Ums kurz vorweg zu schicken. Falls ich hier irgendwie was doppelt erwähne, liegt das daran, dass mich langsam diese typische Schusseligkeit der Lehrer überkommt - was fand ich die als Schülerin nervend! Aber ich hoffe, dass es sich bisher auf die Geschehnisse außerhalb des Unterrichts beschränkt...
Jedenfalls ist es mit meiner 5. in Praktische Philosophie ja nicht so einfach, wie ich mir das zu Beginn vorgestellt habe. Da werden Wortbedeutungen nachgefragt, auf die ich nie gekommen wäre und so natürlich auch keine Probleme erkannt, über die man sprechen muss. Die Alternative ist dann ein Unterricht, den ich nie machen wollte: Arbeitsblätter zum Thema "Meine Stärken - Meine Schwächen" *gähn* Ich bin doch keine Lebensberaterin! Bisher habe ich beide Wege ausprobiert, den philosophisch angehauchten und eben diesen langweiligen. Nur, wie kann ich Schüler von Praktischer Philosophie überzeugen, wenn ich darüber rede, dass man andere Schüler nicht beleidigen darf. Wir sind doch nicht mehr im Kindergarten, mit Philosophie hat's auch eher nix zu tun. Egal. Nun habe ich heute einen erneuten Versuch gewagt, die Kinder für ein philosophisches Problem zu begeistern. Kurz als Erklärung: wir müssen verschiedene Fragekreise behandeln, z.B. Mein Leben und ich. Die langweilige Schulbuchvariante schlägt dann eben solche Arbeitsblätter vor, wie oben genannt. Ich habe jedoch ein Märchen gefunden, in dem Prinzessin Jaja von einer bösen Hexe verflucht wird, ohne Mann zu bleiben, bis sie die sinnloseste Frage findet und die dann auch noch beantworten kann. Diese Frage findet sie dann auch, kann sie aber nicht lösen: Wie kann Prinzessin Jaja beweisen, dass sie existiert? Nun sollten die Schüler ihr helfen, diese Frage zu lösen. Und tatsächlich kamen sie auf die - kindgerechten - Antworten: sie fühlt und sie hat Sinne. Beides muss man doch haben, wenn man exisitiert. Fehlt nur noch, dass sie denken kann. Aber dass sie darauf nicht gekommen sind, sei ihnen verziehen. Mitten in der Phase der Spekulationen und Diskussionen, die die Schüler in Gruppen führen durften, kommt eine Schülerin zu mir: "Frau W., ich habe mit meinem Papa mal eine Dokumentation gesehen, da hat Stephen Hawking - den kennen Sie doch auch, oder? - gesagt, dass es sein kann, dass wir alle nur Gehirne in Gläsern wären." Ich bin fast umgefallen! Denn diese "Gehirn im Tank"-Theorie habe ich vor drei Wochen noch mit meinen 10.Klässlern besprochen! Dass eine Fünftklässlerin solche Dokus schaut und sich das auch noch merkt, fand ich großartig! Nun haben die umsitzenden Schüler natürlich aufgehorcht und wollten wissen, was es mit dieser Geschichte auf sich hat. Hab ich sie ihnen in Kurzform erzählt, was totale Verwirrung, Erstaunen und noch viel mehr Fragen aufgeworfen hat. Aber genau das ist in Philosophie ja ein total guter Weg! Ich habe sie dann vertröstet, dass wir dieses Problem nach dem Märchen gerne besprechen können. Schlussendlich sind sie aber heute alle völlig durch den Wind aus dem Unterricht gegangen und ich freu mich wie verrückt, weil ich wetten könnte, dass das bei einigen heute Abend am Esstisch Thema sein wird. Wie die Eltern wohl auf sowas reagieren?
Und wen es interessiert, das Märchen bietet die Ausgangslage für zwei Themen: was macht den Mensch zum Menschen oder aber - um beim Gehirn im Tank zu bleiben - wie wirklich ist die Wirklichkeit? Bin ich mal gespannt, für welches der beiden Themen sich die Kids entscheiden, wenn sie wählen dürfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen