Sooo, der längste Tag mit 7 Stunden Unterricht in Folge, neigt sich dem Ende zu! Und das Vermögen meiner Stimmbänder auch ;-)
Zwei überraschende Wendungen bereits zum Wochenanfang:
1. Mein Ausbildungslehrer in Philo (man erinnert sich an meinen schon fast fertigen Entschuldigungsbrief) kommt gestern 10 Minuten vorm Klingeln fröhlich ins Lehrerzimmer mit den Worten "Ich hab ganz vergessen, dir zu sagen, dass du ab heute wieder den Kurs unterrichten kannst!" "Waaaaas?!" Ich natürlich nicht vorbereitet. Zwar hatte ich die Texte der nächsten Stunden gelesen, aber eben noch keine konkrete Stunde geplant. Ich dachte, ich fall vom Stuhl! Ich sag "du machst mich schwach!", er antwortet "na ist doch schön!", ich denke "aber doch nicht auf diese Weise!" (ein Schelm wer böses dabei denkt :-)). Nun gut, er hat sich gnädig stimmen lassen und dann doch noch den Rest vom Hobbes'schen Text in die Länge gezogen, so dass ich erst HEUTE unterrichten durfte. Und schwupps sind sie wieder da, die alten Verhaltensmuster. Er überpingelig "Das Datum stand nicht an der Tafel!" und ich, die Kritik doch sowieso schon schwer verträgt. Nun gut, Diskussionen hin und her über ganze zwei Pausen hin. Und immer wieder die Beteuerung auf beiden Seiten, dass wir unser gutes Verhältnis doch bewahren wollen. Naja, im Moment bin ich mir da nicht so sicher, lasse mich jedoch gerne positiv überraschen.
2. Nachdem wir im Geschichts-LK gestern den Film "Im Westen nichts Neues" (das wäre auch ein passender Post-Titel gewesen, fällt mir grad auf) zuende gesehen haben, der Wunsch meines Ausbildungslehrers eine seiner Präsentationen im heutigen Unterricht zu zeigen. Ich hasse Lehrer, die Präsentationen zeigen. Naja, hassen ist vielleicht zu viel gesagt, aber ich find's einfach zum großen Teil unnütz. Wenn Schüler Referate präsentationsgestützt halten, sehr schöne Sache. Aber Lehrer? Da steht man vor der Klasse und redet 45 Minuten über ein Thema. Das ist für mich nicht der Sinn von Unterricht. Da ich aber seine erste Präsentation zum Thema Kaiserreich "ignoriert" habe, dachte ich, ich kann das ja nicht noch mal machen. Ist aber echt blöd, weil man sich dann in die Gedanken von jemand anderen eindenken muss und das mehr Arbeit bedeutet, als wenn ich eine eigene Stunde planen würde. Nun gut. Dann kam noch die Geschichte mit Philo hinzu und ich erst 17 Uhr daheim. Also habe ich den Geschichtslehrer bequatscht, dass es doch viel besser sei, wenn er seine Präsentation selbst präsentiert und ich erst am Donnerstag mit "meinem" Unterricht weitermache. War er auch einverstanden und ich zufrieden, weil ich nur Philo vorbereiten musste. Und dann komme ich heute morgen in die Schule, vor mir sechs Stunden eigener Unterricht, schaue auf den Vertretungsplan (eher aus Gewohnheit, als dass ich mit irgendwas gerechnet hätte) und da steht dann, dass der Lehrer krank ist und ich Vertretung habe. Ich hatte noch nicht mal meine Kursmappe bei, geschweige denn irgendwelche Materialen! Und vorher null Zeit um sich was auszudenken. Nee! Zum Glück lagen in der Lehrerbibliothek Hefte der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema "Weimarer Republik", aus dem ich mal schnell nen vierseitigen Artikel zum Kriegsende und Situation in Deutschlandn 1918 kopiert habe, den wir dann schön 45 Minuten lang gelesen haben. War ja total spannend - für mich genauso, wie für die Schüler. Zum Glück sind die echt lieb, so dass sie kaum gemurrt haben. Da greife ich ja gerne zu meinem Totschlagargument "Für die Klausur ist das total wichtig und erspart euch das Lesen zuhause!" *grins* Im Sekretariat hab ich dann noch erfahren, dass der Lehrer Donnerstag wohl auch noch krank ist, aber dann kann ich wenigstens mal alleine "richtig" in dem Kurs unterrichten. Hab seine Anwesenheit auch gleich genutzt, um den Schülern meine Mailadresse zu geben, unter der sie mich erreichen können, wenn sie Hilfe beim Lernen oder den Hausaufgaben brauchen. Das kann ich in seiner Anwesenheit ja schlecht machen. Am Ende fühlt sich noch wer in seiner Autorität untergraben ;-)
Ansonsten haben wir heute mit dem Buddhismus in der 9. angefangen. Drei Schüler fahren wohl nicht mit ins Buddhistische Zentrum, aber sie sind momentan zumindest noch alle mit Eifer dabei. Gegen die mündlichen Noten hat auch keiner aufbegehrt, im Gegenteil. Ich glaube, ich benote zu milde ;-)
In der 8. ging's weiter mit dem Stationenlernen zur Industrialisierung. Erwartungsgemäß undiszipliniert. Wenn Schüler frei arbeiten dürfen, das aber nicht gewohnt sind - schwierig. Da hilft auch das schlechte Ergebnis des Tests nicht. Einer hat seine mdl. Note bemängelt. Zu Recht, muss ich gestehen. Muss aber anhand der Bilder noch raussuchen, wie der Junge hieß, damit ich das auch in meinen Unterlagen ändern kann. Lehrer, schlimm! Aber trotz ungeahnter Lautstärke doch ganz lustige Dialoge. Zum einen kam raus, dass ich noch Referendarin bin, was großes Erstaunen bei den Schülern auslöste. Weil ich so alt aussehe oder weil ich so professionell arbeite? Man weiß es nicht... Zum anderen eine Unterhaltung mit vier Mädels am Arbeitstisch:
"Benoten sie das Stationenlernen?"
"Ich weiß noch nicht. Wenn ich sehe, dass hier teilweise besch... wird, überlege ich nen Test zu schreiben."
"Sammeln Sie doch die Hefte ein!"
"Gute Idee, das kann ich machen! Hm...bin ich gemein und sage den anderen nichts davon oder kündige ich das an?"
"Nein, sie sind gemein!"
"Okay" :-)))
Eine andere, wie ich finde, witzige Situation gestern. Der Philo-Unterricht der 11. wurde kurzfristig in einen anderen Raum verlegt. Mein Ausbildungslehrer, ich könnte ihn in Zukunft eigentlich Franz nennen, so heißt sein Papa, sagt zu mir, ich solle schon mal vorgehen, er muss noch was kopieren und käme dann nach. Ich also los zum ursprünglichen Raum um die Schüler einzusammeln. Dort stehen sie auch und warten. Ich erzähle im Laufen, das der Raum geändert wurde und sie laufen brav, wie die Entenbabys hinter mir her. An der Tür zum Treppenaufgang einer der Schüler, grad wild am knutschen mit seiner Freundin. Ich geh nen halben Schritt zurück "Äh, Ingo, hast du mitbekommen, dass der Raum sich geändert hat. Nicht dass ich dich stören möchte" Beide schrecken auseinander und er schon ganz hektisch nach seinen Sachen gekramt. Ich wieder "Ach, ihr müsst nicht aufhören. Ich wollte nur sicher gehen, dass du's mitbekommen hast. Zwei Minuten haste ja noch." Ein Mitschüler "Frau W., das war jetzt aber sehr doppeldeutig!" An was die gleich wieder denken! Ich hab mir jeden weiteren Kommentar verboten, weil ich solche Bilder von "meinen" Schülern NICHT im Kopf haben möchte. Im Unterricht fragt Franz ihn irgendwann "Ingo, warum grinst du denn so?". Sag ich "Ach, Ingo hatte grad ne schöne Pause, das klingt einfach noch nach" Alle lachen, außer Franz, an dem die Situation mal wieder spurlos vorbeigegangen ist. Der Arme. Dabei entgeht ihm so ganz viel Spaß :-)
Nun jut, ich werde mich denn mal mit dem Matrosenaufstand im November 1918 beschäftigen und mir was lustiges für Donnerstag einfallen lassen. Morgen hab ich frei, dafür aber halb Neun nen Zahnarzttermin. 8.30 an meinem freien Tag! Pffff... Naja, so bin ich wenigstens früh zuhause und schaffe hoffentlich noch was.
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