So, gestern also den letzten (offiziellen) arbeitsreichen Tag hinter mich gebracht. Fortbildung in Leverkusen zum Thema "Methodenvielfalt im Philosophieunterricht". Die Veranstaltung wurde uns von unserem Fachseminarleiter ans Herz gelegt mit den Worten "Dort lernen sie mal die Freaks kennen, von denen Sie die Bücher zuhause stehen haben". Und zumindest bei einem der Dozenten stimmt das in meinem Fall. Denn ich habe zwei Bücher von Wittschier im Regal stehen, die ich gerne als meine Bibeln bezeichne. Und Wittschier war dann gestern eben auch dabei. Und was soll ich sagen? Irgendwie machte der einen arg langweiligen Eindruck auf mich. Aus diesem Grund, und weil alle in seinen Workshop wollten, habe ich mich für andere Workshops entschieden. Vormittags dann also "Musik im Philosophieunterricht". Nur wegen diesem Arbeitskreis habe ich mich überhaupt für die Fortbildung entschieden und wäre im Zweifel auch alleine hingefahren. Denn ich liebe Musik im Unterricht, nur bin ich mir häufig nicht sicher, wie man sie einbringen kann und was man alles damit machen kann. Der Dozent des Workshops, nicht nur Philosophie-, sondern auch Musiklehrer, hat dann einiges Licht ins Dunkel gebracht. War wirklich cool! Seine Lieblingsband sind die Wise Guys, was sich auch mehr als deutlich bemerkbar machte. Und so haben wir nicht nur das o.g. Lied zum Abschluss gehört (was ich direkt in meine Einführungssequenz der 10. Klasse aufgenommen habe), sondern während der Veranstaltung auch folgende Lieder:
(es gab tatsächlich Teilnehmer, bei denen "Haus am See" Depressionen hervorruft...)
(Sind die Wise Guys Stoiker?!)
(Sind die Menschen, die keine Arbeit haben, glücklich?)
(Das gesungene kommunistische Manifest :-))
(Hat der Wind tatsächlich einen freien Willen?)
Sehr unterhaltsame Veranstaltung. Ich meine, wann kann man schon mal sagen, dass man eine Fortbildung gemacht hat, bei der man die meiste Zeit Musik gehört und darüber gesprochen hat?
Auch sehr interessant war der Hinweis, dass Filmmusik einen viel größeren Einfluss auf unser Gefühl hat, als ich das bisher wahrgenommen habe. Von der "Weiße Hai"-Musik und unheimlichen Klängen bei Thrillern mal abgesehen. Wir haben uns z.B. die Anfangsszene von Forrest Gump angesehen, in der man eine Feder sieht, die vom Himmel fällt und über Autos und Menschen schwebt, bis sei vor Forrest Gumps Füßen landet und von ihm aufgehoben wird. Der Dozent erzählte, dass er die Szene gerne benutzt, wenn es um Freiheit geht und lässt die Schüler über die "Freiheit der Feder" erzählen. Bei der Szene mit Originalmusik dauert es 25 Minuten, bis dem ersten Schüler auffällt, dass die Feder vom Wind abhängig ist. Aber durch die Musik wird eben so eine Leichtigkeit vermittelt, dass man nur positive Gefühle entwickelt. Wir haben uns dann dieselbe Szene mit der Ouvertüre zu Wagners Faust angesehen, da kommen ganz andere Gefühle hoch. Total faszinierend. Hier übrigens die Originalmusik:
Und hier Wagner:
Am Nachmittag wurd's dann ein bisschen langweiliger "Argumentieren im Philosophieunterricht". Nicht, dass das Thema langweilig ist, immerhin habe ich mich dafür entschieden, weil Argumentationen gerade in Philo das A und O sind. Aber leider haben wir etwas Ähnliches gemacht, was wir auch schon im Seminar behandelt haben. Nichtsdestotrotz habe ich auch hier einiges Neues mitgenommen und so werde ich versuchen, im neuen Schuljahr einiges anders/besser zu machen. So wurde mir klar, eigentlich selbstverständlich, dass es nicht verwunderlich ist, wenn Schüler in ihren Klausuren die Begriffe "Arguement", "Einwand", "These" etc. nicht oder falsch verwenden, wenn man sie nicht selbstverständlich macht. Indem man im Unterrichtsgespräch eben darauf achtet, die Begriffe selbst zu verwenden. Immer wieder. Oder dass man Schülern mal eine Liste von Redewendungen an die Hand gibt, die sie im Unterrichtsgespräch, aber eben auch in den Klausuren verwenden sollen.
Nun war der Tag vorbei und alle hatten das Gefühl, wirklich viel mitgenommen zu haben. Geistig und materiell. Denn freundlicherweise hat man auch die Reader von den Workshops bekommen, an denen man nicht teilgenommen hat. Die gilt es dann in den Ferien mal aufzuarbeiten.
Aber es war schlussendlich ein sehr anstrengender Tag. Nicht nur, weil man 9 Stunden selbst Schüler sein musste, sondern auch weil wir von 6.30 bis 20.30 unterwegs waren. Ich habe außerdem festgestellt, dass ich es nicht ab kann, wenn jemand mit mir in Babysprache spricht. Egal, ob das 7 Uhr morgens oder 18 Uhr am Abend ist. Da bekomm ich nen Koller. Aber auch das ging ohne Stress oder Streit vorbei, ich habe einfach geistig abgeschaltet, wenn die Kollegin mit mir geredet hat ;-)
Abends wollte ich dann noch die Mousse au Chocolat für das heutige Lehrer-Grillen vorbereiten, was mal richtig in die Hose ging. Ist mir auch noch nie passiert. Leider war's dann schon 22.30 und ich hatte weder Lust noch Gelegenheit die Zutaten neu zu kaufen und von vorne zu beginnen. Und so war's dann heute nix mit Ausschlafen, sondern wieder mal frühes Aufstehen angesagt, einkaufen und das ganze Spiel von vorne. Jetzt steht allerdings eine große Schüssel mit der Mousse im Kühlschrank und ich hoffe, dass die Zeit bis zum Grillen ausreicht, um sie fest werden zu lassen.
Und endlich endlich endlich kann ich mich den Sachen widmen, die ich für heute geplant hatte. Nix mit Faulenzen, sondern Wäsche waschen, putzen und Unterlagen vom vergangenen Schuljahr archivieren. Toll!
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