Dienstag, 28. August 2012

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz


Nachdem mein Verhältnis zu/mit Franz in den ersten Schultagen des neuen Jahres ja so hervorragend angelaufen ist, dachte ich gestern, nu geht's wieder bergab. Hintergrund dazu: wir haben letzte Woche beschlossen (auf meine Anregung hin), eine Textsammlung für die 12er und 10er-Kurse zusammenzustellen. Da wir in Philo kaum mit Büchern arbeiten und sowieso in nahezu jeder Stunde einen Text behandeln, den die Schüler als Kopie bekommen, wäre es doch ganz sinnvoll, diese Texte zu bündeln und den Schülern bereits relativ zu Beginn des Jahres auszuhändigen. So können ganz fleißige vorlesen, kranke Schüler den Text zuhause lesen und man hat im Laufe des Jahres weniger Stress, wenn man in der Pause am Kopiergerät Schlange stehen muss. Und da ich die Fleißarbeit dabei übernehme, kann ich mir das außerdem als "außerunterrichtliches Engagement" anrechnen lassen. Gesagt, getan! 

Gestern saß ich dann mal wieder am Laptop und tippe irgendwelche Texte für die 10er. Thema: Anthropologie - Was ist der Mensch? Natürlich führt da kein Weg an Freud vorbei, der der Meinung ist, dass der Mensch Triebe hat, die ihm durch die Kultur verwehrt werden. In Wirklichkeit ist der Mensch nämlich ein aggressives und sexuelles Wesen. Gäbe es keine Kultur, würde die Menschheit wohl in einer Welt voller sex and crime leben. Nun weiß ich, dass Franz Freud ganz lustig findet und habe ihm einen Textauszug gemailt, mit dem Zusatz, ich würde mich jetzt schon drauf freuen, den mit den Schülern zu behandeln. Mehr habe ich mir gar nicht dabei gedacht.

Nun bekomme ich gegen halb Acht einen Anruf, von einem aufgelösten Franz, der mich allen Ernstes fragt, ob er irgendwas gemacht hätte, was nicht richtig war. O-Ton: "sexuell belästigt, unsittlich berührt oder sonstwie unpassend angemacht?" Da ich vor lauter Sprachlosigkeit ob solcher Schlussfolgerungen gar nicht wusste, wie ich darauf reagieren soll, habe ich mich für lautes Lachen entschieden. Ja, er dachte, da sei irgendeine Anspielung drin versteckt, er wüsste ja manchmal nicht, wie ich ticke etc. Vielleicht wurde das ganze noch geputscht, weil ich ihm gestern in der Schule noch erzählt habe, dass es einen ledigen Ausbildungslehrer gibt, der scheinbar Interesse an einer Mit-Referendarin hat. Nun saß ich nach dem Gespräch natürlich da und hab Panik geschoben, dass durch solche Ängste unser Umgang jetzt wieder verkrampft wird, weil er Angst hat, irgendwas falsch zu machen.

Also haben wir heute noch einmal kurz darüber gesprochen und so kam raus, dass Franz gestern Besuch von einem Freund mit Liebeskummer hatte und man zu dem Zeitpunkt der Mailankunft bereits ne Flasche Wein geleert hatte. Die war dann vielleicht nicht ganz unschuldig an solch wirren Gedankenwegen. Ich meinte dann nur zu ihm, dass er seinem Freund hätte sagen sollen, dass sein Liebeskummer extrem langweilig ist, er würde immerhin gerade der sexuellen Belästigung angeklagt. Ab da war das Eis auch wieder gebrochen und wir konnten beide drüber lachen. 

Was muss man nicht alles beachten, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Meine Güte!

Im Übrigen gibt's keine Anhaltspunkte, die so einer Anklage Nahrung geben würden, denn ich kann mich noch nicht mal an ein Händeschütteln erinnern, geschweige denn, an eine sexuelle Annäherung :-)

So weit die kollegialen Verhältnisse. 

Dann war ich heute ja ein bisschen aufgeregt, weil ich meinen 10er Kurs in Philo das erste Mal gesehen habe. Süß! In der ersten Stunde sind ja noch alle ziemlich lieb und zurückhaltend, wobei ich bei dem ein oder anderen schon Potenzial sehe, dass es nicht so lieb bleibt. Ganz zauberhaft die Frage einer Schülerin, ob wir denn trotzdem eine Klausur schreiben, obwohl es nur zwei Schüler im Kurs betrifft. Nee Schätzchen, das ist mir für zwei Schüler zu viel Arbeit! *lach*

Morgen lerne ich dann endlich meine 7. Klasse in Geschichte kennen und am Freitag auch die 5. Klasse in Praktische Philosophie. Und spätestens dann ist man wieder in der Schule angekommen.

3 Kommentare:

  1. Ich lach mich kaputt. Wer weiß, was der in seiner Phantasie alles schon mit Dir gemacht hat... Alkohol holt ja manchmal Verborgenes zum Vorschein ;-)

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  2. Das, liebe Franzi, möchte ich erstmal nicht hinterfragen. Mein Gedanke war eher: wie kommt er auf die sexuelle Belästigung? Im Zitat ging's auch um aggressive Unterdrückung von Menschen - das hätte doch viel eher zu uns gepasst ;-)

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  3. da gibt es ja die verschiedensten Spielarten von Vorspielen ;-)

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