Montag, 8. Juli 2013

Neuer Lebensabschnitt, neue Blogadresse

Da der ursprüngliche Grund für die Erstellung des Blogs - das Referendariat - nicht mehr vorhanden ist, habe ich gedacht, ich ziehe nicht nur gedanklich, sondern auch blogtechnisch einen Schnitt und beginne quasi von vorne.

Wen es also interessiert, wie meine Vorbereitungen für Alex laufen, klickt einmal hier: ialla bina!

Dort sollen dann auch meine Erlebnisse in Alex bzw. im restlichen Ägypten, in und außerhalb der Schule, festgehalten werden. Insha'allah! (So Gott will!)

Dienstag, 28. Mai 2013

neuer Countdown: 74 Tage

Da ich es leider immer noch nicht hinbekommen habe, mein Video von Alex hochzuladen, muss halt doch wieder youtube herhalten:


Hab ich das Album doch neulich wiedergefunden, beim Musik auf den PC kopieren. Unglaublich, was man alles hat und längst vergessen hatte...

Nun ja, neuer Countdown war der Titel. Nachdem mein Wunschflug am 11.8. leider ausverkauft war und die Flugpreise dann gleich doppelt so teuer werden, habe ich gestern mein One-way-ticket gebucht. Ein komisches Gefühl, wenn kein Rückflug dabei ist! Aber noch hält sich die Aufregung und Panik in Grenzen. Kommt sicherlich noch. Noch steht einiges zwischen mir und dem 10., an dem's jetzt endgültig losgeht. Ab morgen Berlin - wahrscheinlich das letzte Mal vor meinem Umzug, Anfang Juli eine Woche Köln und dazwischen ruhige Tage, die man fast nichtstuend verbringt, weil man sich einredet, man bräuchte ab August genug Kraft und Energie. Ich gebe zu, ein bisschen Faulheit ist auch dabei. Immerhin habe ich mich aber schon an Jahresplanungen versucht, aber ohne schulinternen Lehrplan, auf den ich noch warte, kommt man auch nicht so recht weiter. Habe ich schon erwähnt, dass ich eine 2. Klasse in Mathe bekomme? Also falls der neue Direktor die vorgeschlagene Unterrichtsverteilung des alten Direktors annimmt. Darauf freue ich mich ehrlich gesagt schon. Hab mir mal angeschaut, was man da so alles macht und ich bilde mir ein, dass bekomme ich hin ;-) 

Gestern meldete sich eine ehemalige Ref-Kollegin bei mir. Wir erinnern uns an die, die mir erzählte, sie könne ja auch Praktische Philosophie unterrichten, ich im Gegenzug aber NIEMALS Religion, weswegen sie ja viel nützlicher für unsere Ausbildungsschule wäre. Um mal bei Religion zu bleiben: Gottes Mühlen mahlen, langsam zwar, aber jeder bekommt am Ende, was er verdient. Und so darf sie nun doch nicht an der Schule bleiben, sondern steht ab nächstem Schuljahr ohne Stelle da (vorerst, immerhin hat sie drei Schulen in ihrer Umgebung gefunden, die jemanden suchen). Gemein, weil sie schon eine mündliche Zusage der Schule hatte. Tut mir zwar leid irgendwie, aber nachdem sie ja wirklich die Ellbogen ausgefahren hatte, um die Vertretungsstelle zu bekommen, hält sich das Mitleid auch in Grenzen. Der Witz des Ganzen: die Schule hat jetzt eine Vertretungsstelle für Philosophie ausgeschrieben! Und auch, wenn ich nicht da hätte bleiben wollen, ärgert mich das so ungemein. Es war von Anfang an klar, dass man jemanden für Philo braucht, aber nein, nichts mit Mitarbeiterförderung und -motivation. Lieber immer schön kurzfristig planen. Ich meine, ich würde doch als Schulleiter sehen, dass ich die Lehrer bzw. Refs so fördere, dass sie mir langfristig erhalten bleiben und dabei noch motiviert sind. Nee, man kann nur froh sein, nicht mehr da zu sein. Das habe ich ihr gestern auch geschrieben. Aber die Freude sieht man (verständlicherweise) nicht, wenn man keine richtige Perspektive hat. Immerhin bewerben sich auf die freien Stellen grad hunderte Jobsuchende. Und da interessiert es niemanden, dass man mit 27 Jahren unbedingt bald ein Kind möchte, heiraten und Haus bauen - die Zeit drängt immerhin :-)))

So, ich versuche mich mal ein bisschen auf aufräumen und Tasche packen. Mal sehen, wie weit ich heute komme - aber ich habe ja auch noch 74 Tage Zeit :-)

Montag, 20. Mai 2013

Erste Eindrücke in Alexandria

Nun wollte ich doch mal mit einem eigenen Video starten und jetzt sagt mir youtube nach drei Tagen Hochladedauer, dass das Video nicht komprimiert werden kann und daher der Versuch fehlgeschlagen ist. Nun ja, dafür gibt's Bilder bei Picasa. Wer es dann live, in echt und Farbe sehen möchte, muss mich eben besuchen kommen :-)

Eine Woche Alexandria liegen also hinter mir, eine Woche mit Lärm, Dreck, ganz vielen Eindrücken und Informationen sowie ner Menge neuen Bekanntschaften. Und auch wenn Marianne (bei der ich übernachten durfte) mich damit aufzog, ich hatte tatsächlich einen Block dabei, in dem ich stichpunktartig alles mögliche notiert habe, weil ich sonst die Hälfte wieder vergessen hätte. Und nun weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll...

Vielleicht gleich mit dem ganz praktischen Tipp für diejenigen, die mich tatsächlich einmal besuchen kommen: Fliegt nur bis Kairo! Die Wartezeit von knapp drei Stunden bis zum Weiterflug nach Alex ist unendlich lange, weil Abends halb neun auf dem Flughafen Kairo nichts mehr los ist. Aber auch gar nichts. Ich weiß gar nicht, was man die ganze Zeit macht, wenn man Nichtraucher ist. Todsterbenslangweilig! Aber vorher sollte man unbedingt im Landeanflug die Aussicht beachten. Kairo bei Nacht ist wirklich total schön! Und riesengroß. Ich hatte den Eindruck, die letzte Flugstunde sind wir nur über Kairo geflogen ;-) Leider habe ich entweder auf der falschen Seite gesessen, oder man sieht sie generell nicht, ich hatte gehofft, die Pyramiden bei Nacht zu sehen. War leider nix. Muss ich doch noch mal hin. 

Am Flughafen in Alex haben mich dann zwei Jungs abgeholt, die mir von einer Bekannten bzw. deren ägyptischen Ehemann organisiert wurden. Anstrengend. Ägyptische Männer sind anstrengend. Natürlich sieht man in echt viel besser aus, als auf dem Foto. Man möchte dieses und jenes die nächsten Tage machen, eigentlich ununterbrochen zusammen sein und tendenziell könnte man sich doch gegenseitig die Sprachen beibringen. Na ja, ich glaube, dafür suche ich mir doch wen anders. Trotzdem waren die wirklich hilfsbereit. Wir sind zunächst zu einer Bar gefahren, in der es frische Säfte aller Art gibt, was sehr lustig war, denn hierfür musste man noch nicht mal aus dem Auto steigen. Man fährt dorthin, parkt planlos auf der Straße (wie alle anderen auch), es kommt jemand, nimmt die Bestellung auf und erhält nach 5 Minuten ein großes Glas frischen Saft für wenig Geld. Die Erfrischung brauchte man auch, denn die nächsten - gefühlten - 5 Stunden haben wir damit zugebracht, das Hostel zu suchen, in dem ich ein Zimmer reserviert hatte. Ein Mysterium, dem ich die nächsten Tage noch ganz oft begegnen konnte: man hat eine Adresse und trotzdem weiß keiner, wo das ist. Da müssen zig Leute befragt werden, bevor man tatsächlich dort ist, wo man hinwollte. Ich erinnere an das Kapitel des "nach dem Weg fragen" aus dem Fettnäpfchenführer. Der Ägypter gibt nicht zu, den Weg nicht zu kennen und erklärt zur Not auch einen falschen, was ganz ungünstig ist, wenn es in einer Millionenstadt kaum Straßenschilder gibt und man wirklich auf fremde Hilfe angewiesen ist, wenn man den Weg selbst nicht kennt. 

Nun ja, irgendwann haben wir's tatsächlich geschafft und waren in dem von mir gebuchten Hostel. Ich würde niemanden empfehlen in einem Hostel in Ägypten zu nächtigen, aber ich ärgere mich nicht und verbuche es als erste Erfahrung in meiner neuen Heimat. Am nächsten Tag ging's dann zur Schule (von der auch niemand wusste, wo sie ist) und ich konnte hier meine ersten Eindrücke sammeln und die neuen Kolleginnen kennenlernen. Ich muss sagen, ich bin wirklich sehr nett aufgenommen worden. Die ägyptische Verwaltungschefin kümmerte sich um Tee für mich, nahm sich Zeit für einen Rundgang und stellte mir wirklich jeden Mitarbeiter vor. Ich muss gestehen, ich kann mich kaum noch daran erinnern und muss im August wohl noch einmal von vorne anfangen ;-) Der Schulträger (also oberster Chef über die deutsche, amerikanische und britische Abteilung der Schule) drückte mir direkt zwei Schlüssel für seine Villa in Agami in die Hand, was jeden irritierte, der davon erfuhr. Ägyptische Gastfreundschaft? Keine Ahnung. Ich wusste leider nicht, wo die Villa ist und habe sie dementsprechend auch nicht in Anspruch nehmen können. 

Dafür hat mich Marianne ganz herzlich aufgenommen und so konnte ich schon mal vorfühlen, wie es sein wird, dort zu leben. So richtig. Mit allen Pros und Contras. Strand, aber wirklich sehr langem Schulweg. Schöne Wohnung (für ägyptische Verhältnisse), mit Maus, die alles anknabbert. Günstige Einkaufsmöglichkeiten, aber ständigem Angequatsche am Straßenrand: Hello, where are you from? Welcome to egypt. Ich kann Marianne verstehen, wenn sie genervt ist, nach zwei Jahren immer noch willkommengeheißen zu werden. Und wehe man reagiert nicht drauf, dann kann das schon mal eingeschnappte Reaktionen hervorrufen. So bei einem Strandspaziergang, bei dem ein ägyptischer junger Mann uns eben oben genannte Sätze zurief, wir nicht reagierten und dafür ein deftiges "F*** you!" ernteten. Aber ich muss sagen, dass ich ganz froh war, schon einmal in Hurghada gewesen zu sein. Mit dem Angequatsche rechnete ich schon und hoffe einfach, eine gewisse Resistenz zu entwickeln. Berlin hat mich ja schon im Ansatz gelehrt, gewisse Sachen zu ignorieren, da schaffe ich das in Alex auch noch. 

Aber trotz dieser negativen Seite von Ägypten, freue ich mich sehr auf diese Erfahrung. Auch wenn ich nach dieser Woche nicht mehr behaupten würde, sechs Jahre dort bleiben zu wollen. Aber das kann sich ja noch ändern. Jedenfalls gibt's noch so viel mehr Eindrücke und Erzählenswertes, was ich jetzt hier gar nicht alles auf einmal aufschreiben kann. Ich denke, ich werde das splitten und immer mal wieder etwas berichten. Ich muss ja auch die nächsten Wochen der Arbeitslosigkeit irgendwie sinnvoll nutzen ;-)

Sonntag, 5. Mai 2013

Ich packe meinen Koffer...

...und nehme mit: viel zu viel, das ist ja klar :-)


Aber ick freu ma! Übermorgen um diese Zeit bin ich fast am Flughafen München und warte auf meinen Flieger, der mich zuerst nach Kairo bringt und 3,5h später auch nach Alex. So habe ich nen Puffer, falls der erste Flug Verspätung hat, kann in Ruhe das richtige Gate finden, eine (oder zwei) Zigaretten rauchen, meine ägyptische Telefonkarte aufladen und mich vielleicht auch mal umsehen, wohin ich müsste, wenn ich direkt von Kairo aus nach Alex fahren wollen würde. Ich bin super gespannt! 

In Alex werde ich dann abgeholt, von einem Bekannten von dem Mann einer Bekannten - man kann erahnen, ich habe keine Ahnung mit wem ich es da zu tun habe, aber immerhin weiß ich, dass ein Ali auf mich wartet. Ein so seltener Name in Ägypten wird sicherlich schnell zu finden sein :-)

Der Plan sieht dann so aus, dass ich mitten in der Nacht in Alex ankomme, ins Hotelbett falle (ohne Ali) und dann im Laufe des nächsten Vormittags meine Schule suche. Dort habe ich mich schon angekündigt und hoffe, dass man dementsprechend Zeit für mich und ein Pläuschen hat. 13 Uhr hat die Kollegin bei der ich die darauffolgenden Tage schlafe Feierabend und nimmt mich mit nach Agami, wo ich sehr gespannt auf die reservierten Wohnungen und den Privatstrand bin. Leider sagt die Wettervorschau für Mittwoch und Donnerstag eine Wetterwarnung voraus - windig, wenn ich das richtig deute. Und recht frisch: 26 Grad. Na hoffentlich unterkühle ich mich nicht. Sollte ich vielleicht noch zwei Pullover mitnehmen?! ;-)

Nichtsdestotrotz habe ich beschlossen, mir auch Wohnungen in Alex resp. in Schulnähe anzusehen. Nicht unbedingt wegen dem langen Fahrtweg vom Privatstrand zur Schule, sondern wegen den damit verbundenen Kosten und der Ferne zum ägyptischen Alltag. Aber das muss man sich einfach mal anschauen und dann entscheidet wahrscheinlich mein Bauchgefühl. Es ist ja zum Glück nicht so, als wäre umziehen in Ägypten ein großes Problem mit umfangreichen Prozedere, von daher kann man eigentlich nichts falsch machen. Wenn sich die Entscheidung als "falsch" herausstellt, wechselt man eben die Wohnung später.

Jetzt fällt mir ein, dass ich noch meinen Akku für die Kamera aufladen muss. Wichtig wichtig! Will ja ganz viele Fotos machen, mit denen ich dann Gott und die Welt nerven kann :-)

Dienstag, 30. April 2013

Alles hat ein Ende


Nun ist er da - der Tag, auf den ich 18 Monate gewartet habe: der letzte offizielle Tag als Referendar. Zwar liegt das Examen schon gefühlte 3 Jahre zurück, aber erst ab morgen darf ich mich offiziell Lehrerin nennen. Ein Grund für einen Post, dachte ich.

Heute um 16 Uhr gibt's Zeugnisse. Zumindest für die, die in Aachen sind. Da ich ja "krank" bin, gehöre ich nicht zu diesem exklusiven Kreis und muss auf diese großartige Veranstaltung verzichten. Ich werd's wohl überstehen ;-) Nichtsdestotrotz werde ich heute Abend mit einem Glas Wein auf mich selbst anstoßen. Revue lasse ich nichts mehr passieren. Da wurde eigentlich schon alles gesagt bzw. geschrieben. Ich habe viel gelernt, was Unterricht angeht, aber vor allem über Menschen. Fragt mich gestern eine (bald ehem.) Kollegin, ob ich meinen Ausbildungslehrern etwas als Dankeschön zum Abschied geschenkt habe. Musste ich fast ein bisschen lachen.

Samstag, 6. April 2013

Fettnäpfchen Ägypten

Nachdem mein Versuch mich der arabischen Sprache zu bemächtigen jetzt erst mal auf Eis liegt und ich auch nichts, aber auch gar nichts mehr, für die Schule machen muss (noch vier Tage!!!), beschäftige ich mich gerade vermehrt mit der ägyptischen Kultur und Geschichte. Und dabei bin ich auf den "Fettnäpfchenführer Ägypten: Wie man das Land der Pharaonen verstehen kann" gestoßen. In dieser Reihe gibt es noch ein paar andere Länder und ein Blick hinein, wenn man vorhat, sich außerhalb von Hotelanlagen zu bewegen, zu werfen, schadet bestimmt nichts. Anhand einer fiktiven Familie werden in kurzen unterhaltsamen Kapiteln kulturelle Missverständnisse aufgeführt, die von einer deutsch-ägyptischen Frau und eines ägyptischen Mannes erklärt und Vermeidungen geschildert werden. Wirklich ganz unterhaltsam und für jeden geeignet, der sich wirklich noch nie nicht mit der arabischen Kultur beschäftigt hat. O-Ton, und der ist gerade in arabischen Ländern wichtig, denke ich, "bedenke, du kommst aus einem völlig anderem Kulturkreis und auch wenn dir die Sitten und Gebräuche unsinnig erscheinen, du wirst es nicht ändern". 

Und weil mich der ein oder andere ja besuchen möchte, dachte ich, ich fasse mal kurz das Wesentliche zusammen (ich leihe das Buch aber auch gerne vorher aus ;-)). Kapitel über das Auto fahren in Kairo lasse ich dabei aus. Kurz zusammengefasst: nimm dir ein Taxi ;-)

1. Die Ägypter und die Hilfsbereitschaft: Wenn man in Ägypten nach dem Weg fragt, sollte man sich nicht wundern, wenn man nie dort ankommt, wo man hin möchte. Die Ägypter sehen es als ihre Pflicht an, zu helfen, auch wenn sie den Weg nicht kennen. Also sollte man besser mehrere Ägypter fragen und wenn sich zwei oder mehrere Wegbeschreibungen ähneln, kann man fast sicher sein, dass es auch der richtige ist.

2. Als Frau alleine unterwegs: Keine Männer anlächeln, direkten Augenkontakt vermeiden! Kann ich mir persönlich (noch) nicht vorstellen, aber ein Missachten der "Regeln" kommt einer direkten Aufforderung zur Anmache gleich. Wenn man die also vermeiden möchte...

3. Kleidung bei Männern: kurze Hosen nur in der Freizeit, quasi zuhause oder am Strand. Ansonsten sind kurze Hosen den Jungs vorenthalten und weil man demonstrieren möchte, dass man ein Mann ist, zieht man sich keine Kinderklamotten, wie kurze Hosen an. Ansonsten haben es die Männer wirklich leichter, denn die Frauen haben (wen wundert's) viel mehr zu beachten: nicht nur die Schultern sollten bedeckt sein, auch die Ellbogen. Ein Rock, Kleid oder Hosen müssen das Knie bedecken. Damit fallen eigentlich fast alle Röcke und Kleider, die ich besitze raus. Ich hatte gehofft, ein Saum, der kurz über dem Knie aufhört, geht, aber laut diesem Buch leider nicht. Muss ich mir unbedingt vor Ort ansehen. keine Figurbetonten Oberteile oder Kleider. Lustig, aber laut Buch wahr: Schuhe sind schnuppe. Wenn man alles bedeckt, darf man gerne Highheels anziehen. Ach so, fast vergessen: natürlich darf nichts einen Ausschnitt haben. Am besten hochgeschlossen. Hier sehe ich mich noch viel Geld für passende Klamotten ausgeben. Und ich bin gespannt, ob ich einen Kompromiss schaffe: Anpassung und trotzdem nicht in Sack und Tüten rumlaufen müssen...

Ich lasse hier einiges weg, was den Besucher nicht interessieren muss oder was ich für selbstverständlich halte (ruhiges Verhalten beim Moscheebesuch oder kein unerlaubtes Fotografieren von Menschen, zum Beispiel). Auch der Umgang mit Hausangestellten ist wohl nicht so wichtig, aber eines muss ich aus diesem Kapitel doch erzählen. Es geht darum, dass jedes Haus einen bzw. mehrere Bawwabs haben. Das ist eine Art Hausmeister, der so gut wie alles macht: Müll runterbringen, Handwerker organisieren, Putzfrauen vermittelt, Koffer trägt, Einkäufe tätigt und das Haus rund um die Uhr bewacht. Im Übrigen der niedrigste Beruf in Ägypten. Klar, dass er für all diese Dienste das ein oder andere ägyptische Pfund bekommt. Die Frauen der Bawwabs sind dann in der Regel Putzfrauen. Im Buch fragt die deutsche Frau ihre Putzfrau, ob diese auch bügeln kann. Ja, das könnte sie, aber nein, sie macht es nicht. Erklärung des Buchs: "Was die Arbeitsverweigerung der Putzfrau betrifft, gibt es auch dafür Gott sei Dank eine einfache Erklärung. Assad hat die Putzfrau - die übrigens die Ehefrau eines der drei Bawwabs ist - eben als Putzfrau angestellt, nicht als Haushaltshilfe. Natürlich kann sie auch bügeln, aber das geht in diesem Fall nicht, denn einer der beiden anderen Bawwabs verschafft sich mit seiner Ehefrau ein Zubrot durch den Posten des Büglers im Haus. Ähnlich ist es mit dem Müll. Den Müll bringt der Bawwab herunter, der gerade Dienst hat, und bekommt einen kleinen Obolus dafür. Langsam aber sicher bekommen die Schröders einen Einblick in das ägyptische Sozialgefüge und begreifen, dass es für das Überleben der Ägypter wichtiger ist, möglichst vielen Menschen wenigstens einen kleinen Verdienst zu ermöglichen, als alles in eine Hand zu geben, was nach europäischer Denkweise einfacher und zeitsparender ist. So hält man in Ägypten sehr schnell eine ganze Heerschar an dienstbaren Geistern in Lohn und Brot und hilft mit, deren Existenz zu sichern. Eben das aber funktioniert nur, wenn die vom Einzelnen angebotene Palette an Dienstleistungen sehr eng gefasst ist. Wenn sich bei uns jemand um die Wäsche kümmert, deckt er den ganzen Vorgang ab, holt sie, wäscht sie, trocknet sie, bügelt oder mangelt sie und bringt sie wieder. In Ägypten sind an dieser Dienstleistung mindestens drei Personen, sprich drei Familien beteiligt." Ich glaube, sich generell daran zu gewöhnen, dass man solche Sachen aus der Hand gibt, was bei uns fast selbstverständlich selbst gemacht wird, ist wohl am ungewohntesten. Ich kann mir zumindest momentan nicht vorstellen, einen Mann damit zu beauftragen, meinen Müll runterzubringen. Und jeder, der schon mal in Ägypten war, weiß, dass der Müll dann wahrscheinlich einfach hinters Haus geworfen wird.

4. Liebkosungen in der Öffentlichkeit: gehen natürlich gar nicht! Kein Händchenhalten, geschweige denn Küsse dürfen in der Öffentlichkeit ausgetauscht werden. Als (erkennbarer) Europäer wird man dafür natürlich rechtlich nicht bestraft, aber es gehört sich nicht. Dafür dürfen zwei Männer öffentlich durchaus Händchen halten, das ist nämlich ein Zeichen für eine enge Verbundenheit und Freundschaft. 

5. Für mich noch völlig unvorstellbar: Während des Ramadans muss man natürlich nicht "mitmachen" (kein Essen, Trinken(!!!), Rauchen und Geschlechtsverkehr zwischen Sonnenauf- und untergang), aber man sollte es auch nicht vor den Ägyptern tun (logisch, dass ich das beim Sex selbstverständlich finde ;-)). D.h., ich muss dann in dieser Zeit immer versteckt trinken. Und das, wo ich doch quasi ein Fass ohne Boden bin und ständig an der (Wasser-)Flasche hänge. In der Schule gibt's auch Doppelstunden und ich fand's hier schon immer anstrengend bei Unterrichtsbesuchen, die ja nur 45 Minuten dauern, nichts trinken zu dürfen. Ist mir ein Rätsel, wie ich das aushalten soll. Aber ich freue mich auf das Zuckerfest, wenn der Ramadan zu Ende ist. Da ist bestimmt richtig viel los auf den Straßen.

6. Schön ist das Kapitel über die Behördenwelt in Ägypten. Grundsätzlich gibt es wohl in jedem größeren Unternehmen (auch in der Schule) jemanden, der sich um die ganzen Behördengänge kümmert. Den sollte man auch in Anspruch nehmen. Im Buch unternimmt der Familienvater natürlich erst mal alleine den Versuch und kommt in den Wirren nicht zurecht. Es wird erklärt, dass die Beamten in Ägypten mit zu den schlechtbezahltesten Menschen gehören und sie deshalb noch anderen Jobs nachgehen. Aus diesem Grund kommt es häufig vor, dass die Büros einfach leer sind, obwohl das Amt geöffnet hat. Kann man sich das vorstellen?! Und natürlich ist Bestechung ein großes Thema. Ohne geht's wohl kaum und auch aus diesem Grund sollte man diese Gänge von dem Behördenmenschen der Firma machen lassen. Der wüsste nämlich genau, wem er wieviel zahlen muss, um an die gewünschten Stempel und Unterlagen zu kommen. Und auch hier natürlich die Anmerkung: ja, das ist nicht gut, aber man ändert's auch erst mal nicht.

7. Lustig, und für mich wirklich neu, die Verhaltensregeln, wenn man bei Ägyptern zu Gast ist. Zum einen ist es völlig untypisch sich die Wohnung anzusehen. Ich mach das ja gerne, wenn ich bei jemanden das erste Mal bin. Einfach weil ich gerne sehe, wie andere Menschen eingerichtet sind. Ein No-Go in Ägypten. Es gibt Räume für die Öffentlichkeit, in denen auch schöne Sachen stehen und hängen und Räume, die absolut privat sind (dazu gehört auch die Küche). Nun ist man also in der Wohnung und sagt z.B. Mensch, schönes Bild hast du da. Die ägyptische Kultur gebietet es dann dem Gastgeber, dir dieses Bild zu schenken. Damit nicht aber nicht genug. Nimmt man das Bild dann tatsächlich mit, wird das als absolut unhöflich empfunden. Also soll man es entgegennehmen, lächeln und bei nächster Gelegenheit wieder irgendwo ablegen. Ansonsten isst man den Teller nicht leer, wenn man nichts mehr möchte und zeigt beim Sitzen (auf dem Boden) nicht die Fußsohlen. Unhöflich! 

8. Auch in diesem Buch wird darauf aufmerksam gemacht, dass man bei der Frage nach der eigenen Religionszugehörigkeit auf jeden Fall eine der drei Buchreligionen (Christentum, Judentum, Islam) nennen sollte. Auch, wenn man eigentlich Atheist ist. Für Moslems ist es unverständlich, und ganz sündig, keiner dieser drei Religionen anzugehören. Wie ich damit umgehe, weiß ich wirklich noch nicht. Davon mal abgesehen, dass ich deswegen nicht lügen möchte, habe ich ja wirklich ein Problem mit Religionen überhaupt und würde mit dieser Lüge völlig meinem Wesen widersprechen. Wahrscheinlich läuft es dann auf einen Kompromiss hinaus. Wenn ein Taxifahrer fragt, lüg ich den halt an. Sollte ich aber näheren und freundschaftlichen Kontakt zu Ägyptern haben, kann und werde ich sie wahrscheinlich nicht anlügen. Muss man mal abwarten.

9. Bakschisch. Leidiges Thema. Kennt jeder Ägyptenurlauber. Das Buch erklärt zum Einen das Besondere dieses Bakschisch. Ägyptern ist es verboten zu betteln (auch rechtlich gesehen), also denken sie sich irgendwelche unnützen Dienstleistungen aus (Einparkhilfe z.B.), um an Geld zu kommen, ohne zu betteln. Zum Anderen ist es eine der fünf Säulen des Islams, dass derjenige der mehr hat, dem anderen, der weniger hat, gibt. Deshalb ist es auch nicht üblich etwas Ausgeliehenes zurückzufordern. Man war derjenige, der mehr hatte und das war's. Sollte der andere irgendwann mehr besitzen, wäre er zu gleichem Verhalten verpflichtet. Nun habe ich ja nicht vor irgendwem irgendwas zu "leihen", aber es ist ja gut zu wissen. Außerdem bietet das Buch eine kurze Übersicht, welche Beträge für einzelne Dienstleistungen üblich sind. Und das ist für den Besucher natürlich auch interessant:

Trinkgelder:
- immer auf ganze Pfund aufrunden
- 10% für Kellner
- Kofferträger: 1 Pfund pro Koffer
- Toilettenbenutzung: 1 Pfund
- Türsteher oder Liftboy: 1 Pfund
- Fotoerlaubnis: 1 Pfund
- Fahrer: 30 Pfund pro Woche

Es wird außerdem betont, dass man Bakschisch wirklich nur für Gegenleistungen geben soll. Nun ja, da bin ich mal gespannt, wie das in einer Großstadt ist, die fernab vom Tourismus ist. Noch habe ich die kleine Hoffnung, dass es dort nicht ganz so schlimm ist, auch wenn man natürlich mit Sicherheit ständig von irgendwem belagert wird. 

10. Zum Schluss noch das leidige Thema Handeln. Das muss ich mir definitiv angewöhnen, auch wenn ich es gar nicht mag. Natürlich kann man in Läden mit ausgezeichneten Preisen einkaufen gehen, aber ich möchte schon auch gerne auf dem Markt einkaufen und da gehört es mit dazu. In meinem "Kauderwelsch: Ägyptisch für Einsteiger" wird das auch ganz süß beschrieben. Beim Handeln gehört ein bestimmtes Ritual dazu. Da geht's nicht nur darum zu feilschen und über den Preis zu reden. Man muss wohl eine gewisse Geduld mitbringen, denn zwischendurch schweift das Thema gerne Richtung Familie, Beruf und Wetter ab. Sehr schön die Erzählung, wie man sich im Taxi verhält, bei dem es in der Regel ja auch keine festen Preise gibt. Als Frau sollte man übrigens unbedingt hinten Platz nehmen!

"Taxifahrten gehören - vor allem in Kairo - zu den schwierigsten touristischen Übungen, und Besucher werden nicht müde, von ihren negativen Erfahrungen zu berichten. Halten Sie daher das folgende Ritual ein: 

Man stellt sich am Straßenrand auf und hebt die Hand, wenn sich ein Taxi nähert. Der Fahrer verlangsamt das Tempo und rollt mit mäßiger Geschwindigkeit am potentiellen Kunden vorbei. Der ruft ihm nun laut sein Fahrtziel zu, entweder einen Stadtteil, ein markantes Gebäude, wie etwa eine Moschee oder auch einen Platz. Je nachdem, ob die Richtung passt, hält der Chauffeur nun an oder gibt wieder Gas. Ist das Reiseziel genehm, so besteigt man das Taxi - selbstveständlich mit einem freundlichen Guten Morgen oder Guten Tag, und der Fahrer fragt nach Details. Man nennt den Straßennamen bzw. die exakte Adresse. Handelt es sich um eine Nebenstraße, so kennt sie der Chauffeur in der Regel nicht, und er will wissen, ob man selbst ortskundig ist. [...]

Der Chauffeur muss also den Weg selbst finden, dabei wird er auf die Hilfe von Passanten zurückgreifen. Obwohl man bisher Arabisch gesprochen hat und auch nach Landessitte das Taxi angehalten hat, beginnt nun in der Regel die Preisdiskussion: Ten Pounds! Auf die in englischer Sprache vorgetragene, stark überhöhte Forderung antwortet man mit einem Ausruf des Erstaunens: Gütiger Himmel! Unser Chauffeur wird ein wenig verunsichert, und er fragt erneut nach: Ten Pounds? Weiterer, noch verstärkender Ausruf des Erstaunens: Gott behüte! Andere protestierende Worte sind etwa: Ach du lieber Himmel, Bei Gott, Beim Propheten, Ach du liebe Zeit, Schreck lass nach! Weitere Verunsicherung beim Fahrer, nun wechselt er in der Regel in seine Muttersprache und fragt:

Was zahlst du?

Man hüte sich, eine Zahl zu nennen und ergreift die Initiative:

Wie geht es dir? - Lob sei dem Herrn!
Bist du verheiratet? - Ja, ich bin verheiratet.

Als nächstes erkundigt man sich nach seiner Familie:

Wie geht's der Familie?
Hast du Kinder?

[...]

Nun lobt man das erfolgreiche Familienoberhaupt:

Herzlichen Glückwunsch zu deiner großen Familie!

Als letztes erkundigt man sich nun, ob unser Taxifahrer sein eigener Unternehmer ist. [...] Entweder es kommt ein stolzes Ja, und man gratuliert erneut, oder man hört ein trauriges Nein, worauf man mit Schade antwortet. Man hat nun alles Wichtige aus dem Chauffeur herausbekommen, ist weit von einer Preisdiskussion entfernt und lehnt sich entspannt zurück, das umgekehrte Ritual beginnt. [...] [Tipp: Wenn die Frage kommt, ob man verheiratet sei, sollte man als Frau mit Nein antworten, weil es ein schlechtes Licht auf den Mann wirft, wenn er nicht dabei ist. Als Mann soll man umgekehrt auf jeden Fall mit Ja antworten.]

Spätestens zum Schluss kommt die wichtigste Frage, auf die es nur eine Antwort gibt:

Ägypten ist gut? - Ägypten ist sehr schön, alles ist toll!

Damit ist das Ende des Rituals erreicht, 90% aller Taxifahrten bieten exakt dieses Unterhaltungsmuster, das selbst für einen radebrechenden Besucher leicht nachvollziehbar ist. Es hilft, von der Preisdiskussion wegzukommen, man zeigt, dass man die Kommunikationsformen beherrscht und dass man den Fahrer respektiert. Zum Schluss - soweit man die Örtlichkeit kennt und weiß, wo man aussteigen möchte - sagt man: Hier ist es, ich steige aus.

Kommentarlos drückt man nun dem Fahrer einen Betrag in die Hand, der höchstens die Hälfte dessen betragen sollte, was zu Anfang gefordert wurde."

Ob ich das mal so hinbekomme? Natürlich habe ich die ägyptischen Wörter hier ausgelassen. Auch habe ich gelesen, dass es mittlerweile Taxen mit einem Taxameter geben soll. Muss ich mich dann vor Ort mal schlau machen, woran man die erkennt. Dann hebe ich mir dieses Gespräch auf, bis ich die Sprache halbwegs sicher beherrsche :-)

Ich glaube, das ist hier mein längster Post überhaupt geworden. War eigentlich gar nicht so beabsichtigt. Aber nachdem ich ja ne Weile nichts mehr geschrieben habe, habe ich hiermit alle Wörter nachgeholt ;-)

Donnerstag, 14. März 2013

Unterrichtsgespräche

Damit es nicht den Eindruck erweckt, ich hätte die Tage nur Ärger gehabt, hier ein paar Dialoge, die ich heute im und außerhalb des Unterrichts mit 10. Klässlern geführt habe.

Im Geschichtsunterricht:

Stundenbeginn
ich: "Wer kann mir denn mal erzählen, was ihr die letzten Stunden so alles gemacht habt?"
Schüler: *schweigen*
ich: "Gut, wäre natürlich ganz sinnvoll, wenn ihr euren Hefter auspacken und reinschauen würdet..."
Schüler: "Das bringt uns auch nicht weiter"

[...]

ich: *schreibe Überschrift und Zitat an die Tafel*
ich: "So, spätestens jetzt müsstet ihr eure Hefter auspacken, um das Tafelbild abzuschreiben."
Schüler: "Das machen wir sonst nie so!"

[...]

ich: "Wenn ihr die 1. Aufgabe bearbeitet, dann macht das ordentlich und vor allem schriftlich. Gerade für die Klausurschreiber ist das wichtig."
Schülerin: "Müssen diejenigen, die keine Klausur schreiben, die Aufgabe auch schriftlich machen?"
ich: "Äh...fänd ich schon super!" *augenroll*

[...]

Stundenende
ich: "Als Hausaufgabe beantwortet ihr bitte die 3. Aufgabe. In ganzen Sätzen und strukturiert."
Schüler: "Wir bekommen sonst nie Hausaufgaben auf!"
ich: "Ihr hattet so viel Stundenausfall, dass das jetzt aber mal nicht anders geht."
Schüler: "Ja aber, auch wenn wir Unterricht hatten, haben wir nie Hausaufgaben bekommen."
ich: "Mir egal, jetzt bin ich da."

[...]

Nach dem Klingeln gehe ich zu einer Bankreihe, die während der Stunde immer wieder störte. 
ich: "Nächste Stunde sitzt ihr nicht mehr zusammen. Mir ging das heute wirklich auf die Nerven!"
Schüler: "Ach Frau W., bitte, geben Sie uns noch eeeiiine Chance!"
ich: "Was bekomme ich denn von euch, wenn ich euch diese Chance gebe?"
Schüler: "Eine Tüte Gummibärchen?!"
ich: "Och nö!"
Schülerin: "Ein gutes Referat von O.!"
Schüler O.: "Das bekommt sie doch sowieso!"

[...]

Auf dem Weg zum Bus, laufen mir eine Schülerin und ein Schüler über den Weg. Beide kenne ich noch aus dem Philokurs vom letzten Jahr. Die Schülerin saß auch gerade im Unterricht, der Schüler nicht.

Schüler: "Hallo Frau W., Sie haben doch morgen mit dem anderen Kurs von Herrn K. Geschichte, oder?"
ich: "Ja, warum? Bist du da auch drin?"
Schüler: "Nein, ich habe Geschichte abgewählt."
ich: "Wie kann man denn Geschichte abwählen?!"
Schüler: "Ach, ich finde Geschichte langweilig. Aber darf ich morgen zum Geschichtsunterricht kommen?"
ich: "Aber du hast doch gar kein Geschichte mehr."
Schüler: "Aber trotzdem. Ich habe eine Freistunde und würde gerne mitmachen. Darf ich?"
ich: "Äh...klar."

Wie kommt man mit 16 Jahren auf die Idee, in seiner Freistunde in einen Kurs zu gehen, dessen Fach man abgewählt hat?! Also, es bringt ihm doch überhaupt nichts... Aber wer bin ich denn, dass ich mich dem Wissensdurst der Jugend in den Weg stelle ;-)

Aber alleine solche Gespräche wie heute, bestärken mich in meiner Berufswahl. Das macht wirklich Spaß - auch wenn es natürlich traurig ist, dass manche Schüler keine Unterlagen aus dem Geschichtsunterricht besitzen, weil der Fachlehrer ein Geschichtenerzähler ist... (ach darum heißt Geschichte Geschichte!)

Einen Schritt zurück bitte!

Na jetzt geht's aber los hier! Es gibt ja im Leben eines Staatsdieners nichts Schlimmeres, als Dienstverstöße. Gut, grobe Dienstverstöße. Diese vermutet unsere stellvertretene Direktorin bei uns Referendaren. Warum? Weil wir nach dem bestandenen Examen einfach nicht weiter jeden Tag zur Schule kommen und Ausbildungsunterricht machen wollen. Wir Bösen aber auch! Undankbarkeit könnte man auch vorwerfen. Da rackert sich die Schule für unsere Ausbildung ab und was machen wir, sobald das Examen überstanden ist? Nix! Nen Lenz! Oder planen unsere Umzüge, schreiben Bewerbungen oder genießen schlicht die langersehnte Freiheit. 

Und unbewusst bzw. unbeabsichtigt habe ich den Stein ins Rollen gebracht. Und das kam so: die Koordinatorin unserer Schule, die die Vertretungspläne macht, schrieb die Woche eine Rundmail an uns Refs, dass wir doch bitte sagen sollen, wann wir für Vertretungsstunden zur Verfügung ständen. Ich antwortete ihr wahrheitsgemäß: jeden Tag, vorausgesetzt es steht abends online im Vertretungsplan. Weil ich darauf keine Antwort erhielt, dachte ich gestern, ich schau mal bei ihr vorbei und frag, ob jetzt alles klar ist. Leider sitzt die stellv. Direktorin im Büro nebenan und kam direkt zu uns. Was für ein Zufall es wäre, dass ich hier sei, sie hätte uns gerade eine Mail geschrieben, dass wir doch bitte alle unsere Stundenpläne abgeben sollen, dann sieht man, wann wir sowieso in der Schule sind und teilt uns an diesen Tagen ggf. für Vertretungsstunden ein. Und nun die unglückbringende Frage: "Wie viele Stunden Ausbildungsunterricht machen Sie denn gerade?" "Äh...vier?" Konnte ja schlecht sagen, ich mache gar keinen. So weit, so gut. Ich wieder nach Hause, in die Stundenpläne diverser Kollegen geschaut, nen Stundenplan mit 12 Stunden gebastelt, einfach nicht reingeschrieben, ob ich da hospitiere oder unterrichte und den abgeschickt. 

In der Zwischenzeit meldete sich dann unsere Ausbildungskoordinatorin per Mail zu Wort, in der sie betonte, dass wir verpflichtet seien, auch nach dem Examen 14 Stunden Ausbildungsunterricht zu machen! AUSBILDUNGSunterricht! D.h. man steht wieder wie Doof vor der Klasse und hat einen "richtigen" Lehrer hinten drin sitzen, der einem danach erzählt, was man schön oder weniger schön gemacht hat. Na hat man da noch Bock drauf? Wo doch gerade drei Prüfungsmitglieder festgestellt haben, dass man es einigermaßen hinbekommt?! Ich weiß ja nicht... Egal. Weiterhin schrieb Sie, dass die stellv. Direktorin darauf hinwies, dass sie keine groben Dienstverstöße dulden würde. Was will sie denn machen? Uns kündigen?!

Heute erfahre ich dann im Lehrerzimmer, dass die stellv. Direktorin die Ausbildungskoordinatin anrief, NACHDEM ich das mit den vier Stunden erzählte habe und sich wohl fürchterlich darüber aufgeregt hätte. Ich versteh's nicht... Es gibt eine Vorschrift, dass man 150 Stunden Ausbildungsunterricht während des Refs machen soll. Die habe ich seit Anfang Januar voll. Warum um Himmels Willen, soll ich mir das weiter antun?

Aber ich hoffe, ich bin jetzt aus dem Schneider, da ein Geschichtslehrer erkrankt ist und ich ihn in zwei 10er-Kursen vertreten soll. Das sind immerhin schon mal 4-6 Stunden/Woche, die ich auf jeden Fall in der Schule bin (und nebenbei bezahlt bekomme :-)). Und falls er nächste Woche immer noch krank ist (wovon ich aktuell ausgehe), auch noch meine alte 7. vertreten kann, von denen er auch der neue Lehrer ist :-) Von mir aus hospitiere ich dann drum rum auch noch die ein oder andere Stunde, aber vorwerfen kann man mir dann nix mehr. So ein Stress auf den letzten Metern!

Ich hoffe nur, dass der Lehrer dann nach den Osterferien wieder gesund ist, sonst wird's richtig lustig. Denn der Klausurtermin für die 10. Klassen ist am 12.4. D.h., wenn er bis dahin nicht wieder da ist, muss ich die Klausur stellen - und was das eigentliche Problem ist, in zwei Wochen, die ich eigentlich umziehe, korrigieren muss. Nun gut, warten wir's ab...

Montag, 11. März 2013

Abschied, Umzug und Co.


Soooo, meine Zeit in Aachen geht schon mit großen Schritten auf's Ende zu. Und wenn ich jetzt Kartons packe, kommt's mir wie letzte Woche vor, als ich die Kartons ausgepackt habe. Werde ich alt?

Aber es hat sich nix geändert: ich hasse Umzüge! Blöd, dass ich mich dann ausgerechnet für diesen Lebensweg entschieden habe, wo abzusehen ist, dass ich die nächsten Jahre noch öfter umziehen werde...

Nun gut, was tut man nicht alles für das eigene Glück und die Selbstverwirklichung ;-)

Mit der Schule habe ich emotional schon völlig abgeschlossen. Wenn ich dort bin, fühl ich mich überhaupt nicht mehr zugehörig, sondern eher wie ein Besucher. Zwar korrigiere ich noch Essays für Franz und war letzte Woche oft da, weil der Rest meiner Ref-kolleginnen Examen hatten (die alle bestanden haben), aber wirklich da bin ich nicht mehr. 

Umso schlimmer ist das Abschiedsgefühl meinen ehemaligen Schülern gegenüber. Die habe ich an den Examenstagen häufiger gesehen und wirklich witzige, aber gleichzeitig traurige Momente erlebt. Einmal rannte ein Schüler, als er mich sah, volles Karacho auf mich zu, ich beuge mich schon nach unten, weil ich weiß, dass eine Umarmung folgt und da hing er schon wie ein Äffchen an mir. Arme um den Hals, Beine um die Hüfte geschlungen. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass es sich dabei um einen Fünftklässler handelte... :-) Ein anderes Mal, auch mit Fünftklässlern folgende Gesprächszusammenfassung:

Schülerin: Frau W., kommen Sie wieder zu uns?
ich: Nein, ich kann doch nicht!
Schülerin: Aber Frau K. ist so langweilig, das macht gar keinen Spaß!
ich: Jetzt gebt ihr doch eine Chance!
Schülerin: Die hatte sie! Aber die hat sie verspielt! (sic!)
[...]
ich: Welches Thema habt ihr denn gerade?
Schülerin: Wie man ein guter Mensch wird oder so ähnlich.
ich: Na, es gibt ja noch ganz viele Themen, vielleicht gefällt euch das nächste besser!
Schülerin (mit total ernstem Gesichtsausdruck): Aber wie die das umsetzt! (verdreht die Augen und schüttelt mit dem Kopf)

Ich hab mich fast weggeschmissen vor Lachen - innerlich! Ich muss mir dann immer einreden, dass die Schüler an meiner neuen Schule bestimmt auch ganz süß sind, damit ich nicht völlig wehmütig werde. Denn eigentlich freue ich mich sehr darauf, Unterricht längerfristig zu planen, Schüler wirklich kennenzulernen (weil man sie öfter als einmal die Woche sieht) und irgendwo Fuß zu fassen, ohne bereits zu Beginn zu wissen, dass ich mich ein halbes Jahr später wieder von allen verabschieden muss. 

So, und falls jemand Lust hat, zu malern oder Möbel zu entsorgen, darf er/sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen!

Hier noch ein paar Impressionen meiner neuen Heimat, die mir den ganzen Stress dann doch irgendwie versüßen:






Wird bestimmt auch sehr schön! Kulleraugen haben die Schüler auch, noch den Strandblick und den Privatstrand dazu - was will man mehr?! Ich freu mich schon, wenn ich dann eigene Fotos hochladen kann :-)

Donnerstag, 21. Februar 2013

Das Leben danach


Ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich kann mir das Lied nicht länger als eine Minute anhören. Dann geht's mir ehrlich gesagt ein bisschen auf die Nerven... ;-) Aber lustig, dass es auch im Arabischen ein Lied zum ABC gibt. Vielleicht lerne ich es, wenn ich alle Buchstaben kann. Nach zwei Unterrichtsstunden bin ich allerdings erst bei fünf Buchstaben, kann also noch ne Weile dauern, bis ich das ganze Alphabet singen kann. 

Ansonsten muss ich sagen, dass die große Erleichterung nach dem Examen noch nicht wirklich eingetroffen ist. Klar, man freut sich und hat das auch registriert, aber man erhoffte sich für danach doch irgendwie mehr. So vom Gefühl her. Stattdessen bin ich grad voll im Freizeitstress und habe noch fast nichts von dem gemacht, was ich mir für die Zeit vorher vorgenommen habe. Die Tropentauglichkeit ist in Arbeit, die ersten Impfungen getan (zwei weitere Termine folgen); heute dann der Abschied von meinen zwei Examenskursen, welcher ein Backmarathon vorausging - diesmal auch ohne kleine oder große Katastrophen und mit allen Zutaten. Zwei Stunden Arabisch (und ich bin jetzt schon verwirrt ob der vielen Schnörkel, Pünktchen und Strichen über, unter und neben den Buchstaben) und außerdem heute ein Besuch auf der Didacta (der Messe für Lehrer und Schulen). Dort habe ich dann stolz einen Lehrerkalender für das Schuljahr 2013/14 erworben, während meine zwei Referendarskolleginnnen mit sich gerungen haben, ob sie sich auch einen anschaffen. Immerhin sieht die Zukunft in NRW nicht so rosig aus, wie erhofft. Im Sommer sind 3.500 Referendare fertig und auf sie warten gerade mal 300 oder 400 Festanstellungen. Da bin ich mit meinem Weg schon besser dran. 

Morgen habe ich dann endlich wirklich mal frei und muss einige Orgasachen erledigen und meine Arabischunterlagen ordnen. Am Dienstag, dem nächsten Kurstag, gibt's ein Diktat! Schon sch..., wenn man auf der anderen Seite sitzt ;-)

Samstag, 16. Februar 2013

Phase 4 - done oder: Der Morgen danach



Als nun examinierte Lehrerin arbeite ich mal binnendifferenziert. Hier nicht nach Leistungsstand, sondern Interesse:

1. BESTANDEN!!!

2. BESTANDEN!!! 
Geschichte Stundenentwurf: 2; praktische Stunde: 3
Philosophie Stundenentwurf: 3; praktische Stunde: 2
Kolloquium: 2
mit der Vorbenotung ergibt das eine Gesamtnote von 2,2 und damit bleibe ich meinem Leistungsstand bei Abschlüssen treu, der sich seit dem Realschulabschluss immer zwischen 2 und 2,2 bewegte :-)

3. Ab hier lesen dann nur noch die sehr interessierten Leser ;-)

Großartig! Der lang herbeigesehnte und sehr gefürchtete Tag ist vorbei! Ich freu mich wie wild und fasse es, glaube ich, erst dann, wenn ich hiersitze und nicht weiß, was ich mit meiner freien Zeit anfangen soll. Oder dann, wenn ich ohne schlechtes Gewissen auf dem Sofa liege und mich einfach nur durch ein triviales Buch oder TV berieseln lasse. 

Und so im Nachhinein kann ich jetzt auch endlich die "schlauen" Sprüche klopfen: alles halb so schlimm! Erstaunlicherweise habe ich in der Nacht vorher gut und vor allem durchgeschlafen und für viel Aufregung war am Tag selbst kaum Zeit. Die Ereignisse flogen quasi an mir vorbei und der einzig schlimme Moment war der, als die erste Examensstunde begann. Da wurde mir mal kurz bewusst, dass es jetzt tatsächlich so weit ist - und ich wäre am liebsten gegangen. Aber kaum im Gespräch mit den Schülern, war der Moment wieder vorbei und es lief einfach nur noch. Die Schüler haben sich alle angestrengt, sogar solche, von denen ich es überhaupt nicht erwartet hätte. Die 7. war sogar so motiviert, dass sie in ihrer Partnerarbeit permanent nachgefragt haben, ob das, was sie schreiben, auch richtig ist. Machte natürlich nen super Eindruck *ironieaus*

Aber meine Prüfungskommission war nett und hat mich auch im Kolloquium nach keiner Theorie gefragt, sondern wirklich ganz praxisnah agiert. Und so wurde ich nach meinen Exkursionen gefragt, nach meiner Teilnahme am Crash-Kurs NRW und natürlich fehlte auch die Frage nicht, wie ich reagiere, wenn sich ein Schüler nationalsozialistisch äußert. Dass diese Frage ausgerechnet von meinem Philo-Fachseminarleiter kam, hat mich zwar erstaunt, aber glücklicherweise war ich ja darauf vorbereitet.

Und danach musste ich natürlich erst mal meinen Kolleginnen von Alex erzählen. Ich bin ja schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich das so lange für mich behalten konnte. War aber sehr lustig:

Kollegin K.: So Mädels, feiert noch schön, ich gehe jetzt.
ich: Warte mal noch zwei Minuten, ich muss euch etwas erzählen.
Kollegin J.: Du bist schwanger?!
ich: Äh, ja genau. Luftbestäubung nennt man so etwas, glaube ich.

Aber als ich dann von Alex erzählte, waren dann doch alle ganz überrascht und haben sich für mich gefreut. Eine Kollegin hat sich jetzt auch beim Ausslandsschuldienst beworben, möchte aber eher nach Osteuropa, nachdem sie schon vor dem Ref in Prag an einer Schule unterrichtet hat. Bei den anderen herrschen da, glaube ich, zwiespältige Gefühle. Immerhin sind sie in festen Beziehungen und meinen diese Option gar nicht haben zu können. Aber gut, das muss ja jeder für sich entscheiden.

Am Abend hat mich noch eine Kollegin besucht, die gestern auch Geburtstag hatte. Gegen 23 Uhr waren meine Augen dann so klein, dass wir den Abend beendet haben und ich nur noch tot ins Bett gefallen bin. Und nu sitze ich hier und kann noch nicht richtig fassen, dass heute mein Leben nach dem Ref beginnt (dass es die Zeugnisse erst Ende April gibt und ich vorher noch 40 Essays aus Franz' Philo-Kursen korrigieren muss, spielt dafür erst mal keine große Rolle). Mal sehen, wie ich es mir schön mache :-)

Apropos Franz. Es ist schon bezeichnend, dass kein einziger meiner Ausbildungslehrer mal nachgefragt oder vorbeigeschaut hat, um zu fragen, wie's läuft. Mir ist schon klar, dass ich daran nicht unschuldig bin. Aber einer meiner ersten Dinge nach dem Ref wird sein, mir zu beweisen, dass ich nicht so sozial unkompatibel bin, wie es mir die letzten 16 Monate zum Teil vorgeworfen wurde. Da gehören ja immerhin immer mehr Menschen zu...

Und jetzt mache ich bei einem Käffchen erst mal eine to-do-Liste bzw. bringe meinen Kalender auf den neusten Stand, um die nächsten Aktivitäten zu ordnen. Ist ja ne Menge zu tun, bis ich umziehe bzw. alle Formalia für Alex erledigt habe. Dass ich in ein Loch falle, wie es wohl ein paar Refs nach dem Examen tun, bezweifel ich doch stark. Alleine für nächste Woche stehen an: Montag Examen einer Kollegin, Dienstag Tropeninstitut Düsseldorf und Beginn des Arabischkurses, Mittwoch Kuchen backen, Seminar und evtl. Besuch eines Freundes, Donnerstag Feiern/Frühstücken mit meinen Examenskursen anschließend Fahrt nach Köln zur Didakta und abends wieder Arabisch, Freitag tatsächlich frei und Samstag auf nach Berlin. Nö, ich glaube, langweilig wird mir erst mal nicht ;-)

Vielen Dank an alle, die mir gestern die Daumen gedrückt haben und sich in den vergangenen 15 Monate endlose Schul- und Unterrichtsgeschichten/-probleme angehört haben. Ich versuche mir jetzt wieder ein Leben außerhalb dieses Dunstkreises aufzubauen - versprochen!

Donnerstag, 14. Februar 2013

noch einmal schlafen

Großartig! Beim Versuch mich abzulenken (vor allem von den Büchern), dachte ich, ich backe noch Brownies für meine Helfer und die Prüfungskommission. Ich also ne Fertigmischung bei Kaisers gekauft (bei Brownies schmeckt das wirklich nicht schlecht) und losgelegt:

1. Butter in der Mikrowelle schmelzen, dabei aber woanders rumhantieren und sie dabei völlig vergessen. Als ein Knall aus der Mikrowelle mich aufschreckte, war ich dann doch ein bisschen irritiert. Fazit: meine Mikrowelle ist jetzt gut gefettet.

2. Teigzutaten vermischen. Nichts Wildes. Beim Rausnehmen des Mixers bin ich aber leider auf den An-Knopf gekommen. Fazit: Kuchenteig in der Küche verstreut.

3. Teig in die Form. Nachdem ich das ja nicht zum ersten Mal mache, wunderte ich mich schon ein bisschen drüber, dass der Teig so zäh und gar nicht so flüssig, wie sonst immer ist. Trotzdem streiche ich ihn beherzt in die Form, unter zuhilfenahme von Messern, Löffeln und Geduld. 

4. In den Ofen damit. Noch mal einen Blick auf die Verpackung geworfen, um zu sehen, wie lange er backen muss. Fazit: Warum ist denn hier auf einmal von Wasser die Rede?! Ach so, da hätte noch ein Viertel Liter Wasser an den Teig gemusst. Gut zu wissen, leider zu spät...

Zum Glück fielen mir noch rechtzeitig die Schokostreusel auf, die auf dem Herd, statt auf dem Kuchen lagen.

Nun haben meine Helfer eben mehr und für die Kommission gibt's Kuchen vom Bäcker...

Mittwoch, 13. Februar 2013

Phase 3 - abgebrochen

So, jetzt isses offiziell - die Luft ist raus! Ich mag kein Buch mehr anfassen, kein didaktisches Konzept lesen und wie man individuell fördern kann, interessiert mich momentan auch überhaupt nicht! Nun muss es halt so gehen...

Heute noch mal die 7. mit Rollenspielchen beschäftigt und auf Freitag eingestimmt. Morgen dann die 10., dann wird schon der Raum vorbereitet und die mentale Vorbereitungsphase eingeleitet: Wanne, Dumont-Bildatlas Ägypten, ein Gläschen Wein, dann Bett und ein historischer Spielfilm über Alexandria und dabei hoffentlich einschlafen.

Da mich nun spontan eine Seminarfreundin begleitet (also mit in die Stunden und ins Kolloq geht), habe ich auch die Sorge, der Bus könnte zu spät kommen, weniger, weil sie mich mit dem Auto abholt. Super! Und ich hoffe, dass die Prüfungskommission niemanden durchfallen lässt, wenn ein Gast dabei ist. Wäre ja demotivierend...

Nun ja, die Hoffnung stirbt zuletzt! Noch zwei mal schlafen! Jetzt werde ich schon mal meine Sachen für morgen packen, will ja schon alle Unterlagen mitnehmen, damit ich sie Freitag nicht vergessen kann ;-) 

Ich will, dass es endlich vorbei ist!!!

Sonntag, 10. Februar 2013

Phase 2 - done

Während ich das hier schreibe, rattert mein Drucker wie verrückt und verdient sich damit sein Geld redlich. Die Entwürfe von Philo sind schon in den jeweiligen schicken  - grünen(!) - Mappen und da ich wider Erwarten noch Papier habe, drucke ich nun die Arbeitsblätter für beide Stunden doch zuhause aus. Dann kann ich gleich alles komplett fertig machen. Nun ja, eins fehlt noch, so eine Art Gesprächsprotokoll für die beiden Stunden. Zuhause weiß ich zwar, wie's theoretisch laufen soll, aber ein paar Impulse aufzuschreiben, die in der Aufregung verloren gehen könnten, wäre sicherlich nicht schlecht. Das mache ich aber erst morgen Vormittag - da bin ich einfach produktiver.

Nichts destotrotz koche ich mir gleich einen Kaffee und läute die dritte Phase ein...

Ich kann ja morgen mal meinen zukünftigen Chef fragen, ob er schon mal an Examensprüfungen teilgenommen hat (als Schuldirektor denkbar) und was er so gefragt hatte :-)

Der hat mir übrigens die Tage am Ende einer Mail ganz süß geschrieben, dass ich mir keinen Stress wegen dem Examen machen soll: "et hätt noch immer joot jejange". Na sein Wort in Gottes Ohr!

Samstag, 9. Februar 2013

Phase 1 - done

Geschichte ist fertig. Der Entwurf 5x ausgedruckt, die Folien bedruckt, 90 Sprechblasen ausgeschnitten, die eidesstattliche Erklärung unterschrieben. Nun muss nur noch das Material für die Schüler kopiert werden und dann kann die Stunde gehalten werden.
 
Phase 2 - Philosophie...in Arbeit
Phase 3 - Lernen fürs Kolloquium...in der Warteschleife
Phase 4 - UPP...wird verdrängt :-)

Donnerstag, 7. Februar 2013

Ein schönes Gefühl, wieder vollständig zu sein

Ach, wie schön fühlt es sich an, wenn man wieder sein Handy in den Händen hält. Und diesmal funktioniert sogar alles :-)


Morgen bricht die letzte Woche an, die ich noch rumbekommen muss! Und dementsprechend fleißig bin ich momentan. Heute den ganzen Tag am Entwurf für Geschichte gesessen und zumindest fast fertig geworden. Eine Seite muss morgen noch geschrieben werden, dann heißt es das Material zu perfektionieren und während ich auf die Korrekturleser warte, Sitzplan erstellen, Material ausdrucken und am Ende alles schick machen.

Meinen Entwurf für Philo hatte ich ja eigentlich schon, aber seit dem gestrigen Seminartag sind mir doch einige Zweifel im Aufbau gekommen, so dass ich den Plan am WE doch noch einmal entweder a) ganz neu schreiben oder b) zumindest gründlich überarbeiten will. Zumal mein Fachseminarleiter meinte, er erwartet schon eine ausführliche anthropologische Begründung der Willensfreiheit. Ob ich die im alten Entwurf schon habe, kann ich ehrlich gesagt noch nicht mal einschätzen. Na mal sehen. Aber auch hier muss ich noch die organisatorischen Sachen, wie den Sitzplan fertigstellen und das Material ordentlich herrichten. 

Ebenso fragte der Fachseminarleiter, ob er davon ausgehen kann, dass wir das ganze Material, welches wir von ihm im letzten Jahr bekommen haben, auch gelesen haben. Ein ganz klares Nein von meiner Seite. Also, ich hab schon einiges gelesen. Leider bin ich bei sowas aber ziemlich vergesslich und weiß doch jetzt nicht mehr, welcher Typ welche Position vertritt. Ich will's ehrlich gesagt auch nicht wissen. Wichtiger ist nach den Entwürfen auch erst mal das Überfliegen einiger allgemeiner theoretischer Grundlagen. Und so muss ich mal schauen, welche schulrechtlichen Sachen z.B. bei Exkursionen zu beachten sind, welche schulinternen Abläufe bei Regelverstößen vorgeschrieben sind und was zu tun ist, wenn ein Schüler durch nationalsozialistische Äußerungen auffällt. Auch sollte ich zumindest im Ansatz über die Stufen des moralischen Verhaltens von Piaget und Kohlberg Bescheid wissen und mir die Frage stellen, inwieweit ich im Unterricht erziehe. Denn das sind alles beliebte Fragen, soweit ich gehört habe. Und ich befürchte, das von uns entwickelte Antwortsystem kommt nicht gut an:

Frau W., welche Maßnahmen zur Binnendifferenzierung wenden Sie in Ihrem Unterricht an? - Binnen...was?

Frau W., was tun Sie bei Unterrichtsstörungen? - Unterrichtsstörungen? Hab ich nicht! Sie etwa?!

Was tun Sie, wenn ein Schüler durch nationalsozialistische Äußerungen auffällt? - Auf's Maul!

Welches didaktisches Konzept verfolgen Sie in Ihrem Unterricht? - Gar keins, wird völlig überbewertet!

Obwohl ich nach wie vor, einige Antworten in Betracht ziehe ;-)

Montag, 4. Februar 2013

Immernoch Handylos :-(


Ah, Selig hat ein neues Album! In 11 Tagen werde ich da mal reinhören *freu* "Ich verliere meine Mitte" passt jedenfalls grad ganz gut zu meiner Stimmung. Aber langsam werde ich auch ruhiger. 

Es ist unglaublich, über was man sich alles den Kopf zerbrechen kann, wenn einen eine irrationale Angst erfasst. Vor zwei Wochen noch hätte ich geglaubt, dass ich alles mehr oder weniger entspannt angehe und jetzt bin ich seit Tagen ein Nervenbündel und gehe meiner Umwelt auf die Nerven. Meinen Eltern schenke ich wohl Ohrschützer, damit sie sich danach ein bisschen erholen können. Auf der anderen Seite habe ich heute mit einer Referendarin gesprochen, die morgen ihr Examen hat und wir haben festgestellt, dass diese Situation und diese Gedanken, die man sich macht, einfach nicht nachvollziehbar sind. Egal an welche Prüfung ich denke, klar war man immer irgendwie aufgeregt, aber so schlimm war's bei keiner. Aber gut, auch das geht vorbei. Nachdem ich gerade mit einem Ref-kollegen telefoniert habe, der mit 1 vorbenotet ist und der mir auch versicherte, dass ich mit meiner geplanten Stunde nicht durchfalle, werde ich das jetzt wohl einfach mal annehmen und daran glauben. Und wenn es doch schief geht, suche ich mir irgendeinen 40-Stunden-Job, der halbwegs Geld reinbringt und fokussiere mich neu. So! Dann sind sie selbst schuld ;-)

Morgen hat die erste Referendarin an unserer Schule ihr Examen und mittlerweile bin ich ganz froh, es erst mal bei jemand anderem zu sehen. Dann sieht man schon mal, worauf man selbst dann achten muss. Auch wenn ich sicherlich mit ihr aufgeregt sein werde und mit zittere. 

So, kommt denn heute "Traumfrau gesucht"? Muss ich direkt mal nachschauen, nicht dass ich das verpasse. So großartig! Einen Filmtipp habe ich noch, wenn der auch sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Ich fand ihn aber sehr interessant, vor allem, weil er den Charakter einer Doku hat und man wirklich nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, ob man bestürzt darüber ist, dass es so etwas gibt oder sauer (wie ich stellenweise), dass solche Dinge verhindern, dass ich jemals alleine nach Kenia reisen kann:




Freitag, 1. Februar 2013

Abschied von der 5. Klasse

Nun war's heute so weit - mein letzter Tag mit eigenständigem Unterricht. Nachdem ich am Montag schon meine 9. Klasse verabschiedet habe (nicht ganz so traurig) und die 7. und 10. ja noch zwei Wochen erhalten bleiben, der Abschied also noch ein wenig verzögert wird, hatte ich heute zum letzten Mal Unterricht in meiner 5. Klasse. 10 Minuten vorm Unterricht kamen sie mir auch schon entgegen gesprungen, fragten, ob's mir besser ginge (weil ich letzte Woche krank war) und ob ich nicht doch länger bleiben könnte. Da war ich schon berührt. Die Rührung steigerte sich allerdings mit Unterrichtsbeginn, als drei Schülergruppen nacheinander nach vorne kamen und mir eine Karte, einen Brief und eine Schachtel Merci überreichten. Leider kann ich hier keine pdf-Dateien hochladen (warum auch immer), sonst hätte ich euch daran teilhaben lassen. 

Auf der Karte haben alle Schüler unterschrieben und dazu stand: Liebe Frau W., Sie waren die beste Philosophielehrerin, die wir uns vorstellen konnten. Wir wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg im weiteren Leben." Und im Brief zweier Schüler (bei den Jungs war ich sogar noch mehr überrascht): "Liebe Frau W., schade, dass Sie von dieser Schule weg müssen. Sie waren einer meiner Lieblingslehrer. Trotzdem alles alles alles alles Gute!!! Liebe Grüße Ilias und Lorik" Alles natürlich sehr bunt und von den Mädels mit Herzchen versehen. Ich muss gestehen, ich hatte nen Kloß im Hals. Danach gab's ne Runde Gruppenumarmung und viele liebe Worte! 

So, und jetzt verratet mir mal, wann ihr das letzte Mal so von Kunden/Kollegen überrascht wurdet! Lehrerinsein ist doch was Tolles :-)

Donnerstag, 31. Januar 2013

Lass dich bloß nicht unter Druck setzen!

Nachdem ich heute meinen 10ern mitgeteilt habe, wann sie sich an meinem Examenstag wo einzufinden haben, kamen natürlich ein paar Fragen der Schüler: Warum haben Sie sich für uns entschieden (weil ich euch mag), Müssen wir irgendwas besonderes machen (anwesend sein und ab und zu melden käme auch ganz gut), Kommen da nur fremde Leute (ja) und die wichtigste Frage: Frühstücken wir in der darauffolgenden Stunde zusammen (selbstverständlich, aber nur, wenn ich auch bestanden habe)? Ein Dialog, bei dem mir der Schüler danach fast leidtat:

er: Sind Sie schon aufgeregt?
ich: Ja, klar. Sehr sogar!
er: Aber warum denn? Hängt da so viel dran?
ich: Mein Leben...
er: oh, doch so viel?

Aber nein meine Lieben, lasst euch von mir nur nicht unter Druck setzen. Reicht ja, wenn ich mich selbst unter Druck setze...

Man oh man!

Gestern ein Telefonat geführt mit einer, die ebenfalls Geschichte hat und heute ihr Examenszeugnis bekommt. Sie war so nett und schaute sich meinen Plan an. "Also meine Fachseminarleiterin hätte jetzt das kritisiert...und das hätte sie auch blöd gefunden...hier musst du aufpassen, dass...Bei uns im Seminar durften wir das nicht..." Da hatte ich schon das Gefühl, dass meine Fachseminarleiter sehr liberal sind. Blöd nur, wenn am Examenstag dann einer dabei ist, der genauso komische Sachen kritisiert. 

Morgen in zwei Wochen...