Sonntag, 11. März 2012

Resümee der Woche


So, nun ist es wieder Sonntag Abend und es wird Zeit für einen kurzen Wochenrückblick. Wahnsinnig aufregendes ist nicht passiert, aber doch das ein oder andere Erzählenswerte:

1. Der Gerät (siehe Video): Meine 10te durfte zum Abschluss des Stationenlernens zum Thema Reformation und Bauernkriege (*gähn*) einen Multiple-Choice-Test schreiben. Am Mittwoch ging's nicht, weil der halbe Kurs fehlte. Da ist völlig an mir vorbeigegangen, dass zu dieser Zeit eine Klausur geschrieben wurde und aus meinem Kurs so viele mitgeschrieben haben. Also haben wir angefangen uns methodisch weiterzubilden und uns in der Quellenanalyse versucht. Zumindest 70 Minuten lang. Danach gab's 20 Minuten Hangman mit historischen Begriffen. Da die Schüler die Begriffe wählen durften, war der historische Gehalt allerdings eher fragwürdig. Machte aber nix, zum Einschleimen bei den Schülern hat's gereicht ;-) Also dann der Test am Freitag. Selbstverständlich große Empörung und Argumente wie "Silke hat gesagt, wir schreiben den heute nicht!". Muss ich mich wohl mal mit Silke unterhalten, wer hier Tests ankündigt und wer sie dann schreibt... Schlussendlich ist er aber besser ausgefallen, als erwartet. Durchschnitt von 2,7. Ach so, was das ganze mit "der Gerät" zu tun hat: eine offene Frage gab's in dem Test schon. Die Schüler sollten den Begriff "Ablasshandel" mit eigenen Worten erklären. Und ich war da wirklich nicht anspruchsvoll bei den Antworten. Einer schrieb nur "Der Gerät" und auf meine Nachfrage, was das denn soll, waren die Jungs ganz empört, dass ich das nicht kenne. Ein anderer schrieb "Titte" und irgendwas mit Sünden erlassen. Alleine für die "Titte" gab's aber doch nur 0 Punkte. Da versuchte er mir doch tatsächlich weiszumachen, dass das "Tilgte" heißen soll. Hat aber leider mit dem Rest des Satzes keinen Sinn ergeben und so blieb es bei den 0 Punkten. Ab jetzt gibt's erst mal klassischen Unterricht, da sie langsam fit für die Klausur werden müssen. Und das erreichen wir nicht mit Stationenlernen oder Hangman spielen. Bin mal gespannt, wie sie mitmachen.

2. Erziehungsmaßnahmen: Die 7. und 8. ging mir diese Woche wirklich auf den Keks. Schnatternd, gackernd, uninteressiert - so lässt sich der Unterricht wohl am besten zusammenfassen. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob mein Unterricht zu langweilig war? Letzte Woche hat es ja noch schön geklappt. Nun hat die 7. die Hausaufgabe bekommen über Regeln nachzudenken, die wir im Unterricht einhalten wollen und Strafen für diejenigen, die sich nicht an sie halten. Und bei der 8. werde ich meinen Unterricht grundsätzlich überdenken und für den Fall, dass es nicht an meinem Unterricht liegt, Strafarbeiten in petto haben. Menno, eigentlich wollte ich das nicht! Aber anders ruiniere ich meine Stimme. Denn entgegen aller pädagogischen Ratschläge rede ich immer lauter, anstatt einfach nichts zu sagen oder ganz leise zu reden, damit die Schüler aufhören zu quatschen. Wer also noch wirksame Disziplinarmaßnahmen aus seiner eigenen Schulzeit kennt, immer her damit! Ich mag mir (noch) kein Buch kaufen und irgendwelche Methoden ausprobieren.

3. Motivation an der falschen Stelle: Auch meine 9. darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Die sind zwar auch nicht super diszipliniert, aber da beschränkt es sich auf vier-sechs Schüler, die ihren Mund nicht halten können. Und natürlich sitzen alle beieinander. Nachdem ich die letzten Stunden schon angedroht habe, etwas in der Sitzordnung zu ändern, war's mir diese Woche zu viel, ich stell mich vor die Bankreihe und sage "David, du und äh...wen nehm ich noch...?" Sein Sitznachbar meldet sich ganz aufgeregt, weil er glaubt, es passiert jetzt was aufregendes und ich sag "Earn, schön, dass du dich freiwillig meldest. Ihr beide packt jetzt eure Sachen und setzt euch in die hintere Bankreihe!" Verdutzte Blicke, grübelnd ob ich das jetzt ernst meine und am Ende widerwilliges Taschenpacken sowie Umziehen. Innerlich bin ich bald umgefallen vor Lachen. Naja, diese Woche schauen wir uns einen Film an, dann sind sie zwei Wochen im Praktikum. Mit den anschließenden Osterferien sehen wir uns dann vier lange Wochen nicht, danach schauen wir weiter.

4. Mein nächster Unterrichtsbesuch (bzw. Lehrprobe) steht vor der Tür! Am Dienstag isses soweit. Geschichte im 11er Leistungskurs. Hab das WE mit der Planung ganzer zwei 45 Minuten-Stunden zugebracht. Sehr schlechtes Zeitmanagement! Aber halt auch nicht einfach. Die Lehrprobe ist am Dienstag, morgen haben wir aber auch noch mal eine Einzelstunde. Nun muss die Stunde morgen ja halbwegs sinnvoll in die Unterrichtsreihe passen und darf auch nicht überplant sein. Denn ich kann ja am Dienstag in der Lehrprobe schlecht damit weiter machen. Einfach sagen, wie lesen nen Text und sprechen darüber, geht aber auch nicht, weil der Praktikant hospitiert und ich zumindest so motiviert bin, ihm ne halbwegs strukturierte Stunde zu zeigen. So viele bekommt er an der Schule bestimmt nicht zu sehen... Nun ja, jetzt bin ich fast fertig, muss morgen nur noch die Ziele der Stunde formulieren. Auch nicht schön, aber ich hoffe, beim morgendlichen Kaffee geht das halbwegs flott. Ansonsten habe ich nämlich noch keine einzige Stunde für die Woche geplant :-( Gut, Dienstag in der 9. Film, Mittwoch hab ich zur Planung frei, Donnerstag und Freitag dann Unterricht. Liegt also alles auf dem Dienstag Nachmittag/Abend und Mittwoch. Und dabei habe ich mir vorgenommen jetzt alle Stunden nach dem Bonbon-Modell zu planen, was erst mal Zeit kostet, bis man das im Blut hat. Erscheint mir aber sinnvoll.

5. Ich habe schon lange nichts mehr von meinem Ausbildungslehrer in Philo geschrieben. Den den ich nicht leiden kann. Nun, in den letzten Wochen hat sich das wirklich gegeben. Vielleicht weil ich zur Zeit nur bei ihm hospitiere und wir dadurch entspannter sind. Egal, diese gute Zeit muss man ausnutzen (auch wenn es weniger Stoff für diesen Blog gibt ;-)). Selbst das Hospitieren macht Spaß! Ich sitze nicht mehr in der letzten Bankreihe, sondern mit vorne am Lehrertisch, so dass wir uns in den Gruppenarbeitsphasen unterhalten können. Wenn er was kopieren geht (oder uns nen Kaffee holt), darf ich schon mal das Unterrichtsgespräch weiterführen oder wir diskutieren ganz offen im Unterrichtsgespräch, worüber sich die Schüler köstlich amüsieren. Diese Woche habe ich ihn gefragt, ob ich mal an einer Klausur mitarbeiten darf, sie erstellen und auch korrigieren. Natürlich alles unter Anleitung. Schön war, dass er gleich zustimmte. Weniger schön, dass die Klausur schon morgen geschrieben wird. Also habe ich mich am Mittwoch hingesetzt und spontan eine Klausur für die 11. Klasse entworfen. Schüttelt man ja auch so einfach aus dem Ärmel. Grad eben hab ich ne Mail bekommen, die zeigt, dass er meine Klausur zumindest fast so übernommen hat. Frage 1 und 2 hat er umformuliert, aber die Textauswahl hat gepasst und die dritte Frage wurde immerhin komplett übernommen. Nun darf ich im Laufe der Woche noch nen Erwartungshorizont schreiben. Wohlgemerkt mach ich das nicht für die Schüler oder den Lehrer, sondern vielmehr für's Fachseminar, die wollen, dass man solche Sachen macht, wenn sich die Gelegenheit bietet und abgibt, damit es mit in die Benotung eingeht. Was tut man nicht alles...

Aber der absolute Knaller ist die Beurteilung, die er mir mit der Klausur geschickt hat! Also entweder die Beurteilung war für meine Kollegin (die nicht mehr da ist) oder es hat ihn große Überwindung gekostet oder es hat sich tatsächlich etwas in unserem Verhältnis verändert. Denn die Beurteilung ist mit Abstand die Beste, die ich bisher bekommen habe. Ehrlich, ich könnte sie immer wieder lesen, so begeistert bin ich davon! 

Auszug: 
"Mit zunehmender Unterrichtserfahrung allerdings zeigte sich, dass die Referendarin befähigt gewesen ist, ihre Unterrichtsplanungen erfolgreich umzusetzen. Besonders in den letzten Stunden die u.a. das thematisch anspruchsvolle Widerstandsrecht nach Locke behandelten, zeigte sich eine überaus positive Entwicklung in methodischer und didaktischer Hinsicht.
 Zudem zeigte sich Frau W. im Verlauf der Reihe auch gegenüber Beratungsangeboten des Fachlehrers immer aufgeschlossener, um ihre Unterrichtsplanungen noch erfolgreicher umzusetzen. Der Wunsch nach weitgehender Autonomie in der Planung und Durchführung des Unterrichts ist der Referendarin jedoch nicht als Manko anzulasten, sondern vielmehr als Plus hoch anzurechnen, da es ja besonders im Fach Philosophie für alle Lehrenden und Lernenden darum gehen sollte, den Mut aufzubringen, sich des "eigenen Verstandes [ohne Leistung eines anderen zu bedienen] zu bedienen!" (Kant Werke XI:53). Und diesem "Wahlspruch der Aufklärung" (ebd.) wird wohl kaum jemand widersprechen wollen, insofern ist dieser Mut, den die Lehramtsanwärterin mit- und aufbringt, besonders hervorzuheben, was auch bedeutet eigene Fehler machen zu dürfen, um aus diesen zu lernen, was Frau W. mit zunehmender Unterrichtserfahrung auch gelungen ist. [...]
Am Ende der Reihe erstellte die Referendarin eigenständig eine Klausur, die passgenau an den von ihr behandelten Stoff  anschloss, und die in ihrem Aufbau und der Auswahl des Textes als hervorragend gelungen zu bezeichnen ist."
Hat's doch was gebracht, dass ich ihm in jeder(!) Raucherpause ne Zigarette abgebe?! ;-) Egal, ich freu mich drüber!

So, jetzt widme ich mich dem Fernsehprogramm und melde mich sicherlich Dienstag nach dem Unterrichtsbesuch wieder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen