Montag, 30. Januar 2012

Scheiß auf ne 1,3!

Im Nachtrag noch zwei kurze Ausführungen:

1. Ich kann meinen Ausbildungslehrer nicht leiden. Für all diejenigen, denen das in meinen bisherigen Posts nicht klar geworden ist. Noch viel weniger leiden kann ich ihn nach meinem Telefonat gestern. Auch wenn er es mit Sicherheit nur gut meint, manche Dinge gehen einfach nicht. Die sagt man nicht. Da fielen dann so Sätze, wie "Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass du den Arbeitsauftrag so und so formulieren musst!", "Schreib das jetzt bitte auf! Hast du's dir wirklich aufgeschrieben?", "Die Ziele sind nicht genau genug formuliert. Ich habe dir doch zwei Lehrproben von mir geschickt, da kannst du ja abschreiben!" (so weit kommt's noch), "Als deine Kollegin vor zwei Wochen Lehrprobe hatte, hat die auch auf mich gehört und der Fachseminarleiter fand das sehr gut!" (was interessiert's mich, wenn die "Kollegin" macht?) und die absolute Krönung war folgender Dialog:

Er, streng: "Aber fachlich musst du unbedingt aufholen!"
Ich, ergeben: "Das ist gar keine Frage, müssen wir gar nicht drüber diskutieren!"
Er, süffisant: "Aber wenn du ab Februar die 7. und 9. hast, dann musst du dir ja darüber keine Gedanken machen. Denen fällt das eh nicht auf!"

Ja, hallo? a) Weiß ich, dass ich in Philo fachlich was tun muss und b) was glaubt der das man in der Sek I macht? Kindergartenbetreuung?! Das ist für mich beleidigend und für die Schüler nicht weniger! Im Gegenteil, ich finde die Sek I in Praktischer Philosophie fast schwieriger zu unterrichten. Die kennen keinen Methoden, die Themen sind extrem schwer auf ein philosophisches Niveau zu bringen (wie war das mit dem Fragekreis "Sexualität"?!) und man benötigt viel mehr Aufwand, um die Schüler zu begeistern. Klar diskutiert man mit denen nicht über Kant (wer will das schon?), aber gerade weil sie in der 10. dann Philosophie haben, sollten da schon ein paar Grundsteine gelegt werden, ohne das die Schüler den Spaß daran verlieren. Aber was weiß ich schon...

2. Der Lieblingssatz meines Ausbildungslehrers lautet "Mach das so, hab ich auch gemacht und im Examen ne 1,3 bekommen!". In der Nachbesprechung mit meinem Fachseminarleiter ging es dann darum, was man selbst erreichen will, welche Art von Unterricht man machen möchte, wie wichtig die Anerkennung der Schüler ist etc. Meine Antwort: "Ich würde gerne Unterricht machen, bei dem die Schüler Spaß haben und auch noch was mitnehmen. Scheiß auf ne 1,3, da haben die Schüler auch nix von!" Gut, vielleicht hätte ich das nicht demjenigen sagen sollen, der mich tatsächlich benotet. Aber das ist doch so. Was haben denn die Schüler davon, wenn ich jeden didaktischen Kniff beherrsche, der Unterricht aber furzlangweilig ist? Ich hab dem Fachseminarleiter dann erzählt, dass alle meine bisherigen Abschlüsse ne 2 waren und das ich die auch im Ref will. Seine Gegenfrage (clever): "Und was machen Sie, wenn es eine Vier ist?" Äh, hm, also... :-) Nein, die Stunde wäre tatsächlich einen 2 gewesen (normalerweise verraten die das nicht bei den ersten zwei bis drei Besuchen) und so bin ich doch zufrieden!

Jetzt reicht's aber für heute :-)

1/10 - done


Yeah, die erste von insgesamt zehn Lehrproben liegt frisch hinter mir! Ick freu mir :-)

Hm, was kann man dazu erzählen? Ich muss das ja so aufschreiben, dass ich vor der nächsten hier reinschauen und mir Mut anlesen kann ;-) Gut, wieder von vorne: Die Stunde lief in der 11. Grundkurs Philosophie zum Thema "Tyrannei und Widerstand bei John Locke". Fachlehrer, mein Lieblingsmentor... Am Freitag habe ich die Stunde entwickelt und dem Lehrer geschickt, nachdem wir das Donnerstag so besprochen haben. Also, ich schicke sie ihm Freitag, er schaut sie sich an und wir reden am Samstag darüber, dass ich den Sonntag noch Zeit habe Änderungen vorzunehmen. Wann hat er sich gemeldet? Richtig, gestern Nachmittag 16 Uhr! Ohne Worte... Da ich jedoch den Plan auch dem Fachlehrer schicken muss und ich den nicht, durch zu spätes Schicken, zum späten Lesen zwingen will, hatte ich den Plan bereits 13 Uhr rausgeschickt. So konnte er sich aussuchen, ob er ihn Sonntags zum Kuchen liest, zum Einschlafen oder zum Frühstück. Was auch positiv angemerkt wurde, auch wenn es nicht schlimm wäre, hätte ich den Plan erst 20 Uhr geschickt. Ist egal, ist nicht mein Stil.

Jedenfalls fand die Stunde heute morgen statt, 7.45-8.30. Normalerweise bin ich immer kurz nach halb in der Schule, was heute jedoch nicht gereicht hätte, da ich die Tische passend umräumen musste, den Beamer organisieren, anschließen, ausrichten, testen, Tafel wischen - was man halt alles so macht als ehrgeiziger Referendar. Also musste ich noch früher aufstehen und war schon gegen sieben im Schulgebäude. Kurz nach halb war ich mit meinen Vorbereitungen fertig, als schon die ersten Schüler auftauchten. Und ausgerechnet die, die sonst immer auf den letzten Drücker oder zu spät kommen. So, jetzt muss ich beichten: ich habe ihnen die Problemfrage verraten :-( Eigentlich wollte ich nie zu denen gehören, die ihre Schüler vorher instruieren, aber sie haben mich gefragt. Und als gute Lehrerin MUSSTE ich einfach antworten... 

Jedenfalls hab ich dann die Herren abgeholt und dann war die Stunde auch schneller vorbei, als man gucken konnte. Schön mit nem Ausschnitt aus den Tagesthemen über die Zustände in Ägypten gestartet, die Theorie erarbeitet und mit einer Diskussion geendet, was die Ägypter jetzt machen müssten, damit da wieder ne Ordnung reinkommt. Ich fand die Stunde (bereits in der Planung) rund, der Fachseminarleiter auch und so drehte sich die Nachbesprechung eher um Dinge, über die man eigentlich nicht nach dem ersten Besuch spricht. So zumindest O-Ton Fachseminarleiter. Der Übergang von Einleitung zur Erarbeitung hätte länger ausfallen können und in der Sicherung war ein Satz nicht korrekt ausgedrückt. Das sind aber Dinge, die man mit Übung hinbekommt. Und die auch keinem Anfänger vorgeworfen werden. Und wie schon letzte Woche wurde ich in meinem Vorgehen, in meinem Stil bestätigt. Formulierungen, die mein Ausbildungslehrer gestern bemängelte, die ich aber nicht mehr geändert habe, fanden Anklang und Bestätigung. Begriffe, die laut meinem Fachlehrer, mit Sicherheit Kritik beim Fachseminarleiter hervorrufen, wurden überhaupt nicht erwähnt. Die Stundenziele sind klar formuliert, wenn auch nicht übertrieben wissenschaftlich, eben in meinem Stil. 

Es erstaunt mich wirklich! Im Vorfeld hört man immer wieder wie gemein und unrealistisch die Kritik der Fachseminarleiter wäre. Davon merke ich überhaupt nichts. Gut, jetzt muss ich den Donnerstag abwarten, wenn ich das erste Mal in Geschichte "auftrete". Aber auch hier steht schon die Grobplanung und ich muss "nur" noch das Material aufbereiten und den Kram drumrum schreiben (Ziele, methodisch-didaktische Überlegungen). Da wir aber nachher ein vierstündiges Seminar zum Thema Schulrecht haben, werde ich sicherlich einiges davon schaffen ;-)

Ach ja, noch eins. Nächste Woche bin ich noch mal in dem 11-Kurs von heute, mit dem versprochenen Kuchen und dem Bericht wie's lief. Ich habe dem Fachseminarleiter erzählt, dass ich dann die Schüler auch mal fragen möchte, was ich noch verbessern kann und er gab mir den Tipp, einfach mal zu fragen, was für sie guter Unterricht ist und erst im zweiten Schritt erzählen zu lassen, welche Kriterien ich davon erfülle. Dann wird's strukturierter. Mal sehen, ob mein Fachlehrer mir die Zeit gewährt... Ich berichte dann vom Resultat!

Donnerstag, 26. Januar 2012

Schülerzitate

Für alle, die nicht bei Facebook sind, hier meine drei Highlights nur von heute. Manchmal passiert gar nichts, und an anderen Tagen jagt ein Lacher den nächsten:
Frage an die 9. Klasse: "Wie konnte Hitler sicher stellen, dass alle Menschen von seiner Ideologie wussten bzw. nicht dagegen handelten?" - Antwort: "Na wenn da einer was dagegen gesagt hat, kam die Stasi..." Äh, Moment mal... Zum Glück meldeten sich gleich mehrere Schüler, um dieses Missverständnis aufzuklären :-)
...auch schön. Frage: "Welche Rolle spielten denn die Medien bei der Verbreitung der Ideologie?" Gegenfrage: "Die Mädchen?!" Lehrer(in)antwort: "Ja genau, gib den Mädchen Informationen, die sich schnell verbreiten sollen und es klappt wunderbar!" *lach*
Die Halbjahreszeugnisse stehen an. Die 11er sollen auf einen Zettel schreiben, welche mdl. Note sie glauben verdient zu haben und sollen das - selbstverständlich, immerhin befinden wir uns im Philo-kurs - begründen. Einen Zettel habe ich gelesen, da stand folgendes: "Ich verdiene eine Drei, weil meine Mitarbeit schon mal besser war und ich auch oft zu spät gekommen bin. Aber darüber bin ich nicht traurig, weil ich sowieso an die Gesamtschule wechseln will und dort ein Jahr nachholen werde. Dort werde ich dann auch wieder öfter mitmachen. Deshalb verdiene ich eine Drei. Es liegt nicht am Fach und ich finde Sie sind ein guter Lehrer, wie alle anderen und deshalb werden Sie schon die richtige Entscheidung treffen."

Der erste Unterrichtsbesuch

„Wenn wir unsere Nahrungsgewohnheiten nicht ändern, wie können wir dann jene Sklavenhalter verurteilen, die ihre eigene Lebensweise nicht ändern mochten?“ (P. Singer)
Bevor die Erinnerung daran verblasst, möchte ich die Ereignisse rund um meinen ersten Unterrichtsbesuch festhalten, den ich gestern über die Bühne gebracht habe.

Eigentlich beginnt die Geschichte schon früher, nämlich am vergangenen Samstag, als ich der Fachlehrerin der Klasse meinen Stundenentwurf zugeschickt habe - und darauf keine Reaktion erhielt. Super! Dachte ich, okay, dann mach ich einfach mein Ding. Am Dienstag Nachmittag fiel ihr dann doch ein mit mir darüber sprechen zu wollen, leider ohne ein konstruktives Ergebnis hervorzubringen. Da fielen dann Sätze wie "Also, wenn das meine Stunde wäre, würde ich das nicht so machen." und "Mach wie du denkst." und "Ich sag dir auch nicht, wie ich es machen würde, weil du das ja eh nicht gut findest." Kann mir mal bitte jemand sagen, wie man damit umgehen soll?! Davon mal abgesehen, dass die Frau ein wahnsinnig gutes Bild von mir haben muss, wenn sie solche Äußerungen von sich gibt... 

Jut, ich also nach Hause, natürlich voller Selbstzweifel und die Stunde komplett umgeschmissen. Nicht, dass ich konkrete Tipps bekommen hätte, aber die Zweifel an der geplanten Stunde waren immerhin so groß geworden, dass ich von vorne begonnen habe. Nachdem ich Helene gefühlte 125 Mails samt Anhang geschickt habe, mit Fragen wie "Meinst du, die lesen das in 10 Minuten?" u.ä., war ich gegen 21 Uhr fertig (im wahrsten Sinne), hab noch grob die Geschichtsstunde für heute geplant und bin nach zwei Gläsern Rotwein ins Bett.

4.45 der Blick auf den Wecker...klingelt erst eine Stunde später...was mach ich so lange?! Grübeln natürlich. Irgendwann war's dann aber auch so weit, ich in der Schule und der Seminarleiter samt Ako im Klassenzimmer. Ich habe den Schülern zuerst ein Bild von Sklaven und Sklavenhaltern gezeigt: "oh, die tun mir leid" und "Sklavenhaltung ist böse" etc. und dann das Zitat von Singer aufgedeckt. Ziel der Stunde war Singers Argumentation nachzuzeichnen bzw. zu prüfen, was wirklich gut geklappt hat. Am Ende dann die Frage, ob sie jetzt Vegetarier werden, die durchweg negativ beantwortet wurde, auch wenn sie Singers Argumentation schlüssig fanden. So eine Reaktion wird vom Seminarleiter übrigens so gewertet, dass die Schüler sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, eine gute Atmosphäre herrscht und sie sich trauen ihre wahre Meinung zu sagen, auch wenn die Lehrerin vielleicht etwas anderes erwartet.

Kurzum. Beide, Ako und Seminarleiter, waren begeistert! Erst Recht nach der Frage, ob ich Hilfe beim Erstellen der Stunde hatte, die ich ja verneinen konnte. Dafür habe ich mich mal gründlich ausgekotzt, was (leider) zur Folge hat, dass der Seminarleiter jetzt mit meinem Philo-Lehrer redet (den er auch ausgebildet hat). Der Seminarleiter findet nämlich, dass ich guten Unterricht mache und dass ich mich ruhig ausprobieren sollte. Und wenn die Methoden meiner Ausbildungslehrer nicht mein Ding sind, dann soll ich sie auch nicht machen. Zitat "Jetzt hören Sie doch mal auf sich zu rechtfertigen, das haben Sie gar nicht nötig!" ABER ich soll auch die Ratschläge meiner Lehrer berücksichtigen, weil man von jedem etwas lernt, im Zweifel von dessen Fehlern. Ich hätte eine provokante Art zu unterrichten, was ihm sehr gefällt, ihm hat die Stunde Spaß gemacht (was selten der Fall ist, laut eigener Aussage) und ich soll mir keine Sorgen machen. So eine Unterrichtsstunde erwartet er nicht am Anfang, sondern im Examen! Was bin ich stolz! Und ich habe das wirklich gebraucht! Endlich mal jemand, der mich als das wahrnimmt, was ich bin und nicht als streitsüchtige, besserwisserische Referendarin, die gegen Ratschläge immun ist. 

Die Lehrerin hat mich übrigens nicht gefragt, wie das Gespräch verlief. Ich hab's ihr aber auch nicht erzählt. Ich will da einfach keinen Kontakt mehr... Auch mein anderer Philo-lehrer, mit dem der Seminarleiter reden will, hat nicht nachgefragt, wie's lief. Ich sehe schon, ich werde mich in diesem Fachbereich die nächsten Monate sehr wohlfühlen ;-)

Ein herzlicher Dank an dieser Stelle noch mal an Helene, die zuhause schon auf mich wartete. Im Gepäck Pizza, Kuchen und den obligatorischen Sekt! Da haben die 5 Stunden Seminar am späten Nachmittag gleich viel mehr Spaß gemacht :-)

Leider bleibt nicht viel Zeit, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen, denn jetzt geht's an die Planung für die Lehrprobe am Montag, die dann auch benotet wird. Und von der ich hoffe, dass sie mindestens so gut läuft, wie die Stunde gestern.

In diesem Sinne: Viva la revolucion!

Blue Eyed - Filmtipp meines Fachseminarleiters für Philosophie


"Fremdenhaß hat nichts mit Hautfarbe oder ethnischer Zugehörigkeit zu tun, sondern nur mit oben und unten, mit arm und reich, mit höherwertig und minderwertig. Wo Fremdenfeindlichkeit herscht, werden auch Frauen, Behinderte oder Homosexuelle ausgegrenzt.

Jane Elliott, ehemalige Lehrerin aus dem Mittelwesten der USA, führt seit über 20 Jahren einen engagierten Kampf gegen Vorurteile, Ignoranz und Rassismus in ihrer Gesellschaft. Was sie nach dem Tode von Martin Luther King jun. 1968 mit ihren Schülern begann, praktiziert sie heute mit Lehrern, Studenten, Feuerwehrleuten oder ganzen Bankbelegschaften. In Workshops teilt sie die Menschen nach einem willkürlichen körperlichen Merkmal ein in BLAUÄUGIGE und BRAUNÄUGIGE. Letztere erklärt sie für besser und intelligenter und stattet sie mit Privilegien aus, die sie den Blauäugigen, die sie als schlecht, minderwertig und dümmer abqualifiziert, nicht gewährt. Viele Weiße erspüren hier zum ersten Mal das Gefühl, zu denen zu gehören, die nie gewinnen können, und so behandelt zu werden, wie die Gesellschaft Frauen behandelt, Farbige behandelt oder Menschen, die körperlich abweichend sind. Innerhalb von 15 Minuten schafft Jane Elliot einen Mikrokosmos unserer Gesellschaft mit allen Phänomenen und Gefühlen, die auch in der Realität aufscheinen. Ähnlich wie bei dem berühmt-berüchtigten Milgram-Experiment können sich selbst Teilnehmer, die voll über die Spielregeln informiert sind, nicht ihrer Rolle entziehen. Aus dem Spiel wird grausame Realität, die einige Teilnehmer in unvorhergesehene Gefühlstiefen stürzt..."

Hier gibt es das Filmheft der Bundeszentrale für politische Bildung dazu.

Montag, 23. Januar 2012

Ideologie, süße Schüler und die Bäckerfachverkäuferin

"In Deutschland leben 300.000 Geisteskranke, Epileptiker etc., deren Anstaltspflege 4 RM pro Tag kostet. Wieviel Ehestandsdarlehen von 1000 RM könnten damit finanziert werden?"

Wenn man diese Mathematikaufgabe aus der Zeit des Nationalsozialismus als Beispiel für deren Ideologie im Unterricht erzählt, lasse die Schüler NIE NIE NIE das Ergebnis berechnen... Eigentlich war es nur zur Anschauung gedacht, aber so schnell konnte ich gar nicht gucken, wie die Schüler ihre Taschenrechner hervorgeholt hatten. Eigentlich ein klasse Beispiel, wie gut man Schüler mit solchen Dingen ein Bewusstsein einimpfen kann, ohne dass sie es hinterfragen. In der Nachbesprechung teilte mir der Lehrer dann mit, dass in einer Examensstunde an dieser Stelle abgebrochen worden wäre - pietätlos :-( Er hat ja Recht, aber genauso gut zeigt es doch eben, wie das Einimpfen von Ideen funktioniert! Naja, es war einen Versuch wert.

Die 11. entwickelt sich wirklich zu meiner Lieblingsklasse. Oder sie wollen sich nur einschleimen. Aber das ist mir egal, wenn man bekniet wird, doch bitte weiter dort zu unterrichten. Ich soll nicht nur ab und zu kommen, sondern für immer da bleiben. Und am besten auch den Geschichtskurs übernehmen. Die letzte Klausur wäre so schlecht ausgefallen, weil sie's nicht verstehen und der Lehrer über falsche Wortmeldungen spottet, traut sich niemand aufzuzeigen (ha, der Westen hat meine Sprache erreicht ;-)). 

Aus dem Kurs noch eine kleine Anekdote von heute. Wir haben alle zwei Wochen im Nebengebäude und können deshalb nie pünktlich mit dem Unterricht beginnen. 5 Min später anfangen ist die Regel. Nachdem dann heute 95% des Kurses da waren, habe ich begonnen, obwohl der Lehrer auch noch nicht da war. Nach zwei Minuten kommt ein Schüler in den Raum und will anfangen, sich bei mir für sein Zuspätkommen zu entschuldigen. "Bitte kommentarlos setzen und zuhören" war mein Einwand. Gesagt, getan, er setzt sich, wir machen weiter. Nach weiteren 10 Minuten kommt der eigentliche Lehrer und macht was? Fängt erstmal groß und breit an zu erzählen, warum er zu spät kommt. Wohlgemerkt, wir waren mitten im Unterricht. Während er erzählend zur Bank in der letzten Reihe läuft, starre ich wütend seinen Hinterkopf an, während die kpl. Klasse vor Lachen fast vom Stuhl fällt. Mir lag auf den Lippen, ihm dasselbe zu sagen, wie dem zuspätkommenden Mitschüler, hab mich aber nicht getraut :-( Ich HASSE Unpünktlichkeit!

Und nun habe ich den längsten Unterrichtstag meiner bisherigen Referendariatszeit hinter mir. 6 Stunden Unterricht am Stück. Bzw. drei Doppelstunden (hört sich aber nicht so schlimm an, wie 6 Einzelstunden ;-)). Ich muss sagen, es geht. Zwar kam ich wieder nicht zum Essen und konnte in der 11. kaum noch reden, aber ich hätte es mir schlimmer vorgestellt.

Bevor ich mich gleich dem kommendem Unterricht der Woche widme, ein kleiner Nachtrag zur Servicewüste Aachen. Auf dem Heimweg gehe ich zu meinem Bäcker ums Eck, um Brot zu kaufen. Nicht nur, dass ich mit Brot und Schokocroissant den Laden verlassen haben, nein, ich weiß jetzt auch, dass die Bäckersfrau 39 Jahre verheiratet war, seit einem halben Jahr geschieden ist, weil ihr Mann in Kur war und dort "eine Dummheit begangen hat". Dass sie deswegen noch oft weint und von ihrem Lohn kaum leben kann. Außerdem muss man beim Bäcker zur Zeit sieben Tage die Woche arbeiten, weil sie nicht genügend Arbeitskräfte haben und die Stunden nicht ausbezahlt, sondern nur gutgeschrieben werden. Sie würde so gerne Abends mal ausgehen, hat aber nicht die Kraft dafür. Ich muss nachher mal in den Spiegel schauen, ob auf meiner Stirn steht "Bitte erzähle mir deine Lebensgeschichte" - es scheint fast so ;-)

Sonntag, 22. Januar 2012

Servicewüste Aachen?

Nach meinem gestrigen Besuch eines Shoppingcenters musste ich mir mal wieder eingestehen, wie sehr mich Berlin abgehärtet hat. Da wird man im Supermarkt angepflaumt, wenn man seine Sachen nicht schnell genug einpackt, die Kleidungsfachverkäufer ignorieren die Kunden (wenn man sie denn überhaupt mal zu Gesicht bekommt) und auf öffentliche Toiletten, egal ob Bar, Club oder Restaurant, geht man meistens ungern.

In Aachen ist hingegen alles anders! Da erzählt der Schlecker-Verkäufer vom harten Schicksal der Arbeitnehmer (das war schon vor Wochen - witzig, wenn man bedenkt, was bei Schlecker grad los ist); die Bäckereifachverkäuferin erklärt einem beim Brotkauf bereitwillig das Mülltrennsystem der Aachener; die öffentlichen Toiletten sind IMMER sauber, egal um welche Uhrzeit oder in welcher Lokalität und gestern dann die Mister-and-Lady-Verkäuferin, die mir bestimmt 15 Minuten Geschichten aus ihrem Leben erzählt hat. Dabei wollte ich nur ein Shirt kaufen. Beim Bezahlen erfuhr ich dann, dass sie mal dieselbe Haarfarbe hatte wie ich, ihr violett aber besser steht (naja); dass eben ein schnuckeliger Kunde da war, sie aber seit fünf Jahren verheiratet ist; "ihre" Männer (sie war arabisch-muslimischer Herkunft) Neandertaler seien, weil sie Schwule nicht leiden können und sie nach Feierabend erst mal ihren Mann anmachen will, weil der nie ins Fitnessstudio geht, obwohl er doch genau weiß, dass sie auf breite Schultern steht. Ich wusste beim Verlassen des Ladens auch, dass sie 23 und seit acht Jahren mit ihrem Mann zusammen ist. 

So was macht mich fertig! Die können das doch nicht machen. Ich steh immer da, bin total perplex und ahne, dass ich zurück in Berlin einen totalen Kulturschock erleiden werde. 

Ich habe auch noch nie erlebt, dass Busfahrer tatsächlich noch einmal anhalten, wenn ein potentieller Fahrgast hinter dem Bus herläuft. Hier sehe ich das alle zwei Tage. Liegt's an der Luft, am Südwesten (der mediterane Einschlag vielleicht), an dem leckeren Essen? Am Wetter kann's jedenfalls nicht liegen, denn seid ich hier bin regnet es eigentlich ständig...


Okay, bevor ich vom Hundersten ins Tausendste komme, wünsche ich allen einen guten Start in die Woche und ganz viel Sonne im Herzen!

Samstag, 21. Januar 2012

Jetzt wird's ernst


Nun beginnt langsam aber sicher der Ernst des Lebens. Mein EPG steht am kommenden Mittwoch an *aufgeregtbin* EPG steht hier für Entwicklungs-Perspektiv-Gespräch, welchem ein Unterrichtsbesuch vorausgeht. Das heißt, ein Fachseminarleiter meiner Wahl und die Ausbildungskoordinatorin (kurz: Ako) schauen sich 45 Minuten Unterricht an und danach spricht man über seine Wünsche, Hoffnungen und Träume. Das ganze ist zwar unbenotet, aber man besitzt ja Ehrgeiz und will sich nicht unbedingt von seiner schlechtesten Seite präsentieren. Und so saß ich heute ganze sechs Stunden an der Planung für eine pobelige Stunde...

Gezeigt wird eine Stunde zum Thema Tierethik (nachdem die Umweltethik ja so begeisternden Anklang gefunden hat...) in der 10. Klasse. Das oben gezeigte Video wollte ich eigentlich als Einstieg nutzen, aber ich will ja nicht, dass die ganze Klasse nicht mehr arbeiten kann, weil sie die Bilder diskutieren wollen. Ihr dürft mir gerne die Daumen drücken! 

Was ist sonst passiert? Eigentlich war's ne ruhige Woche. Im 11er-Philokurs nähere ich mich dem Ende und so wie's ausschaut komm ich so weit, dass ich in meiner ersten Lehrprobe das Thema Widerstandsrecht behandeln kann. Das wollte ich unbedingt, weil man da so schön die Geschehnisse in Nordafrika thematisieren kann. Lebensweltbezug und so. Mein Mentor meinte daraufhin, ich könne auch Stauffenberg als Beispiel anführen. Aber will ich wirklich Zeit damit verbringen, den Kids zu erklären, wer Stauffenberg war? Ich glaube nicht...

Die fünfte ist wirklich knuddelig und so habe ich diese Woche gelernt, NIE NIE NIE zu fragen, ob jemand ein Referat halten oder ein Plakat gestalten möchte. Dann passiert es nämlich, dass sich 26 von 28 Kindern melden, vor Aufregung fast vom Stuhl fallen, weil sie unbedingt was machen möchten. Das haut meinen ganzen Zeitplan übern Haufen. Aber kann man Nein sagen, wenn der Tatendrang so groß ist? Immerhin weiß man, wie schnell dieser Elan in der Schule verloren geht. Außerdem erzählt mir wirklich jede Woche ein Mädel aus der ersten Reihe, dass sie keine Lust auf Schule hat, weil sie grad "Fackeln im Sturm" guckt. Ich war ganz perplex, dass man das heute noch sieht?! Und wie viel die wissen! Das ist der Wahnsinn! Egal welches Thema, es gibt immer zig Jungs und Mädchen, die ihr Wissen zum Thema erzählen möchten. Sei es, dass sie schon mal einen Film dazu gesehen oder ein Buch gelesen haben. Kann mir keiner erzählen, dass die Jugend immer dümmer wird. Wenn das später so kommt, können die Kinder bestimmt nichts für!

Außerdem habe ich diese Woche angefangen, meine Makroplanung fürs nächste Halbjahr zu machen. Dort soll drinstehen, welches Thema wir mit welcher Klasse wann machen wollen. In Praktischer Philosophie ist das gar nicht so einfach, weil es keinen Lehrplan gibt, sondern nur Fragekreise die behandelt werden. Die kann aber jeder Lehrer dann machen, wann ihm danach ist und so fragt man sich durch, was da schon gemacht wurde und was für einen übrig geblieben ist. In der Siebten könnte ich demnach das Thema "Sexualität" behandeln...Äh nein, ich glaube nicht. Bei 15 Schülern, die zu 99% muslimisch-arabischen Hintergrund haben und dazu noch überwiegend männlich, fände ich das Thema zwar spannend, aber so viel traue ich mir dann doch nicht zu.

Und weil sich letztens beschwert wurde, dass ich hier nur über langweiliges Schulzeugs quatsche, noch eine kleine Anekdote aus meinem privaten Leben: Helene und ich wollten gestern ins Kino und danach irgendwo tanzen und was trinken. Wie man das so macht, trifft man sich vorher zuhause und trinkt schon mal ein Bier, damit der Film noch lustiger scheint, als er vielleicht ist. Böser Fehler! Aus dem geplanten Bier wurde Schwarzbier mit Metwein (hört sich ekliger an als es ist), Rotwein und ein Gläschen Kirschlikör. Keine Ahnung, wie ich ins Bett gekommen bin, fakt ist, dass ich an dem Abend weder im Kino noch sonstwo unterwegs war, sondern mich noch sehr ausführlich mit meiner zum Glück frisch geputzten Toilettenschüssel unterhalten habe. Keine Ahnung, wann mir das zuletzt passiert ist! Kein Wunder, dass ich heute so lange für meinen Unterricht gebraucht habe... Nun sind wir gleich wieder verabredet, aber momentan steht nur alkoholfreier Saftcocktail auf dem Plan ;-)

Montag, 16. Januar 2012

Freunde mit dem richtigen Gespür

Ein ganz herzlicher Dank an dieser Stelle an Tobi, der mir ein wundervolles Buch schenkte! Deine Vermutung, dass es mir gefallen könnte, hat sich voll und ganz bestätigt. Es hat mir einige heitere, sehnsuchtsvolle aber auch traurige Momente beschert. Und so konnte ich mir beim letzten Satz dann doch kein Tränchen verkneifen. Ich glaube, wenn ich eine Zeitmaschine hätte, wären die 80er in Berlin auf jeden Fall einer meiner Stationen. Das hat ja auch schon Herr Lehmann gezeigt :-) Vielen Dank!

Yeah!


Jaaaaa, endlich bekommt man mal ein positives Feedback! Und zwar von einer Seite, die sich bisher enthalten hat und die doch aber die Wichtigste ist: die Schüler! 

Mein Philo-Kurs (11. Klasse) hatte heute die Aufgabe ein Schaubild in Gruppen zu erstellen (Der Weg des Menschen vom Naturzustand in die politische Gesellschaft). Und wie man es halt so macht, geh ich von Gruppe zu Gruppe, beantworte Fragen und schau ob alles im Laufen ist. Die Gelegenheit wollte ich nutzen, um den Schnatterinchen der Klasse zu sagen, dass ich sie zwar mag, sie aber ruhiger werden müssen, besonders mit Blick auf meine Lehrprobe, die in zwei Wochen ansteht. Nein, da wären sie ja ganz anders und würden sich ganz viel Mühe geben. Das habe ich tatsächlich schon öfter gehört, dass die Schüler wirklich mitfiebern und einen in der Regel nicht in die Pfanne hauen wollen (bei meiner 10. bin ich mir da allerdings noch nicht so sicher, aber egal). Nun kam die Frage von ihnen, wie viele Lehrproben man denn machen müsste und auf meine Antwort, dass man 5 pro Fach machen müsste plus 3 unbenoteten, kam doch dann tatsächlich die Frage, warum ich sie nicht auch in Geschichte unterrichten würde. Ich meinte, dass ich mir das tatsächlich schon überlegt hätte (weil ich beim eigentlichen Lehrer eh schon zwei Klassen unterrichtet habe), man aber abwarten müsse, wie mein Stundenplan im Februar aussieht, ich aber fragen werde, wenn es denn von den Stunden passen würde. "Oh ja, das wäre schön!" *seufz* Da war ich doch gleich 10 cm größer und die Kritik des Lehrers nach der Stunde gleich viel weniger schlimm für mich :-)

Der wiederum äußerte sich in der Nachbesprechung ganz typisch: "Du musst in der Lehrprobe unbedingt einen Bezug zur Lebenswelt der Schüler herstellen, das wollen die sehen! Naja, ich finde das ja total unrealistisch. Wer macht das denn?!"

Und ganz speziell für meine lieben Ex-Kommilitoninnen aus Berlin, die noch vor dem Ref stehen: think-pair-share ist hier in NRW das Zauberwort. Der Arbeitsauftrag in der Erarbeitungsphase besteht immer aus drei Teilen: 
1. Lese den Text alleine und schreibe wichtige Stellen heraus (think), 
2. Vergleiche die herausgearbeiteten Gedanken mit deinem Sitznachbarn (pair) und 
3. Erarbeitet in der Gruppe ein Schaubild aus diesen Gedanken (share) - 
Also je nach Gegenstand die Aufträge angepasst, in 3. muss es auch kein Schaubild sein, war nur ein Beispiel. Ich hab entweder geschlafen oder war nicht da, als uns das in Berlin beigebracht wurde...

Sonntag, 15. Januar 2012

Diätplan


Ich will heute mal nicht schimpfen, jammern oder Trübsal blasen, sondern die positiven Aspekte meines momentanen Lebens hervorheben. Ohne es zu wollen, habe ich die für mich perfekte Diät gefunden. Jahrelang probiere ich eine Diät nach der anderen aus, zähle Punkte, treibe Sport, verzichte auf Süßes und jetzt läuft's ohne das alles. Das Geheimnis: arbeiten, statt essen.

Nun ist es nämlich so, dass ich morgens noch nichts runter bekomme. Frühstück fällt demnach von Haus aus aus (es sei denn ich habe am WE Besuch, dann frühstücke ich total gerne). In der Schule bleibt dann ín den Pausen kaum Zeit etwas zu essen. Da muss man die Stunde nach- oder vorbesprechen, eine rauchen und flugs geht's weiter. Da ist man froh, wenn man die mitgebrachte Stulle auf dem Weg ins Klassenzimmer schafft. Dann am Nachmittag zuhause, die große Frage: Koche ich etwas? Hm...dauert so lang und außerdem muss man dafür noch extra einkaufen. Weil man sich trotzdem noch nicht ganz dagegen entscheiden kann, kocht man erst mal einen Kaffee und setzt sich schon mal an die Unterrichtsplanungen. Schwuppdiwupp sind drei Stunden rum und man hat jetzt auch keine Lust mehr, sich mit Einkaufen und Kochen rumzuschlagen. Weil gar nix essen aber doof ist, schmiert man sich noch ein Brot und das war's dann. Das ist natürlich alles andere als gesund, hat sich aber trotzdem so eingebürgert.

Jetzt könnte man natürlich zu dem Schluss kommen, dass ich nur jemanden brauche, der für mich kocht. Wäre allerdings auch nicht die Lösung des Problems, wie ich am Freitag feststellen konnte. Da bin ich nämlich mit dem festen Vorsatz nach Hause gefahren, einzukaufen und mir etwas leckeres zu kochen, bevor ich irgendetwas für die Schule mache. Hab ich auch gemacht und so gab's lecker Nudelauflauf vorm TV. Und was war das Ende vom Lied? Ich bin eingeschlafen und abends mit leichter Übelkeit aufgewacht. Ein halber Tag sinnlos vergeudet und das nur, weil der Nudelauflauf so lecker war. Dämlich!

Und so bin ich die drei Kilo Andenken aus der Zeit der Masterarbeit wieder los. Unerklärlicherweise ist auch die Angewohnheit sinnlos Süßes in mich reinzustopfen und mir dabei einzureden, es wäre gut für mein Denkvermögen, abhanden gekommen. Wer hätte das gedacht...

So, mein Käffchen ist fertig. In diesem Sinne noch einen entspannten Sonntag Nachmittag!

Freitag, 13. Januar 2012

Aaargh!

Was gibt's schöneres, als am Freitag heimzukommen und einen Vollstreckungsbescheid im Briefkasten vorzufinden? Richtig, nichts! Meine liebe (ehem.) Krankenkasse mal wieder. Irgendwer hat wohl irgendwann vergessen, in der Insolvenzstelle Bescheid zu geben. Zum Glück war die Kollegin, mit der ich sonst immer rede, nicht mehr da, so konnte man ihr getrost alle Schuld in die Schuhe schieben...


Aber es gab heute auch schon durchaus schöne Momente. Die bisher noch unbekannte Klasse 9, bei denen ich auch in zwei Wochen Lehrprobe habe, sind wirklich ganz lieb. Mir hat die Stunde gefallen, der Lehrer kam trotzdem mit drei Seiten Notizen nach der Stunde. Aber alles halb so wild: Lehrerecho, Unruhe durch häufiges durch-die-Klasse-gehen, zu viel geredet. Nichts, was man nicht abstellen könnte. So nach und nach zumindest. Das Material war toll und die Lehrerpersönlichkeit vorhanden. Immerhin! Am Ende die Frage, ob er mal eine Kamera mitbringen könnte und eine Stunde filmen, damit man seine Fehler nicht immer nur gesagt bekommt, sondern selbst sehen kann. Na klar, warum nicht! Mit solcher Kritik lässt sich leben, vor allem, wenn sie so ruhig vorgetragen wird und durch handfeste Verbesserungsvorschläge unterstützt wird. Die Historiker eben ;-)

Mittwoch, 11. Januar 2012

Wieder voll drin


Zwischen Schule und Seminar, bei Kaffee und Schokocroissant (man muss sich ja seine Inseln schaffen), wird's mal Zeit für ein Zwischenfazit der Woche:

Sonntag - Zwischen Wut und Tränen, bei völliger Schlaflosigkeit Gedanken über Alternativen und Amokläufen. Blöd nur, dass man eigentlich nicht der Typ fürs Aufgeben ist und der Schluss, dass ich in Aachen auch grad nichts anderes zu tun habe...

Montag - Lektionen in Demut. Bei der gefühlten 137ten Aussprache mit meinem Philo-Lehrer, der Beschluss einfach zu machen. Nicht fragen, nicht diskutieren, einfach tun. "Aber" soll's nicht mehr geben. Ist eigentlich nicht mein Ding und auf den ersten Blick verachtenswert, aber anders komme ich nicht weiter. Im Grunde verstehen wir uns sogar, wenn nur die Vorstellungen von Unterricht nicht wären. Aber der fairnesshalber sei gesagt, die Stunde lief nach den Änderungswünschen super. Am Ende das Versprechen auf beiden Seiten: er schaut sich die Sachen früher an, dann bin ich auch nicht so angefressen, wenn etwas geändert werden muss. Generell wollen wir uns auf Telefonate verlegen, in Mails kann einfach zu viel missverstanden werden. Mal sehen, was die Zukunft bringt... Im Übrigen habe ich gelernt, dass ein anderes Wort für "alt", "ausgestorben" ist (5.Klasse).
Dienstag - mal ausnahmsweise nicht die Schule, die mich erregt bzw. zum Lachen bringt. Alice, Internetanbieter, also diejenigen, die ihren Kunden ermöglichen Mailverkehr zu pflegen, besitzen leider keine Mail-Kontaktdaten, wenn man ihnen etwas schicken muss. Da muss dann doch das altmodische Fax herhalten. Steht ja auch bei jedem in der Wohnung. Naja... Und - ich liebe sie - meine alte Krankenkasse. Seit neun Monaten verbringe ich mindestens einmal im Monat Zeit mit denen, auch wenn ich seit drei Monaten nicht mehr dort versichert bin. Erst werde ich aufgefordert für einen Monat zu zahlen, in dem ich dort schon gar nicht mehr versichert war, als nächstes verursachte das Arbeitsamt Irritationen, weil sie keine Beiträge abgeführt haben und Anfang Dezember dann eine Mahnung über knapp 700 Euro. Da kann einem schon mal die Kinnlade runterklappen. Aber gut, dort angerufen, meine Sachbearbeiterin arbeitet nicht mehr da, also einer anderen netten Dame die Situation erklärt, Dokumente ausgetauscht (per Mail ;-)) und das Versprechen, dass jetzt alles gut ist. Wäre zu schön gewesen. Über die Feiertage dann ein Brief von der Sachbearbeiterin, die bereits Anfang Dezember nicht mehr dort beschäftigt war. Hm...gut, es ging diesmal nur um knapp 40 Euro. Trotzdem wieder alle Unterlagen rausgekramt und erneut telefoniert. Die regen mich wirklich auf! Die alte Sachbearbeiterin ist wirklich nicht mehr da, aber auf den Briefen steht noch ihr Name, weil man das bisher noch nicht ändern konnte. Die angemahnten 40 Euro sind ein Versehen bzw. die neue Sachbearbeiterin war ratlos, warum die angemahnt werden. Erneut das Versprechen, dass jetzt alles geklärt ist. Warten wir's ab! 

Mittwoch - 10. Klässler interessieren sich nicht für Umweltethik. Schade eigentlich... Die einen finden die Texte so langweilig, Spielchen darf ich aber nicht spielen, weil der philosophische Gehalt dann fehlen würde. Die anderen zweifeln am kompletten Klimawandel, darf man aber auch nicht drüber sprechen, weil wir ja nicht in Bio oder Chemie sind. Da können die nächsten vier Wochen ja heiter werden.

Und nun noch ein wenig Ordnung schaffen und dann los zu den Seminaren!

Sonntag, 8. Januar 2012

Ist Gewalt an der Schule erlaubt?


Nein, ich bin nicht aggressiv...überhaupt nicht...aber manchmal, könnte ich mit dem Ar... voran in so manches Gesicht springen!

Zum Beispiel, wenn man seine Ideen für den Unterricht (Verlaufsplan, Material, Text, Aufgaben und Lösungen) am Donnerstag dem entsprechendenem Lehrer schickt und dann am Sonntag Nachmittag eine Antwort bekommt. Natürlich nicht, dass alles schick ist und die Stunde bestimmt gut wird. Nein, da heißt es vielmehr "Sehr schöne Idee, aber das würde ich so machen, hier müsstest du noch was umstellen und überhaupt würde ich es ganz anders machen". Ruhig durchatmen...

Ach iwo, das kostet mich ja gar keine Zeit. Nein, ich beginne gerne wieder von vorne. Ist überhaupt kein Problem! Individuelle Lehrerpersönlichkeit? Wer braucht denn so was? Neumodischer Schnickschnack!
Sonst noch irgendwelche Wünsche?

Freitag, 6. Januar 2012

It's a long way...


GRANDIOS!

Gleich geht's ab ins Wochenende!

Und weil jetzt alle wissen, wie man die Bilder lesbar bekommt, hier noch ein kleines Rätsel für's Wochenende:
 Noch die Fragen dazu:
Viel Spaß beim Tüfteln! Ich gebe mich jetzt niederen Freuden hin... :-)

PS: Wenn jemand Ahnung davon hat, wie man auch pdf-Dateien hier reingestellt bekommt, bitte melden!

Mittwoch, 4. Januar 2012

Erster Schritt in die kreative Richtung

Falls das mit dem Ref doch nix wird, dann werde ich Journalistin. Dafür habe ich heute schon mal geübt und die Titelseite einer bekannten "Zeitung" entworfen, die ich als Einstieg für die 11. Klasse zum Thema "Begründung, Rechtfertigung und kritische Analyse von politischen Ordnungen auf der Grundlage von Lockes zweiter Abhandlung über die Regierung" nutzen will. Ich bin gespannt, was a) mein Philo-Mentor davon hält und b) wie die Schüler reagieren. Sind ja nur noch 5 Tage, dann weiß ich mehr...

Ich liebe Christian Ulmen!

 

...aber nur auf geistiger Ebene ;-) 
Jedenfalls steht der Film auf der to-do-Liste! Angeblich haben weder die Lehrer noch die Schüler während der Dreharbeiten gemerkt, wer da eigentlich in der Klasse sitzt. Kaum zu glauben, bei der Stimme und dem Gesichtsausdruck!

Sonntag, 1. Januar 2012

Vorschau auf das neue Jahr


Warum habe ich mich nun doch dazu entschlossen einen Blog zu schreiben? Nein, nicht weil Franzi immer sagt, ich solle meine Geschichten und Erlebnisse aufschreiben. Das Jahreshoroskop ist schuld. Obligatorisch zum Jahresanfang sucht man in solch wissenschaftlich fundierten Artikeln nach der Antwort auf die Frage, was das neue Jahr wohl bringen mag. Natürlich immer darauf bedacht beim Lesen möglichst viel Glück, Erfolg, Geld und Liebe in die Worte hineinzuinterpretieren. Und da sprangen sie mich nun an, die Worte, die mich quasi dazu zwangen mich hier anzumelden:

"Dies könnte der Beginn der visionärsten und kreativsten Periode Ihres bisherigen Lebens sein. Sie waren schon immer mutig genug, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Doch jetzt sind Sie mehr als das, Sie sind stolz auf Ihre Vorstellungskraft und lassen Ihrem Drang, sich auszuleben, freien Lauf."

Schön! Wer mich kennt, weiß, dass ich alles andere als kreativ bin, aber das wird sich ja nun ändern. Ihr werdet sehen, am Ende des Jahres 2012 habe ich nicht nur regelmäßig in diesen Blog geschrieben, sondern außerdem ein neues Regal geschreinert, einen neuen Bezug fürs durchlegene Sofa geschneidert, unzählige Bilder gemalt und das erste Buch wartet nur noch auf seinen Verleger.

Aber schauen wir weiter in die Zukunft:

"Der Wettkampf auf dem Gebiet, auf dem Sie tätig sind, wird immer härter, fressen und gefressen werden lautet das Motto Ihres Umfelds. Ihre größte Konkurrentin sind jedoch Sie selbst. Sie wollen nicht nur stets up to date bleiben und immer die neuesten Trends kennen, Sie stehen auch regelrecht unter Feuer, Und wenn dieses innere Feuer erstmal brennt, dann geben Sie wirklich alles, um an die Spitze zu kommen."

Ich wusste es schon immer, die Schule ist ein anarchisches Territorium. Wenn man da nicht aufpasst wird man auf der Flucht vor dem Direktor von seinen Schülern gefressen. Aber nicht mit mir! Vorher verbrenne ich mit meinem inneren Feuer alle, die mir gefährlich werden könnten. Und am Jahresende bin ich nicht nur mit meiner Ausbildung fertig, sondern direkt zur Ministerin für Schule und Weiterbildung aufgestiegen. Nun ja, so schnell wird's wohl nicht gehen, aber vielleicht 2013. Man soll ja immer nach den Sternen greifen und mit Peanuts geben wir uns nicht zufrieden.

"Lassen Sie Ihre Verführungskünste für den Moment ungenutzt, Sie sollten stets professionellen Abstand bewahren, auch wenn Ihr Gegenüber noch so anziehend ist. So kuschelig die Vorstellung auch sein mag, es sich mit jemandem in einer kalten Nacht gemütlich zu machen... Vergessen Sie nie, dass jeder menschliche Kontakt, den Sie schließen, auch immer finanzielle Aspekte hat."

DAS finde ich wirklich witzig! Von Verführung über professionellen Abstand über Kuscheln hin zu dem naheligenden Faktor: Geld! Ich muss gestehen, dass ich den Satz zweimal lesen musste, weil ich's kaum glauben konnte. Trotzdem brauche ich mir darüber keine Gedanken zu machen. Wo nichts ist, kann nichts wegkommen. Das wird sich auch 2012 nicht ändern. Das mit dem professionellen Abstand muss ich allerdings tatsächlich üben. Nicht, weil ich alle Kollegen verführen will, sondern weil vielleicht nicht jeder mit meiner direkten und extrovertierten Art zurecht kommt. Darauf sollte ich mehr Rücksicht nehmen. Ich versuch's - versprochen!

"Sie sind nicht alleine. Abgesehen von jenem dunklen Raum, den jeder Skorpion sein eigen nennt, und den niemand jemals freiwillig betreten würde, haben Sie im kommenden Jahr jemanden an Ihrer Seite. Jupiter wandert durch Ihr Siebtes Haus, Sie haben einen Anwalt, einen Freund, jemanden der Sie unterstützt und an Sie glaubt bei sich. Diese Verbindung ist wertvoll, denn Sie verhilft Ihnen auch zu mehr materiellem Wohlstand. Doch mit allem Geld der Welt lässt sich eine Sache nicht erkaufen: Die Gewissheit, dass es da draußen Menschen gibt, die Sie wertschätzen und Sie lieben."

Okay, vielleicht ändert sich 2012 ja doch etwas in finanzieller Hinsicht. Puh...jetzt aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr freue und am Ende vielleicht doch nicht im Lotto gewinne. Aber nein, das alles ist ja nicht wichtig, weil ich geliebt und gewertschätzt werde. Das freut mich doch! Und ganz ehrlich, so ein, zwei Menschen braucht man ja tatsächlich, auch wenn ich ganz gut mit mir alleine klar komme. Es wäre nur schön, wenn es in der neuen Heimat noch ein, zwei mehr werden.

"Niemand kann in Ihren Kopf steigen und die Nachrichten dechiffrieren, die Sie sich selber schicken. Es gibt da einem sehr privaten Bereich in Ihnen, der sich einerseits nach Nähe sehnt, anderseits aber befürchtet, in eine Falle zu tappen. Um jegliche negative Gedanken aus Ihrem Kopf zu vertreiben, die vornehmlich davon handeln, dass Ihre Mitmenschen hinter Ihnen her sind, mögen diese Gedanken nur real oder eingebildet sein, müssen Sie im kommenden Jahr einem strikten, spirituellen Kurs folgen."

Ich soll dem Ruf des Universums folgen sagt das Horoskop weiterhin. Ganz so dramatisch würde ich es wohl nicht ausdrücken, aber so ähnlich glaube ich tatsächlich daran. Vor allem glaube ich daran, dass man regelmäßig in sich hineinhorchen sollte, sich und sein Leben hinterfragen und es ggf. ändern, wenn man merkt, dass es nicht in die Richtung läuft, die man angestrebt hat. Das heißt nicht, dass man bei jeder Kursänderung sofort das Ruder herumreißen soll - manchmal gehört das ja auch dazu, wenn man nicht auf direktem Weg ans Ziel gelangen kann - aber es ist wohl das Schlimmste, wenn man irgendwann aufwacht und merkt, dass man ein Leben führt, was man gar nicht wollte bzw. auch nicht will.

Jetzt werde ich aber erst einmal meine zwei Persönlichkeiten sammeln und entspannt den ersten Tag des neuen Jahres genießen, ganz ohne Verfolgungswahn, Feuer und Universen, die rufen. Geld brauche ich dafür zum Glück auch nicht, da kann ja nichts mehr schief gehen.

Ich wünsche allen ein gesundes und glückliches neues Jahr. Und wer sich ebenfalls für seine Sterne interessiert, hier der Link zum Horoskop: http://www.fem.com/astro/jahreshoroskop/index.html

Erklärung zum Titel


Der Titel des Blogs hat wohl eher nichts mit seinem Inhalt zu tun. Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade in Berlin bin oder dass mir das Lied immer ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Aber vielleicht stellt der Titel auch mein Motto des Jahres 2012 dar. Stell dich nicht so an, komm ma klar hier :-) Mal sehen, ob's funktioniert...