Mittwoch, 8. Februar 2012

Selbstfindung


Irgendwer meinte irgendwann mal, dass das Referendariat eine Art Selbstfindung sei. Man wird ständig damit konfrontiert, was man ist, wie man sein möchte, was man sein soll, befindet sich also in einer permanenten Selbstreflexion, die man bei ständiger Fremdbeurteilung gar nicht umgehen kann. Und das stimmt! Wenn am Ende dann die wahre Persönlichkeit zutage kommt, hat man's geschafft (oder so ähnlich). Welche Persönlichkeit das bei mir sein wird? Momentan scheint es eine zu sein, mit der ich nicht gerechnet hätte. Aber ich stelle immer wieder fest, dass ich mich nichts und niemanden beugen möchte. Ich will mein Rückgrat behalten, meine eigene Meinung und mein Denken. Das mag nicht immer richtig sein, aber es ist eben meins.

Diesen Grundsatz haben nicht alle Kolleg(inn)en. Und so läster ich jetzt hier das erste Mal über eine Mitreferendarin, bei der ich mich bis heute immer bedeckt gehalten habe, weil ich kein böses Blut wollte und vor allem, weil ich mich selbst schützen wollte. Fange ich nämlich einmal damit an, dann wird es schwierig wieder rauszukommen. 

Blöd nur, dass besagte Kollegin nicht nur an meiner Schule ist, sondern auch noch mein Zweitfach teilt. Und da ich in diesem Fachbereich ja eh schon "verloren" habe, macht es die Antipathie zur Leidensgenossin nicht besser. Es ist nämlich so, dass sie quasi bis zu den Knien in den Hintern der jeweiligen Autoritätspersonen verschwindet. Das kennzeichnet sich durch wirklich permanentes Nicken, wenn der Ausbildungslehrer oder der Fachbereichsleiter redet aus und - was noch schlimmer ist - durch Verdrehen von Tatsachen, wenn man glaubt zu wissen, was der andere hören möchte. Da erzählt sie z.B. dem Ausbildungslehrer vom Seminar und ich stehe daneben, fragend ob ich im selben Seminar war, weil ich das so nicht mitbekommen habe. Umgekehrt selbstverständlich dasselbe. Der Ausbildungslehrer sagt, macht das so und so. Ich bin die Doofe, weil ich nachhacke und sie nickt, bevor sie sich umdreht und beim Rauchen über ihn lästert. Da werden ganze Stundenziele abgeschrieben und Zitate auswendig gelernt, weil man damit beeindrucken möchte. Im Seminar wird dafür das Leid an der Schule beschrieben, damit man evtl. Fehler in den Unterrichtsbesuchen schon im Vorfeld rechtfertigen kann.

Ich will hier nicht falsch verstanden werden. Ich bin da durchaus in der Lage zu differenzieren. Es ist das eine, eine Sache stumm hinzunehmen, weil man keinen Sinn darin sieht es auszudiskutieren. Zugegeben, diese Fähigkeit ist bei mir nicht sehr stark ausgeprägt und daran muss ich einfach arbeiten. Es ist aber ne andere Sache, jemanden nach dem Mund zu reden, Tatsachen dafür zu verdrehen und sich hinterm Rücken darüber aufregen. Das geht nicht! 

Heute im Fachseminar gab's nen Riesenanschiss vom Fachseminarleiter, weil wir geplante Unterrichtsreihen vorstellen sollten und wirklich keiner daran gedacht hat ne Präsentation zu machen oder auch nur eine Folie mitzubringen. Er hatte es im Vorfeld nicht gesagt (wir wollen ja nicht wie Schüler behandelt werden) und wir haben, aus welchem Grund auch immer, einfach nicht daran gedacht. Da gab's richtig was auf den Deckel. Ich habe irgendwann gemeint, dass ich mich zu unrecht runtergeputzt fühle, weil vorher niemandem so richtig der Ablauf klar war, grad alle nicht viel Zeit haben (wegen der Unterrichtsbesuche) und er es einfach das nächste Mal sagen soll, was er eigentlich will. Mir war das einfach zu viel. Ich konnte seine Argumentation durchaus nachvollziehen, habe das auch gesagt, aber irgendwann ist es dann auch wieder gut. Er sagt selbst, es gibt keine Regeln bei ihm, dann soll er sich auch nicht beschweren, wenn bestimmte Sachen nicht so laufen, wie er sie sich vorgestellt hat. Besagte Kollegin konnte sich zurücklehnen, da sie die letzten Wochen krank war und damit nicht beteiligt, andere haben die Schuld sofort auf sich genommen, die meisten haben geschwiegen. Gut und schön, irgendwann war's vorbei und wir durften eine kurze Pause machen. Beim Rausgehen sagt dann die Kollegin zu mir: "Du musst wirklich mal aufpassen was du sagst. Du reitest dich immer so in die Sch..., die dann an dir haften bleibt." Lag mir schon auf der Zunge zu sagen, dass das immer noch besser ist, als den Leuten in den Hintern zu kriechen. Ich meinte aber nur, dass ich das nicht so sehe. Gegenantwort: "Na das musst du wissen. Ich wollte das nur für mein Gewissen loswerden, damit es dann nicht heißt, ich hätte dich ins offene Messer laufen lassen". Im zweiten Teil des Seminars war ich so wütend über diese Aussage, dass ich mich gar nicht mehr konzentrieren konnte.

Noch mal. Klar sollte ich lernen ab und an mal meine Klappe zu halten. Aber lieber ertrage ich die Meinung eines anderen, der sagt, ich bin ne blöde Kuh, aber ehrlich, als dass ich im Staub krieche, weil ich glaube, der andere könne keine Gegenmeinung vertragen. Ich hab dann noch mit ein paar anderen geredet, die mir - zum Glück - versichert haben, dass sie das nicht schlimm fanden und auch nicht den Eindruck hatten, als dass ich jetzt mein Grab geschaufelt hätte. Ich persönlich glaube sogar, dass der Fachseminarleiter durchaus in der Lage ist solche Diskussionen vom Unterricht, den er bewertet abgrenzen kann. 

Nun bin ich wahrscheinlich hier nicht besser. Ich könnte platzen, wenn ich an das Mädel denke und trotzdem sag ich's ihr nicht ins Gesicht. Was aber rein praktische Gründe hat. Schlussendlich haben wir im Schulalltag miteinander zu tun und da wäre Zickenkrieg nicht wirklich förderlich. Es ist ja nicht so, als hätte man nicht schon genug Probleme mit denen man zu kämpfen hat. Vielleicht ist sie die ganze Aufregung auch nicht wert. Mit Sicherheit sogar. Aber ich musste das heute unbedingt loswerden, sonst frisst mich das auf. Und dafür ist der Blog ja auch gedacht. Dinge loszuwerden, die man im Alltag so nicht sagen kann.

2 Kommentare:

  1. Gute Musikauswahl! Vielleicht solltest Du diesen Song mal als Statement mit in die Schule nehmen.

    Ganz liebe Grüße

    Franzi

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  2. Ich finde das gut. Viel zu oft hält man den Mund, weil man denkt,negative Konsequenzen ertragen zu müssen.
    Ich wähle dich hiermit zum Klassensprecher!
    ;-)

    Rene

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