Donnerstag, 14. März 2013

Unterrichtsgespräche

Damit es nicht den Eindruck erweckt, ich hätte die Tage nur Ärger gehabt, hier ein paar Dialoge, die ich heute im und außerhalb des Unterrichts mit 10. Klässlern geführt habe.

Im Geschichtsunterricht:

Stundenbeginn
ich: "Wer kann mir denn mal erzählen, was ihr die letzten Stunden so alles gemacht habt?"
Schüler: *schweigen*
ich: "Gut, wäre natürlich ganz sinnvoll, wenn ihr euren Hefter auspacken und reinschauen würdet..."
Schüler: "Das bringt uns auch nicht weiter"

[...]

ich: *schreibe Überschrift und Zitat an die Tafel*
ich: "So, spätestens jetzt müsstet ihr eure Hefter auspacken, um das Tafelbild abzuschreiben."
Schüler: "Das machen wir sonst nie so!"

[...]

ich: "Wenn ihr die 1. Aufgabe bearbeitet, dann macht das ordentlich und vor allem schriftlich. Gerade für die Klausurschreiber ist das wichtig."
Schülerin: "Müssen diejenigen, die keine Klausur schreiben, die Aufgabe auch schriftlich machen?"
ich: "Äh...fänd ich schon super!" *augenroll*

[...]

Stundenende
ich: "Als Hausaufgabe beantwortet ihr bitte die 3. Aufgabe. In ganzen Sätzen und strukturiert."
Schüler: "Wir bekommen sonst nie Hausaufgaben auf!"
ich: "Ihr hattet so viel Stundenausfall, dass das jetzt aber mal nicht anders geht."
Schüler: "Ja aber, auch wenn wir Unterricht hatten, haben wir nie Hausaufgaben bekommen."
ich: "Mir egal, jetzt bin ich da."

[...]

Nach dem Klingeln gehe ich zu einer Bankreihe, die während der Stunde immer wieder störte. 
ich: "Nächste Stunde sitzt ihr nicht mehr zusammen. Mir ging das heute wirklich auf die Nerven!"
Schüler: "Ach Frau W., bitte, geben Sie uns noch eeeiiine Chance!"
ich: "Was bekomme ich denn von euch, wenn ich euch diese Chance gebe?"
Schüler: "Eine Tüte Gummibärchen?!"
ich: "Och nö!"
Schülerin: "Ein gutes Referat von O.!"
Schüler O.: "Das bekommt sie doch sowieso!"

[...]

Auf dem Weg zum Bus, laufen mir eine Schülerin und ein Schüler über den Weg. Beide kenne ich noch aus dem Philokurs vom letzten Jahr. Die Schülerin saß auch gerade im Unterricht, der Schüler nicht.

Schüler: "Hallo Frau W., Sie haben doch morgen mit dem anderen Kurs von Herrn K. Geschichte, oder?"
ich: "Ja, warum? Bist du da auch drin?"
Schüler: "Nein, ich habe Geschichte abgewählt."
ich: "Wie kann man denn Geschichte abwählen?!"
Schüler: "Ach, ich finde Geschichte langweilig. Aber darf ich morgen zum Geschichtsunterricht kommen?"
ich: "Aber du hast doch gar kein Geschichte mehr."
Schüler: "Aber trotzdem. Ich habe eine Freistunde und würde gerne mitmachen. Darf ich?"
ich: "Äh...klar."

Wie kommt man mit 16 Jahren auf die Idee, in seiner Freistunde in einen Kurs zu gehen, dessen Fach man abgewählt hat?! Also, es bringt ihm doch überhaupt nichts... Aber wer bin ich denn, dass ich mich dem Wissensdurst der Jugend in den Weg stelle ;-)

Aber alleine solche Gespräche wie heute, bestärken mich in meiner Berufswahl. Das macht wirklich Spaß - auch wenn es natürlich traurig ist, dass manche Schüler keine Unterlagen aus dem Geschichtsunterricht besitzen, weil der Fachlehrer ein Geschichtenerzähler ist... (ach darum heißt Geschichte Geschichte!)

Einen Schritt zurück bitte!

Na jetzt geht's aber los hier! Es gibt ja im Leben eines Staatsdieners nichts Schlimmeres, als Dienstverstöße. Gut, grobe Dienstverstöße. Diese vermutet unsere stellvertretene Direktorin bei uns Referendaren. Warum? Weil wir nach dem bestandenen Examen einfach nicht weiter jeden Tag zur Schule kommen und Ausbildungsunterricht machen wollen. Wir Bösen aber auch! Undankbarkeit könnte man auch vorwerfen. Da rackert sich die Schule für unsere Ausbildung ab und was machen wir, sobald das Examen überstanden ist? Nix! Nen Lenz! Oder planen unsere Umzüge, schreiben Bewerbungen oder genießen schlicht die langersehnte Freiheit. 

Und unbewusst bzw. unbeabsichtigt habe ich den Stein ins Rollen gebracht. Und das kam so: die Koordinatorin unserer Schule, die die Vertretungspläne macht, schrieb die Woche eine Rundmail an uns Refs, dass wir doch bitte sagen sollen, wann wir für Vertretungsstunden zur Verfügung ständen. Ich antwortete ihr wahrheitsgemäß: jeden Tag, vorausgesetzt es steht abends online im Vertretungsplan. Weil ich darauf keine Antwort erhielt, dachte ich gestern, ich schau mal bei ihr vorbei und frag, ob jetzt alles klar ist. Leider sitzt die stellv. Direktorin im Büro nebenan und kam direkt zu uns. Was für ein Zufall es wäre, dass ich hier sei, sie hätte uns gerade eine Mail geschrieben, dass wir doch bitte alle unsere Stundenpläne abgeben sollen, dann sieht man, wann wir sowieso in der Schule sind und teilt uns an diesen Tagen ggf. für Vertretungsstunden ein. Und nun die unglückbringende Frage: "Wie viele Stunden Ausbildungsunterricht machen Sie denn gerade?" "Äh...vier?" Konnte ja schlecht sagen, ich mache gar keinen. So weit, so gut. Ich wieder nach Hause, in die Stundenpläne diverser Kollegen geschaut, nen Stundenplan mit 12 Stunden gebastelt, einfach nicht reingeschrieben, ob ich da hospitiere oder unterrichte und den abgeschickt. 

In der Zwischenzeit meldete sich dann unsere Ausbildungskoordinatorin per Mail zu Wort, in der sie betonte, dass wir verpflichtet seien, auch nach dem Examen 14 Stunden Ausbildungsunterricht zu machen! AUSBILDUNGSunterricht! D.h. man steht wieder wie Doof vor der Klasse und hat einen "richtigen" Lehrer hinten drin sitzen, der einem danach erzählt, was man schön oder weniger schön gemacht hat. Na hat man da noch Bock drauf? Wo doch gerade drei Prüfungsmitglieder festgestellt haben, dass man es einigermaßen hinbekommt?! Ich weiß ja nicht... Egal. Weiterhin schrieb Sie, dass die stellv. Direktorin darauf hinwies, dass sie keine groben Dienstverstöße dulden würde. Was will sie denn machen? Uns kündigen?!

Heute erfahre ich dann im Lehrerzimmer, dass die stellv. Direktorin die Ausbildungskoordinatin anrief, NACHDEM ich das mit den vier Stunden erzählte habe und sich wohl fürchterlich darüber aufgeregt hätte. Ich versteh's nicht... Es gibt eine Vorschrift, dass man 150 Stunden Ausbildungsunterricht während des Refs machen soll. Die habe ich seit Anfang Januar voll. Warum um Himmels Willen, soll ich mir das weiter antun?

Aber ich hoffe, ich bin jetzt aus dem Schneider, da ein Geschichtslehrer erkrankt ist und ich ihn in zwei 10er-Kursen vertreten soll. Das sind immerhin schon mal 4-6 Stunden/Woche, die ich auf jeden Fall in der Schule bin (und nebenbei bezahlt bekomme :-)). Und falls er nächste Woche immer noch krank ist (wovon ich aktuell ausgehe), auch noch meine alte 7. vertreten kann, von denen er auch der neue Lehrer ist :-) Von mir aus hospitiere ich dann drum rum auch noch die ein oder andere Stunde, aber vorwerfen kann man mir dann nix mehr. So ein Stress auf den letzten Metern!

Ich hoffe nur, dass der Lehrer dann nach den Osterferien wieder gesund ist, sonst wird's richtig lustig. Denn der Klausurtermin für die 10. Klassen ist am 12.4. D.h., wenn er bis dahin nicht wieder da ist, muss ich die Klausur stellen - und was das eigentliche Problem ist, in zwei Wochen, die ich eigentlich umziehe, korrigieren muss. Nun gut, warten wir's ab...

Montag, 11. März 2013

Abschied, Umzug und Co.


Soooo, meine Zeit in Aachen geht schon mit großen Schritten auf's Ende zu. Und wenn ich jetzt Kartons packe, kommt's mir wie letzte Woche vor, als ich die Kartons ausgepackt habe. Werde ich alt?

Aber es hat sich nix geändert: ich hasse Umzüge! Blöd, dass ich mich dann ausgerechnet für diesen Lebensweg entschieden habe, wo abzusehen ist, dass ich die nächsten Jahre noch öfter umziehen werde...

Nun gut, was tut man nicht alles für das eigene Glück und die Selbstverwirklichung ;-)

Mit der Schule habe ich emotional schon völlig abgeschlossen. Wenn ich dort bin, fühl ich mich überhaupt nicht mehr zugehörig, sondern eher wie ein Besucher. Zwar korrigiere ich noch Essays für Franz und war letzte Woche oft da, weil der Rest meiner Ref-kolleginnen Examen hatten (die alle bestanden haben), aber wirklich da bin ich nicht mehr. 

Umso schlimmer ist das Abschiedsgefühl meinen ehemaligen Schülern gegenüber. Die habe ich an den Examenstagen häufiger gesehen und wirklich witzige, aber gleichzeitig traurige Momente erlebt. Einmal rannte ein Schüler, als er mich sah, volles Karacho auf mich zu, ich beuge mich schon nach unten, weil ich weiß, dass eine Umarmung folgt und da hing er schon wie ein Äffchen an mir. Arme um den Hals, Beine um die Hüfte geschlungen. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass es sich dabei um einen Fünftklässler handelte... :-) Ein anderes Mal, auch mit Fünftklässlern folgende Gesprächszusammenfassung:

Schülerin: Frau W., kommen Sie wieder zu uns?
ich: Nein, ich kann doch nicht!
Schülerin: Aber Frau K. ist so langweilig, das macht gar keinen Spaß!
ich: Jetzt gebt ihr doch eine Chance!
Schülerin: Die hatte sie! Aber die hat sie verspielt! (sic!)
[...]
ich: Welches Thema habt ihr denn gerade?
Schülerin: Wie man ein guter Mensch wird oder so ähnlich.
ich: Na, es gibt ja noch ganz viele Themen, vielleicht gefällt euch das nächste besser!
Schülerin (mit total ernstem Gesichtsausdruck): Aber wie die das umsetzt! (verdreht die Augen und schüttelt mit dem Kopf)

Ich hab mich fast weggeschmissen vor Lachen - innerlich! Ich muss mir dann immer einreden, dass die Schüler an meiner neuen Schule bestimmt auch ganz süß sind, damit ich nicht völlig wehmütig werde. Denn eigentlich freue ich mich sehr darauf, Unterricht längerfristig zu planen, Schüler wirklich kennenzulernen (weil man sie öfter als einmal die Woche sieht) und irgendwo Fuß zu fassen, ohne bereits zu Beginn zu wissen, dass ich mich ein halbes Jahr später wieder von allen verabschieden muss. 

So, und falls jemand Lust hat, zu malern oder Möbel zu entsorgen, darf er/sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen!

Hier noch ein paar Impressionen meiner neuen Heimat, die mir den ganzen Stress dann doch irgendwie versüßen:






Wird bestimmt auch sehr schön! Kulleraugen haben die Schüler auch, noch den Strandblick und den Privatstrand dazu - was will man mehr?! Ich freu mich schon, wenn ich dann eigene Fotos hochladen kann :-)