stunde hatte nämlich keine Erarbeitungs-/kontrollierte Problemlösungsphase. Auf meine Nachfrage, ob ich das überlese, meinte er nur ganz trocken: Nö, das haben die Schüler als Hausaufgabe gehabt, da hatte ich mehr Zeit für den Transfer. Aha. Mutig mutig, dachte ich. Das würde sich ein Referendar im Leben nicht trauen. Gestern war dann seine größte Kritik mein Einstieg. Ob der wirklich so zielführend gewesen sei? Hm, keine Ahnung... Auf meine Frage, welchen Einstieg er gewählt hätte, meinte er nur, er hätte auch keinen gewusst. Nun ja. Und nu? Frau W., dann lassen sie den Einstieg doch einfach weg! Das ist ne 12. Klasse, die brauchen das nicht unbedingt. So so, das war mir ja ganz neu. Aber gut zu wissen. Also plane ich meine Examensstunde ohne Einstieg - heißt wir beginnen direkt mit einer Problemfrage, die Textarbeit lasse ich bereits als Hausaufgabe vorher erledigen, dann hab ich ewig Zeit für ne Schülerpräsentation und eine Diskussion im Transfer. Ich bezweifel bloß, dass die anderen Mitglieder der Prüfungskommission das genauso locker sehen.

ABER darüber muss ich mir jetzt wirklich noch keinen Kopf machen. Sind ja immerhin noch vier Monate und jetzt beginnen erst einmal die Ferien. Und ich habe mir fest vorgenommen, die ersten zwei Tage nichts zu machen. Wirklich gar nichts. Am liebsten nur im Bett liegen, Serien schauen, lesen, essen, schlafen, Wein trinken. Doof nur, dass ich im Bett nicht rauche, heißt, ab und an muss ich mich dann doch bewegen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen