So, jetzt komm ich endlich dazu etwas zu meinem zweiten Unterrichtsbesuch in Geschichte zu erzählen. Gestern war ich dann doch zu k.o. dafür... :-)
Thema: Kolonisation - politische Fesselung oder mentale Befreiung. Kurs: 11 LK. 29 Schüler. Das zu den Rahmenbedingungen. Ich glaube, ich muss in der nächsten Stunde bei denen, den einen erklären, dass Geschichte kein reines Faktenfach ist, sondern ein Fach, in dem man sogar eine eigene Meinung haben und diese auch äußern darf. Als sie zum Schluss der Stunde nämlich eine Antwort auf das Stundenthema formulieren sollten, ereilten mich so viele ratlose Blicke, wie ich sie selten auf einen Haufen gesehen habe. "Pst...Frau Walz, was sollen wir denn antworten?" tuscheltuschel "Frau Walz, Sie können doch nicht so eine Frage stellen!" Ich glaube, die Mädels hatten totale Angst, das Falsche zu sagen und entweder sich oder mich bloß zu stellen. Unglaublich, wie geimpft sie sind immer die richtigen Antworten geben zu müssen. Aber genauso auffällig ist ja auch, dass selbst in den höheren Altersklassen so gut wie niemand in der Lage ist Wissen aus den einzelnen Fächern miteinander zu verknüpfen. Argumentieren machen wir in Philosophie, dann könnten wir das ja jetzt mal auf Geschichte übertragen - Fehlanzeige! Aber das liegt eben im Schulsystem. Wenn's da keine Lehrer gibt, die fächerübergreifend miteinander arbeiten bzw. in Gegenwart der Schüler deutlich machen, dass sie das nicht nur dürfen, sondern sogar sollen, wird sich daran nichts ändern.
Den anderen werde ich bei der Ausgabe des Kuchens wohl mal ins Gewissen reden müssen und fragen, ob man sich während einer Lehrprobe über das letzte Fußballspiel unterhalten muss *seufz* Zum Glück wurde mir das aber auch nicht angelastet. Die Jungs sind einfach super schnell fertig gewesen und sind dann zu ihrem Tagesgeschäft übergegangen. Mein Glück war aber, dass sie auf die Frage nach der Fesselung oder Befreiung am Ende nichts zu sagen wussten. Mein Fachseminarleiter meinte sinngemäß "Das sind Jungs, die arbeiten schnell, unterhalten sich über andere Dinge, können trotzdem antworten und glauben zu wissen, was der Lehrer hören will. Ihr Weltbild ist scheinbar im Reinen. Und dann kommt so eine Frage, die ihr Weltbild der Schule ins Wanken bringt. Eine Frage, die man eben nicht eindeutig beantworten kann und bei der nicht klar ist, was der Lehrer jetzt hören will." Das fand er super, weil da ein Denkprozess in Gang gesetzt wurde. Man muss sagen, dass die Gruppe dem Seminarleiter am nächsten saß und er sie sich deshalb als Beobachtungsobjekt ausgesucht hatte. Im Laufe der Stunde hab ich am Rande noch mitbekommen, dass sich der Seminarleiter mit ihnen unterhielt, konnte das aber gar nicht einordnen. So was dürften die Prüfer im Examen wohl nicht, weil man sie dann verklagen könnte (also falls man durchfällt).
Heute hatte ich dann die Nachbesprechung, die besser lief als gedacht. Die Nacht zwischen gestern und heute hab ich sogar von der Stunde geträumt und ständig fielen mir neue Dinge auf, die man kritisieren könnte. Schlussendlich hat er das, was ich an der Stunde zu kritisieren hatte, aber besonders gut gefunden. Wie die Stunde insgesamt. Und wieder habe ich ein zwei wirklich praktische Hinweise erhalten, wie ich sie noch besser hätte machen können. Und auch wenn ich keinen Eindruck in Form einer Note bekommen habe, würde ich sie auf eine 2- schätzen. Völlig okay!
Mal sehen, ob ich meine 10. überzeugen kann, bei ihnen die nächste Lehrprobe zu machen. Ich schätze, da muss ich mir ne Wette als Anreiz überlegen... Aber jetzt erst mal die nächste Philo-Lehrprobe nächste Woche überstehen, dann den neuen Stundenplan ab Ostern abwarten und dann sehen wir weiter!
Hi, wo ist das obligatorische Musikvideo???
AntwortenLöschenIch habe hier weder Radio noch Fernseher. Ok ich habe nen Fernseher, der funktioniert aber nich...
Deine Videos sind zur Zeit meine einzige Ablenkung beim Lernen!
LG Rene