Was tut man, wenn Fünftklässler mit ihren großen braunen Augen vor einem stehen und man ganz genau sieht, wie das Wasser in eben diesen Kulleraugen immer höher steigt? Furchtbare Situation! Da bricht einem das Herz, vor allem, wenn man nicht helfen kann :-( So geschehen gestern in meiner 5. Klasse. Da begann der Unterricht nämlich mit einer Erzählung, dass es am vorigen Tag einen Streit zwischen einer meiner Schülerin und einem meiner Schüler gab. Erst schubst sie ihn mithilfe ihrer Freundinen auf den Boden, woraufhin er sie anspuckt. Das ganze natürlich begleitet von wüsten Beschimpfungen. Und das alles muss in meinem Unterricht natürlich noch mal ausgetragen werden, da es am Freitag die erste Stunde war und es wohl einfach raus musste. Aber was soll ich da machen? Ich war nicht dabei, jeder beschuldigt jeden und am Ende sogar Tränen. Übrigens hat der Junge geweint, nicht das Mädchen. Schlussendlich werden sie wohl beide ihren Teil dazu beigetragen haben. Mehr als reden konnte ich in diesem Moment leider nicht. Bin mal gespannt, wie das ausgegangen ist. Am Nachmittag war Elternsprechnachmittag, dort wollte man das mit den zuständigen Klassenlehrerinnen klären. Bin ich froh, dass ich eben keine Klassenlehrerin bin. Mit sowas wäre ich ja völlig überfordert, weil mir beide leid tun und ich niemanden schimpfen möchte. Die sind einfach noch so klein und niedlich, dass man sich gar nicht vorstellen kann, welche Biester bereits in ihnen schlummern.
Mittags dann eine Besprechung zum Crashkurs, der nächste Woche für 10.Klässler stattfindet. Veranstaltet wird das Ganze von der Polizei und Ziel des Ganzen ist, dass den Schülern klar wird, dass sie mit unvorsichtigem Verhalten im Straßenverkehr nicht nur sich gefährden, sondern auch anderen Menschen wehtun. Nun kam man auf die glorreiche Idee, dass das Ganze von den Philosophie- und Religionslehrern vorbereitet, begleitet und aufbereitet werden soll. An sich ne prima Sache. Aber warum bitte schön, kann man das nicht früher ankündigen?! Jetzt haben wir nächste Woche gerade mal eine Stunde, um genau zu sein ist es sogar die vorletzte Stunde vor der Klausur. Dilemma: was ist wichtiger, Crashkurs oder Klausur? Beides ist thematisch meilenweit voneinander entfernt. Dass ich keine Ahnung habe, wie man so etwas am besten durchzieht, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Es heißt, die Schüler sind mitunter sehr verstört nach dieser Veranstaltung, weil sie wohl mit ziemlich fiesen Bildern konfrontiert werden. Außerdem sollen sie vorher im Reli oder Philounterricht ihre Lebensentwürfe schreiben, welche dann auf einen großen Ballon geklebt werden. Dieser wird im Laufe des Kurses zerstochen - sinnbildlich gehen also alle Wünsche und Träume fürs Leben flöten. Mal sehen, wie das so wird.
Und am Ende stand dann noch der Elternsprechnachmittag auf dem Plan. Faule Lehrerin, die ich bin, habe ich es geschickt so eingefädelt, dass kein Schüler ankam und einen Termin wollte. Also hatte ich Arbeit und meinen aktuellen Roman dabei, womit ich mir die Zeit vertreiben wollte. Und am Ende? Hab ich mit meiner Ref-Kollegin gequatscht und musste doch mit zwei Eltern reden, die spontan vorbeigekommen sind. Die Mutter eines Siebtklässlers, der auf 2 steht - was soll man da reden?! Und der Vater meines Gedichtschreibers aus der 10. Der steht zwar auf 4, aber schlussendlich konnte ich ihm Hoffnung machen, dass noch nicht alles verloren ist. War ganz interessant, mal zu hören, was Eltern über ihre Kinder erzählen. Da gewinnt man mitunter einen ganz anderen Blick. Gut, ist jetzt auch keine Wahnsinnserkenntnis, aber in dem Fall fand ich's ganz faszinierend, weil der Junge im letzten Jahr wohl nen gewaltigen Sprung von introvertiert zu sozial anerkannt gemacht hat. Und introvertiert kann ich ihn mir nun gar nicht vorstellen.
Übrigens sind es noch genau 97 Tage bis zum Examen!
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