Gestern die absolute Überraschung: meine Philo-Mitreferendarin hat gekündigt! Ursprünglich kommt sie aus Leipzig, ist dort seit gefühlten 35 Jahren mit ihrem Freund zusammen und so wie ich, nur fürs Ref nach NRW gekommen. Anders als ich, fuhr sie aber fast jedes WE in die Heimat und hangelte sich so durch die Wochen. Dass sie das stresst, das konnte man ahnen, dass sie so darunter leidet, hätte ich nicht gedacht. Nun hatte sie sich für einen Ref-platz in Sachsen und Sachsen-Anhalt beworben, wobei Sachsen-Anhalt am 1.4. beginnt und Sachsen am 1.8. und zur Zeit wohl auch alle Bewerber annimmt (hätte ich das gewusst ;-)). Da selbst die Zeit bis zum 1.8. überschaubar ist, beschloss sie wohl über Karneval, ihre Brücken in NRW abzubrechen. Gestern hatte sie dann das Gespräch mit der Seminarleiterin und dem Direktor, erzählte uns danach von ihrer Kündigung und erhält 5 Minuten später tatsächlich einen Anruf von ihrem Freund, der ihr mitteilte, dass sie zum 1.4. in Sachsen-Anhalt genommen wurde. Schwein muss man haben...
Nun will ich hier nicht so tun, als würde sie mir sonderlich fehlen, aber ein komisches Gefühl ist es schon, wenn sich die Reihen lichten und von ursprünglich acht Referendaren auf einmal nur noch sechs an der Schule sind.
Denn da gibt es auch noch unseren Hahn im Korb, der bereits vor ein, zwei Wochen gekündigt hat, allerdings nicht, weil ihm die Heimat so fehlt, sondern weil er die Schule und den Unterricht nicht als Erfüllung seiner Ziele erkannt hat. Aber auch er hat nicht perspektivlos gekündigt, sondern mit einem Job im Rücken und der Aussicht auf eine neue Ausbildung, die seinen Interessen mehr entspricht.
Und so saß ich gestern im Bus nach Aachen mit zwei Menschen, die den Abschied von unserer Schule und Aachen gefeiert haben, während man sich selbst mantraartig immer wieder wiederholt: noch dreizehn Monate! Ein bisschen Gänsehautfeeling, muss ich gestehen. Ich freu mich für die beiden, dass sie ihre Ziele konsequent verfolgen und über Umwege das erreichen, was sie glücklich macht. Auf die eine bin ich ein bisschen neidisch, aber mir auch bewusst, dass das mit Berlin nicht klappen würde. Den anderen bewundere ich für seinen Mut, den vielen Lehrern m.M. nach fehlt, weil sie einfach Angst haben, etwas Neues zu probieren.
Gedanken sollte ich mir jedoch darum machen, dass beide meinen Fachbereichen angehören. Sie war meine Kollegin in Philo, er in Geschichte. Das erinnert mich an meine ersten beiden Arbeitgeber, die beide Insolvenz angemeldet haben und ich bei nem Vorstellungsgespräch neckisch gefragt wurde, ob's da einen Zusammenhang gibt ;-) Ich hoffe doch nicht!
Na gut, die einen packen jetzt ihre Sachen, während ich mich auf den Weg in die Schule mache...